Scotty McCreery live in Köln

Scotty McCreery live in Köln

Unplugged in Köln: Scotty McCreery gibt intimes Konzert.

Im Rahmen der Germany Country Music Week hat Scotty McCreery am Donnerstagabend, den 24. Oktober 2019, 250 Zuschauer im ausverkauften Club Helios 37 in sehr gute Laune versetzt. Nach seiner Deutschland-Premiere 24 Stunden zuvor bei einer ebenfalls ausverkauften Show in Berlin sorgte der Sänger, der 2011 mit nur 17 Jahren die zehnte Staffel von American Idol gewonnen hat, mit seinen eigenen Hits und Country-Klassikern für gute Stimmung.

Das Motto der Country Musik Week, die faktisch den gesamten Monat Oktober dauert, ist es, internationale Acts in Club-Atmosphäre zu präsentieren, im Falle des Konzerts von Scotty McCreery ist dies auf jeden Fall gelungen. Die alte Industriehalle in Ehrenfeld, in der früher Leuchtmittel produziert wurden, hat überschaubaren Charme, doch das störte am Donnerstag kaum jemanden.

Tebey überzeugt Fans in Köln

Als erster Act darf der Kanadier Tebey Solomon Ottoh ran, der zwecks besserer Wiedererkennung nur unter seinem Vornamen künstlerisch aktiv ist. Der 36-Jährige zeigt sich aufgrund des positiven Zuspruchs begeistert. "Das hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass ich mal meine Musik in Köln spielen darf", sagt er sichtlich begeistert. Der Sänger, der von Mitch Jay (Banjo und Dobro) sowie dem von Emerson Drive bekannten Danick Dupelle (Gitarre) begeleitet wird, zeigt sich gesprächig und berichtet davon, dass er schon mit 16 von Kanada nach Nashville übergesiedelt ist, um dort Songs zu schreiben. Dabei sind unter anderem Hits für One Direction und Cher herausgesprungen. Seine erste Nummer 1 im Country-Genre hat Justin Moore mit "Somebody Else Will" aufgenommen. Den Titel spielt Tebey ebenso wie eine Reihe an eigenen Nummern, die das Publikum sehr positiv aufnimmt.

Gesangliche Harmonien mit Temecula Road

Das Stimmungslevel kann der zweite Support nicht ganz halten. Optisch sind die Schwestern Emma und Maddie Salute aus Sicht der meisten männlichen Konzertbesucher zwar das klare Highlight des Abends, musikalisch hat es das mit Dawson Anderson komplettierte Trio etwas schwer. Das liegt daran, dass sich der sonst recht poppige Country-Sound à la Disney nicht so einfach in akustische Versionen übertragen lässt. Pluspunkte ergatterten die Drei allerdings mit ihrem gelungenen Harmoniegesang, der vor allen Dingen bei der Cover-Version von "Desperado" viel beklatscht wird.

Scotty McCreery: Ein Junge, der Klassiker liebt

Wie die Support-Acts hat auch Scotty McCreery nicht das volle Besteck mitgebracht. Keine Deko und lediglich etwa die Hälfte seiner sonstigen Band und das in der Akustik-Version. Was im ersten Moment vielleicht wenig aufregend klingt, sorgt von Beginn an im kargen Gebäude für eine angenehme Atmosphäre. Denn die vier Musiker bieten nicht etwa verlangsame Unplugged-Versionen der bekannten Lieder, sondern volles Tempo, eben nur ohne laute Gitarren, großes Schlagzeug und Bass.

"Seit acht Jahren habe ich den Wunsch gehabt, einmal hier zu spielen. Schön, dass es jetzt endlich geklappt hat", begrüßt Scotty McCreery die Fans, nach den ersten Songs "See You Tonight", "Wherever You Are", "Boys from Back Home" und der ersten Cover-Version des Abends - "Papa Loved Mama" von Garth Brooks.

Der nächste Song vom aktuellen Album "Seasons Change" ist ein ganz besonderer Titel. "This Is It" ist die ultimative Liebenerklärung an seine Kindergarten-Bekanntschaft Gabi Dugal, die er im Juni 2018 geheiratet hat. Gabi Dugal ist ebenfalls vor Ort, sie beobachtet ihren Gatten von einer Seite der Bühne. Das Lied funktioniert in der ruhigeren Version ebenso gut wie das Original.

Neben dieser, seiner zweiten Nummer eins in den Charts, bekommen die Zuhörer zudem die bewegende Erinnerung an seinen verstorbenen Großvater zu hören, die dem Sänger seinen ersten Platz 1 beschert hat. "Five More Minutes" ist bei YouTube mittlerweile über 95 Millionen-mal angesehen worden, etliche Klicks dürften aus Deutschland stammen, denn der Mitsing-Faktor ist für eine Ballade sehr hoch. Der Song bekommt den langanhaltendsten Applaus des Abends und der 26-jährige feuchte Augen. Der emotionalste Moment des Abends.

Lust auf Hits der alten Garde

"Ich bin Jahrgang 1993, da hat man in Liedern noch Geschichten verpackt", erlaubt sich der Country-Sänger einen kleinen Seitenhieb auf die Acts, die heute ohne diese essentielle Zutat ihre Hits landen. Überhaupt macht Scotty McCreery keinen Hehl daraus, dass er es schade findet, dass es nicht mehr so viel traditionellen Country wie früher zu hören gibt. Neben Songs aller drei Alben gibt es bei den insgesamt 19 Titeln reichlich Hits anderer Interpreten. "Yes or No" von George Strait ist ebenso dabei wie der Evergreen "Take it Easy". Zudem drehen die gut aufgelegten Begleitmusiker und der Star bei einem Medley mit Klassikern von Conway Twitty bis John Michael Montgomery voll auf. Wer das nicht gehört hat, sollte sich den Clip des Medleys von einem Auftritt in der Gand Ole Opry heraussuchen. Dass er in Köln nicht jede Stimme der alten Helden trifft, tut der guten Stimmung keinen Abbruch.

Den umjubelten Abschluss stellt erwartungsgemäß der Josh-Turner-Hit "Your Man" der Scotty McCreery seit Anfang seiner Karriere begleitet. Der Song endet in einer kleinen improvisierten Autogrammstunde, bei der der Sänger von der Bühne aus CD-Cover, T-Shirts und Eintrittskarten signiert und zudem einige Selfies mit den Anhängern aus den ersten Reihen vor der Bühne anfertigt. Damit geht ein langer und gelungener Konzertabend zu Ende, den die 250 Besucher zweifelsfrei noch längere Zeit im Gedächtnis halten dürften.

vgw
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