"Where Did All The Cool Kids Go?" fragt sich der niederländische ESC-Teilnehmer Douwe Bob auf seinem sechsten Album
All' das und ein bisschen mehr, präsentiert Douwe Bob nun auf seinem sechsten Longplayer "Where Did All The Cool Kids Go?". Eigentlich wäre er selbst qualifizierter Ansprechpartner für diese Frage. Denn der vielseitig talentierte Entertainer gehört seit Jahren zu den prominentesten niederländischen TV-Stars: als Juror verschiedener Casting-Formate (unter anderem "The Voice Kids NL"). Außerdem, und das soll bei dem Künstler einen "Perspektiv-Wechsel" ausgelöst haben, ist Bob kürzlich selbst Vater geworden. Apropos Vater: Sein eigener war Mitglied der so populären wie abgefahrenen Design-Gruppe "The Fool", die für unter anderem Musikinstrumente und Autos für die Beatles und Eric Clapton verhübschten.
"Where Did All The Cool Kids Go?": vielleicht zu einem Douwe Bob-Konzert?
Für die PR-Experten seiner Plattenfirma ist das Grund genug, um Douwe Bob jetzt "zwischen Beatles-Gitarren und John Lennons Rolls Royce" aufwachsen zu lassen. Ein hübsches Bild. Das aber zum einen musikalisch in die falsche Richtung weist und zum anderen Bob als Musiker herabsetzt. Mit fremden Federn muss sich der 1992 in Amsterdam geborene Künstler schließlich gar nicht schmücken, seine eigene Biografie ist dazu interessant genug.
Mit dem Titeltrack steigt der Niederländer in das Album ein. Es dauert keine zehn Sekunden und man weiß, dass man es hier mit einem lupenreinen Pop-Track zu tun hat. Song-Futter für den Mainstream. Für das Hit-Radio, für junge Hörer und Hörerinnen. Ein Track mit zwingendem Refrain, flottem Beat und in etwa so gehaltvoll wie eine hauchdünne Scheibe Gouda Light. Lässt sich gut hören, aber satt wird man mit dieser musikalischen Magerkost freilich nicht.
Wer jetzt denkt, Douwe Bob habe seine Folk- und Country-Roots nun gekappt, darf sich getäuscht sehen. Das macht bereits das anschließende "Chase My Heart Away (Hero)" mit leisen akustischen und dazu höchst gelungenen Folk- Harmonien (in den Strophen) deutlich. Gut, im Refrain lebt der Mann seine zweite, seine Pop-Seite aus - aber das immerhin gefällig mit gelungenen Melodiebögen.
Douwe Bob: extrovertierter Typ mit leisen Tönen
Letzteres gilt auch, oder besser: vor allem für "Light of My Life". In dem sehr ruhigen, trotz Streicher-Set eher sparsam arrangierten Love-Song mit Country-Touch spielt der Sänger alle seine stimmlichen Qualitäten aus. Hier zeigt er auf, dass er die große Gefühls-Bühne beherrscht, dass er pathetisch werden kann, ohne dabei ins Kitsch-Fach abzudriften. Ein absolutes Highlight des Albums.
Es ist nicht das einzige, ganz im Gegenteil. Weitere Glanzlichter setzt er mit den gelungenen Folk-Songs "Nights in Tokyo", "You Got Me" und "Feel It Coming", mit der hymnischen Klavier-Ballade "Nothing At All" und dem emotional aufgeladenen Duett mit Jennifer Eubank "Sailing". Der Schwerpunkt der akustischen Folk-Songs ist auffallend.
Nur selten ist Douwe Bob nach Rock zumute. Wenn er aber mal die E-Gitarre auspackt, dann weiß er - wie bei "Nothing to Lose" - zu überzeugen. Das gilt auch für die zwei weiteren Pop-Tracks des Albums: "Step Outside" lässt an Take That denken, "Long Way Home" an a-ha. Nicht die schlechtesten Referenzen.
Fazit: Wenig Pop, noch weniger Rock, dafür viel Folk und Folk-Pop: Auf "Where Did All The Cool Kids Go?" kann Douwe Bob als charismatischer Sänger und Songschreiber überzeugen.