Das sind Stars und Superstars, die Millionenseller und Fanlieblinge, die Privilegierten, die in Saus und Braus leben und sich - wie Brad Paisley - schon mal einen eigenen Jet vergönnen. Die Mehrheit der Country-Sänger und -Songwriter ist aber nach wie vor in einem klapprigen Pickup auf den Highways unterwegs. Von Glamour und Luxus sind sie weit entfernt und - ja, doch - müssen um ihren Unterhalt kämpfen.
Country-Sänger mit Kämpferherz: Logan Mize
Einer dieser unbeirrbaren, vielleicht sogar unbelehrbaren Recken ist der aus Clearwater, Kansas, stammende Logan Mize. Seit 2009 mischt er mit. Irgendwie und ausdauernd. Vier Alben hat er schon unter das Volk gebracht, keines konnte sich in die Bestenlisten eintragen. Immerhin, seine vorletzte CD "Come Back Road" aus dem Jahr 2017 ergatterte in den "Heat"-Charts Platz sechs und in der "Indie"-Parade kletterte das Album auf den 19. Rang. Immerhin. Lohnender dürfte für ihn gewesen sein, dass ihn die oben erwähnte Country-Elite gerne als Anheizer verpflichtet: Lady A., The Band Perry, Eric Church, Dierks Bentley, Blake Shelton nahmen ihn bereits mit auf Tour, LeAnn Rimes 2013 sogar mit auf ihren UK-Trip. Dennoch braucht es wohl eine gehörige Portion Fanatismus und Musikbegeisterung, weiter am Ball zu bleiben.
Logan Mize bringt diese Motivation mit. Mehr noch: Mit seinem neuen Album "Welcome to Prairieville", an dem er angeblich ganze zehn Jahre lang gewerkelt hat, geht er in die Vollen. In den elf Titeln serviert der sympathische Country-Überzeugungstäter sehr angenehme, sehr gefällige Hausmannskost. Songs, ohne Gimmick und Glamour, dafür mit viel Herz und Gefühl. Man kann sich vorstellen, wie der Mann von Bar zu Bar, von Club zu Club reist, um seine Songs zu präsentieren. Und jede Wette, egal wo Mize auftritt - die Leute werden angetan von ihm und seiner Musik sein. Wo der Mann aus Kansas seine Roots hat, macht er gleich in dem Opener "George Strait Songs" deutlich - eine gelungene, gefühlvolle Verneigung vor King George.
Sein Gesellenstück: "Welcome to Prairieville"
Einziges Manko des Tracks ist, dass er klangtechnisch zu viel will. Die Drums wummern um eine Prise zu laut, die Keyboard-Sounds sind zu weit nach vorne gemischt und die Mitklatsch-Passage in der Bridge ist möglicherweise überflüssig. Hier spürt man, dass einer auf Airplay und vielleicht sogar Hit schielt. Und wer weiß, vielleicht klappt es ja mal tatsächlich. Vielleicht aber auch mit einem der ruhigeren Songs der CD, denn diese fallen ausnahmslos überzeugend aus. Man nehme nur den ruhigen, wehmütige Atmosphäre schaffenden Titeltrack oder die beiden Country-Balladen zum Ausklang von "Welcome to Prairieville": "I Still Miss You" und "It's About Time".
Wie recht er hat, es wird langsam Zeit. Wenn es dennoch wieder nichts mit dem großen Wurf werden sollte, wird sich Logan Mize trotzdem nicht beirren lassen und weiter seine Songs schreiben und seine Gigs spielen und sein Leben als Country-Musiker leben. Wie gut, dass er sich selbst gleich die geeignete Song-Therapie verschreiben kann: Er weiß, dass das Leben ein Glücksspiel ist ("If You Get Lucky"), dass er seinen Prinzipien treu bleiben muss ("Tell The Truth", ein schöner Akustik-Folk-Song) und vor allem und immer wieder auf sein Herz hören muss ("Follow Your Heart"). Witzigster und dazu frechster Song der CD ist das beherzt rockende und mit Southern-Rock-Elementen versehene "Wine at the Church, Beer at the Bar". Klar doch, der Mann hat seinen Spaß.
Fazit: Logan Mize steht stellvertretend für den Unterbau der Country-Szene: ein talentierter Sänger und Songschreiber, der sich auch ohne Hits nicht unterkriegen lässt, wie sein Gesellenstück "Welcome to Prairieville" jetzt belegt.
Label: Yellow Dog (Eigenvertrieb) | VÖ: 1. Oktober 2021 |
01 | George Strait Songs |
02 | Welcome to Prairieville |
03 | River Road |
04 | Wine at the Church, Beer at the Bar |
05 | Follow Your Heart |
06 | I Need Mike |
07 | If You Get Lucky |
08 | Tell the Truth |
09 | We Ain't Broke |
10 | I Still Miss You |
11 | It's About Time |