The Bros. Landreth - Come Morning

CD Cover: The Bros. Landreth - Come Morning

"Come Morning" zeigt The Bros. Landreth von einer neuen musikalischen Seite

Es ist für Joey und David Landreth, den beiden von The Bros. Landreth, mehr, als ein weiteres neues Album. Weit mehr. "Come Morning" ist: ein Neuanfang. Das jedenfalls behaupten die beiden aus dem kanadischen Winnipeg stammenden Musiker im Zoom-Interview mit CountryMusicNews.de "Wir haben bei diesem Album nur die Musik gemacht, auf die wir persönlich stehen", sagt Joey und führt dabei aus, dass es zwischenzeitlich gar nicht so gut um die Zukunft des hochgelobten Brüder-Acts bestellt war. Denn: David wollte sich vor ein paar Jahren mehr um seine Familie kümmern und musikalisch kürzertreten ¬- was Joey zum Start einer Solo-Karriere bewegte. "Ging ja nicht anders", sagt er, "Musikmachen ist alles was ich kann."

Also habe der Sänger und Gitarrist mit dem Songschreiben begonnen. Bei jedem neuen Titel aber, so erzählt er uns, habe er immer wieder überlegt: Bros-Song oder Solo-Song? Als nach einer Weile David wieder Bock auf Musikmachen bekam, war man sich schnell einig: The Bros. Landreth machen gemeinsam weiter. Das Resultat des Restarts liegt nun mit den elf neuen Songs von "Come Morning" vor.

"Come Morning": viel Americana - aber auch R&B, Soul und Blues

Wer das kanadische Gespann von ihren früheren Alben kennt und schätzt, wird bei dem neuen Werk vermutlich erstmal die Stirn runzeln. Vom früheren knarzig-trockenen Blues- und Blues- und Country-Rock-Sound ist nicht mehr sooo viel mehr übrig. Dafür haben die zwei ihren Klangkosmos um R&B- und Philly-Soul-Elemente erweitert. Des Öfteren erinnern sie an John Mayer, mitunter auch an Acts wie Prince und Hall & Oates. "Diese Vergleiche machen uns unglaublich stolz", sagt David, sichtlich erfreut über diese Referenzen. "Wir haben uns bei dieser CD nicht darum gekümmert, was die Leute von uns erwarten. Diese Freiheit haben wir uns genommen - und genutzt."

Also eine Art musikalischer Befreiungsschlag. Doch ganz haben sie ihre Blues-Roots natürlich nicht gekappt. Wie auch? Schließlich gilt das traditionsreiche Genre als Basis, als Ausgangspunkt für so viele weitere Stilrichtungen - und ist dazu fester Bestandteil des musikalischen Schmelztiegels Americana, in dem einige der neuen Songs einzuordnen sind. Titel wie das sehr Folk-orientierte "Shame" etwa oder die - gesanglich an Paul Young erinnernde - Ballade "What in the World" oder das ruhige und beruhigende "Don't Feel Like Crying" (mit Leith Ross als Gast). Alles: absolute Songperlen. Perlen, die mit jedem weiteren Hörgang umso schöner schimmern. War es Teil des Konzeptes, Songs zu schreiben, die man sich quasi erarbeiten muss? Deren Schönheit sich nicht ad hoc erschließt? "Das haben wir nicht bewusst so gemacht", verrät Joey, "aber es stimmt: wir lieben Musik, die nicht oberflächlich ist und die vielleicht nicht auf Anhieb ins Ohr geht. Wer sich aber damit auseinandersetzt, wird immer wieder etwas Neues entdecken."

Das gilt allemal für die Tracks von "Come Morning", die auch keine Instant-Ohrwürmer sind. Sondern Songs, die komplex, teilweise unkonventionell gestrickt sind und die es dem Hörer nicht immer ganz leicht machen. Nur mit einem halben Ohr beim Bügeln zuhören? Lieber nicht! Man würde diesem Album damit auch nicht gerecht werden. Wer aber genau hinhört, wird mit einem Ideenreichtum und mit einer musikalischen Brillanz belohnt, die weit über das Gros der Neuerscheinungen herausragt. Man nehme nur das über fünfminütige - ebenfalls leicht an Prince erinnernde - "Corduroy". Ein Track in Zeitlupe, mit sphärenhaften, Soundtrack-typischen Melodiebögen und einem extrem lässig arrangierten Gitarrensolo. Oder das ebenfalls hyper-ruhige, ganz im Americana angesiedelte "Back to Thee" und natürlich das experimentelle, irgendwie mystische "Drive All Night" (das es in über sechsminütiger und dazu in knapper Radio-Version gibt).

Restart perfekt geglückt: The Bros. Landreth

Inhaltlich geht es übrigens auch zur Sache. So verhandeln die beiden im Verlauf des Albums harte Kost, darunter das eine oder andere Trauma. "Songwriting ist Therapie", sagt Joey, "man bekommt einen anderen Blick auf die Probleme und kann sie so besser überwinden." Bei "After The Rain" bedienen sich die beiden indes einem eher gängigen Thema: "Stimmt", gibt David zu "Rain-Songs sind nicht gerade originell." Die Idee zu der sehr hübschen, sehr eingängigen Ballade stammt von Nashville-Songwriter-Ass Jonathan Singleton. "Es war der erste Track des Albums", sagt Joey und ergänzt: "Es gibt einen Grund für diese Klischees: Sie berühren uns alle, und das weltweit!" Wo er recht hat, hat er recht…

Fazit: Mit "Come Morning” schlagen The Bros. Landreth ein neues Kapitel ihrer Karriere auf - mit neuen Klängen, großer Virtuosität und radikal ehrlichen Inhalten.

Label: Birthday Cake (Membran) VÖ: 13. Mai 2022
01 Stay
02 What in the World
03 Drive All Night
04 Shame
05 You Don't Know Me
06 After the Rain
07 Don't Feel Like Crying
08 Corduroy
09 Come Morning
10 Back to Thee
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