Auf ihrem neunten Album "Simple Things" beweisen The Band Of Heathens, dass sie zu den stärksten Acts im Folk- und Country-Rock gehören
Das weiß man, das wird international gewürdigt: die deutschen Fans sind treu. Vielleicht sind sie sogar die Treuesten der Welt. Wer es in hiesigen Regionen mal geschafft hat, so heißt es, der darf über viele Jahre hinweg auf Fan-Support zählen. Wer es nicht glauben will, muss nur mal bei Chris de Burgh oder Toto nachfragen. Oder bei The Band Of Heathens. Mit ihrem Rockpalast-Auftritt im Jahr 2009 legte die 2005 gegründete und heute in Quintett-Stärke antretende Band den Grundstein für ihre Popularität. Heute, fast 15 Jahre später, ist die Gruppe der Heiden (Heathens) immer noch hochangesehen.
Auch in Deutschland angesagt: The Band Of Heathens
Das alles und freilich noch so einiges mehr klingt auch auf den zehn neuen Tracks von "Simple Things" durch. Die Songs besitzen Klasse und Reife und - zum Glück - auch jene robuste Ungeschliffenheit, die einer eher unangepassten Formation wie The Band Of Heathens gut zu Gesicht steht. Nehmen wir nur mal den Opener mit dem hübschen Titel "Don't Let The Darkness". Nach einem perkussiven Intro mit murmelnden Bass, Studiogeräuschen und dem einzählenden Drummer erblüht der Song zu einer sonnigen, optimistischen Westcoast-Hymne. Motto: alles ist leicht. Enjoy! Das Leben ist schön - solange du nicht die Dunkelheit in dein Leben lässt. Sicher, das sind gutgemeinte Poesiealbum-Sprüche. Doch eingefangen in diese schönen Melodiebögen entfaltet der Track ähnliche Vibes, wie ein alter Crosby, Stills & Nash-Song.
Das nachfolgende "Heartless Year" schlägt dazu gleich in dieselbe Kerbe. Aufbau, Atmosphäre, die schwebenden Gitarren-Akkorde und die herrlichen Slide Guitar-Melodien lassen an Jackson Browne denken, während seiner großen "Running on Empty"-Phase. Mit dem nachfolgenden "I Got The Time" geht es in eine andere Richtung: In dem strammen Blues-Rocker erinnert die Band wahlweise an John Mellencamp oder an die Rolling Stones.
Blues- und Heartland-Rock und noch einiges mehr: "Simple Things"
So abwechslungsreich geht es weiter. Der nachfolgende Titeltrack "Simple Things" hält beispielsweise gleich mal eine pathetische, dem Lonestar-Klassiker "Amazed" nicht unähnliche Klavier-Ballade bereit. Schön, kann man da nur sagen. Sehr gefühlvoll und der akustische Zuckerguss hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Obwohl diese texanischen Heiden das gefühlige Fach draufhaben, bleibt der Titeltrack das einzige echte Rührstück in der "Simple Things"-Songlist. In der zweiten CD-Hälfte zieht der Fünfer die Zügel sogar weiter an: das blues-rockige "Stormy Weather" glänzt mit Keith Richards-typischen Gitarrenriffs, "Single in the Same Summer" gefällt als netter Folk-Rocker, "Damaged Goods" steht ganz im Zeichen des soliden, mit etwas Blues- und Gospel-Elementen angereicherten Heartland-Rock und bei "The Good Doctor" liefern sie einfach nur solide, etwas im Vintage-Look gestaltete Wertarbeit ab.
Beim finalen, dem über fünfeinhalbminütigen "All That Remains" zieht The Band Of Heathens dagegen noch weitere Register. Der im getragenen Beat gehaltene Song versprüht Spannung und hält einige hübsche Überraschungen bereit. Vor allem im zweiten Teil des Refrains, da driftet die Melodie völlig unerwartet in typische Beatles-Gefilde und setzt damit zu der eher bluesig-trockenen Strophe einen klasse Kontrapunkt. Im ausführlichen Outro gibt es dann noch schicke Streicher und eine coole Slide-Gitarre, es rockt, es groovt, es macht Laune.
Fazit: Das in ihrer Heimatstadt Austin aufgenommene Album "Simple Things" zeigt The Band Of Heathens als gereifte, souverän mit Blues, Rock und Folk-Rock jonglierende Band. Ergebnis sind zehn solide Songs mit hoher Glaubwürdigkeit.
Label: Megaforce (H'art) | VÖ: 17. März 2023 |
Disk 1 | |
01 | Don't Let the Darkness |
02 | Heartless Year |
03 | I Got the Time |
04 | Simple Things |
05 | Long Lost Son |
06 | Stormy Weather |
07 | Single in the Same Summer |
08 | Damaged Goods |
09 | The Good Doctor |
10 | All That Remains |