Die texanische Formation Shane Smith and the Saints veröffentlicht mit "Norther" ihr viertes Album
So ein bisschen schon, darf man bilanzieren. Seit 2011 ist die Band um Sänger, Songschreiber und Namensgeber Shane Smith auf der Piste. Drei Alben stehen zu Buche - doch keines davon hat sich in einer relevanten Hitliste verewigen können. Das könnte deprimierend sein. Aber auch motivierend. "Norther", Album Nummer vier, zeichnet jedenfalls eine wuchtige, selbstbewusste Attitüde und dazu eine unverkennbare Jetzt-erst-Recht-Haltung aus.
Country-Rock aus Austin: Shane Smith and the Saints
Ursprünglich stand das - bis heute unverändert besetzte - Quintett für den in Texas üblichen Red Dirt Country-Sound. Auf "Norther" reichern Shane Smith and the Saints das Gebräu aus rockendem Western-Swing, Honky-Tonk, Blues- und Southern-Rock mit keltischen Einflüssen sowie einer soliden Portion Irish-Rock an. Dafür ist zu einem guten Teil eine munter aufgeigende Fiddle verantwortlich. Sie prägt den Klang des Texas-Fünfers ganz entscheidend. Gleich beim Opener, dem über viereinhalbminütigen "Book of Joe" spielt sie die erste Geige. Vor allem aber ist es natürlich die Wind- und Wetter-gegerbte Prärie-Stimme von Frontman Shane Smith, der - nicht nur diesen - Track prägt. Er verleiht dem Song etwas Hymnisches, Pathetisches - und passt damit perfekt zu dem opulenten Arrangement des Tracks.
Wild, düster und mit keltischen Vibes befeuert geht es mit "Fire in the Sky" weiter. Wie schon der Titel erahnen lässt, zündet die Band auch hier ein loderndes Sound-Feuerwerk - das vom handelsüblichen Red Dirt Country maximal weit entfernt ist. Nach dieser satten Dröhnung ist es Zeit für eine Verschnaufpause. "Adeline", die erste Ballade des 13 Tracks umfassenden Song-Sets von "Norther", gewährt sie mit zurückhaltendem Folk-Rock. Doch die leisen Töne sind nicht so ganz die Sache von Shane Smith and the Saints. Sie lassen es viel lieber krachen. So wie etwa in "The Greys Between", bei dem sich - höchst originell - Honky-Tonk-Vibes und Southern Rock-Roots die Hände reichen. Klarer Fall: ein Highlight der CD!
Rockige Töne prägen das vierte Album "Norther"
Weitere setzten der im Sechs-Achtel-Takt gehaltene, an Bob Dylan erinnernde Folk-Rock von "Wheels", die herrliche Klavier-Ballade "All The Way" und der folkige Halftime-Shuffle "It's Been a While". Am besten beschreibt die Band aber wohl der Track "1000 Wild Horses": In dem rasanten Four-on-the-Floor-Knaller vermengen sie Folk-Rock-Elemente mit keltischer Mystik und - man glaubt's kaum - an die Simple Minds erinnernde Rock-Melodien. Na ja, die Band um Jim Kerr kommt aus Schottland. Das passt dann schon wieder irgendwie...
Fazit: Gegen den Strich gebürstet: Mit "Norther" vermengen Shane Smith and the Saints Red Dirt Country mit Folk und keltischen Einflüssen.