Morgan Wade wird erwachsen auf ihrem neuen Album "The Party is Over Recovered)"
Anfang 2018 veröffentlichte Morgan Wade ihr selbst produziertes Debütalbum "Puppets with My Heart". Ihr Durchbruch bei einem Major-Label gelang ihr im März 2021 mit "Reckless", das die von Kritikern hochgelobte Single "Wilder Days” enthielt und ihr half, sich als raue, emotional geprägte Stimme der modernen Americana zu etablieren.
Seitdem hat Wade zwei weitere Alben veröffentlicht - "Psychopath" im August 2023 und "Obsessed" im August 2024 -, die jeweils ihre einzigartige Fähigkeit zeigen, Country-, Rock- und Punk-Einflüsse mit sehr persönlichen Geschichten zu verbinden. Mit ihrem vierten Studioalbum "The Party is Over (Recovered)" greift sie frühe Demos und bei den Fans beliebte unveröffentlichte Tracks aus der Zeit vor ihrem Major-Label-Vertrag wieder auf und interpretiert sie zusammen mit neuem Material neu, das allesamt von ihrem langjährigen Kollaborateur Clint Wells produziert wurde. Die Titelsingle ist eine kraftvolle Hymne auf das anhaltende Verlangen nach Nüchternheit, während die gesamte Sammlung ihre furchtlose Auseinandersetzung mit Anziehung, Herzschmerz und der Intensität menschlicher Beziehungen fortsetzt.
"The Party is Over (Recovered)" musikalisch ambitioniertest und textlich verletzlich
"The Party is Over (Recovered)" ist ein mitreißendes, emotionsgeladenes Statement - ihr bisher musikalisch ambitioniertestes und textlich verletzlichstes Album. Mit dem Titelsong stürzt uns Morgan Wade mitten in eine toxische Beziehung, begleitet von bluesigen Southern-Rock-Klängen, die in einen mitreißenden Refrain à la Avril Lavigne meets Dixie Grit münden. "Ich weiss, dass du meine ganze Energie verschwendet hast", spuckt sie voller Entschlossenheit und Schmerz, während rasante Gitarren und ein herausragendes Solo ihre Wut unterstreichen. Es ist ein explosiver Opener, der den Ton für ein Album angibt, in dem Herzschmerz und Trotz Hand in Hand gehen.
In "Let Us Down" setzt sich Morgan Wade mit den emotionalen Trümmern auseinander, die entstehen, wenn man jemanden liebt, der bereits vergeben ist. Über einem kräftigen Bett aus stampfenden Gitarren und üppiger Produktion gesteht sie: "Ich musste gehen, weil ich diese Stadt nicht mehr ertragen konnte" und entscheidet sich damit für moralische Klarheit statt Leidenschaft. Hier findet sich eine Ehrlichkeit à la Taylor Swift - roh, klar und unverblümt - gepaart mit der klanglichen Wucht von Paramores Angst und Avrils Attitüde. Wade scheut sich nicht vor Unordnung, sondern stürzt sich hinein und bietet Katharsis durch punkigen Southern Rock, der gleichermaßen schmerzt und knurrt.
Diese emotionale Tiefe erreicht in "East Coast", einem der eindringlichsten Momente des Albums, ihren Höhepunkt. Hier ist Morgan Wade erschöpft, müde und lässt ihre Erinnerungen über atmosphärischen Gitarrenklängen und Pedal Steel ausbluten. "Es hat mir das Leben genommen", singt sie über eine zerstörerische Beziehung, und als sie die Idee äußert, ins Meer zu fahren, trifft es einen wie ein Schlag in die Magengrube. Hier zeigt sich Wade von ihrer dramatischsten und filmischsten Seite und umarmt Verletzlichkeit und Verzweiflung in einem Track, der vor Gewicht und Schönheit schmerzt.
"Roses" entfacht die Punkrock-Flamme mit einer dringenden Bitte neu: " Du musst mich gehen lassen." Wades Stimme brennt mit einer Intensität auf Paramore-Niveau und einem Hauch von Kelly Clarksons Feuerkraft, während sie gegen eine weitere toxische Dynamik wettert. Grunge-Gitarren und ein sengendes Solo evozieren die Angst der 90er Jahre mit einem südlichen Akzent und verleihen dem Song eine unruhige Energie, die seine lyrische Verzweiflung perfekt ergänzt. Es ist ein Höhepunkt von Wades klanglichem Balanceakt - voller Schärfe und doch zutiefst melodisch.
Morgan Wade kann auch leise und kraftvoll
Leiser, aber nicht weniger kraftvoll, konfrontiert Morgan Wade in "Left Me Behind" Betrug und Verwirrung in einer Beziehung, die zwischen Lügen und unausgesprochenen Wahrheiten gefangen ist. "Wir sind beide wirklich gut darin, zu lügen", gesteht sie in einer der eindringlichsten Zeilen des Albums. Die Unklarheit über das Geschlecht der anderen Frau verleiht Wades lyrischer Welt zusätzliche Tiefe und unterstreicht die Fluidität ihres Erzählstils und ihrer Identität. Der Song baut sich sanft auf, landet aber mit großer emotionaler Wucht – eine weitere Anspielung auf die lyrische Bekenntniskunst à la Taylor Swift.
Morgan Wade zeigt ihr ganzes Spektrum in Tracks wie "Candy From Strangers" und "Parking Garage". Ersterer ist ein ausgelassener Barroom-Rocker mit schmierigen Gitarren und einem Augenzwinkern an das glamouröse Chaos von "Timewarp" aus The Rocky Horror Picture Show. Es ist der größte Spaß, den sie seit Jahren auf Platte hatte - eine ausgelassene Ode an Dating-Missgeschicke und das Chaos ihrer jüngeren Jahre. Im Gegensatz dazu ist "Parking Garage” ein üppiger, langsam brennender Blues-Song, der von Nostalgie durchtränkt ist. Streicher und Gospel-Gesang erheben ihre Geschichte über jugendliches Kiffen und emotionale Narben zu etwas Filmischem und seltsam Tröstlichem.
Die letzten drei Tracks ("High in Your Apartment", "Stay" und "Hardwood Floor") führen uns tief in Wades emotionales Innerstes. "High in Your Apartment" ist ein sumpfiger, Sabbath-artiger Grunge-Bekenntnis über Kokain, Chaos und das Festhalten an zerbrochenen Erinnerungen. "Stay" versetzt uns zurück in den Süden, mit Orgel und Twang, während Wade um eine Liebe bittet, die sie nicht zurückhält. Aber es ist "Hardwood Floor", das das Album mit atemberaubender Verletzlichkeit abschließt. Wade singt über ihren Wunsch nach Mutterschaft inmitten der Stille kinderloser Nächte, und ihre Stimme schwebt über spärlichen Tasten und eindringlichen Harmonien. Es ist karg, schmerzhaft und absolut unvergesslich.
Fazit: Mit "The Party is Over (Recovered)" macht Morgan Wade einen gewaltigen Sprung nach vorne. Hier ist eine Künstlerin, die ihren Sound, ihre Geschichte und ihre Wahrheit voll und ganz beherrscht. Das Album rockt, blutet, tobt und weint.










