Elan und Kreativität konnten die Diebe dem jungen, aus Georgia stammenden Quintett freilich nicht stibitzen, wie sie jetzt mit ihrem Selbstbetitelten Debüt bestätigen. Nicht einmal die gute Laune kam ihnen abhanden. So strotzen die meisten der elf, größtenteils von Stokes Nielson geschriebenen Titel vor sonnigen Melodien, lässigen Arrangements, positiven Inhalten und fröhlichen Momenten. "Wir möchten unseren Hörern eine gute Zeit bereiten", sagt Leadsänger Ryder Lee. Und Stokes Nielson sagt: "Dass wir schon harte Zeiten erlebt haben, hat uns nur noch enger zusammen geschweißt. Jetzt wissen wir, was wir wollen - und was wir am besten können."
Was Stokes, Ryder & Co. tatsächlich hervorragend können, ist die Mischung aus modernem Rock, starken Melodien in Kombination mit gestandenem Storytelling und ausgereifter Musikalität. Wer auf Black Hawk, Wrestless Heart und - die persönlichen Idole der Band - Alabama steht, wird bestimmt auch an The Lost Trailers seine Freude haben. So geht die CD mit "Call Me Crazy" gleich mal wirklich überzeugend los. Ein aufgelegter Country-Rocker über einen Kerl auf der Suche nach der großen Liebe. Textlich kein Hemmingway, aber musikalisch voll und ganz auf der Höhe der Zeit. Mit "Why Me" liefert die Band zu einem an die besten Momente von Black Hawk erinnernden Sound dazu auch noch gewissen Tiefgang. Stokes Nielson schrieb den Titel gemeinsam mit Jimbeau Hinson.
Im dritten Song "I'm A Country Man" knüpfen die mittlerweile in Nashville lebenden Newcomer an die Big & Rich-Masche an. Ganz dezent, versteht sich. So sind die Rap- und härteren Gitarren-Einlagen lediglich angedeutet und finden ihre harmonische Auflösung ziemlich schnell in einem gefälligen Refrain. Das Zugeständnis an den Modetrend ist sicher nicht der stärkste Song des Albums, hätte aber auch wesentlich unerfreulicher ausfallen können.
Vollauf gelungen sind dagegen die nachfolgenden vier Titel: "Summer of Love", "Dixie Boy Special", "All This Love" und "Hey Baby". Während der erste und letzte Song dieses starken CD-Mittelteils mit Alabama-typischen Euphorie-Melodien punkten können, geht es bei dem von Gary Nicholson, Paul Overstreet und Jon Randall komponierten "All This Love" in ruhigere, mit Gospel-Sprenkel versehene Gefilde. Beim "Dixie Boy Special" - eine Co-Produktion von Stokes Nielson, Jimbeau Hinson und David Lee Murphy, der auch als Gastsänger mitmischt - zeigt die Band ihre ganze musikalische Klasse. Wobei da einige "Additional Musicans" garantiert fleißig Hand angelegt haben. Allen voran Drummer Steve Ebe (Ex-Human Radio), Tony Paoletta (Pedal Steel Guitar) und der neu bei Lynyrd Skynyrd eingestiegene Gitarrist (und Namensvetter des Autors dieser Besprechung) Mark Matejka.
Der Rest der CD beschert nicht mehr viel Neues, nur: solide, starke Songs. Und das ist doch was ...
Fazit: Ein bemerkenswertes Debüt einer Band mit merkwürdigen Namen, mit Songs im Kielwasser von Black Hawk, Wrestless Heart und Alabama.Label: BNA Entertainment (Sony) | VÖ: 15. September 2006 |
Titelliste
01 | Call Me Crazy | 07 | Hey Baby |
02 | Why Me | 08 | The Only One |
03 | I'm A Country Man | 09 | Tell Me |
04 | Summer of Love | 10 | Gravy |
05 | Dixie Boy Special | 11 | Simple Life |
06 | All This Love |