Hamburg im Oktober 2017 ist kalt und regnerisch. Wenn bei solch einem Wetter ein Konzert spontan über eine Stunde nach hinten verlegt wird und die Besucher in der nassen Kälte vor der Tür ausharren müssen, dann sollte es besser einen verdammt guten Grund dafür geben. Oder aber der Interpret ist so gut, dass man die verlängerte Wartezeit gerne für ihn in Kauf nimmt. Gott sei Dank sind Drake White und seine Band The Big Fire (und die fabelhafte Vorband Curran) so unglaublich gut, dass der Ärger über das Stehen im Regen bald vergessen ist.
Curran heizt der nassen Meute ein
Als Mark Curran zu Beginn der Veranstaltung "Hamburg are you there?" ins Publikum ruft, ist die Begeisterung noch verhalten. Doch schon nach dem ersten Song ist die Anspannung, welche sich beim Warten auf den Einlass aufgebaut hat, verflogen. Was die beiden Gitarristen und Sänger auf der Bühne alleine mit nur zwei Gitarren abfeuern, ist unglaublich. Die Mischung aus Akustik-Rock und Country ist schnell, geladen und voller Energie. Wahnsinn!
Schwer zu glauben, dass Curran nur die Vorband von Drake White ist. Und wie auf Stichwort kommt von Mark Curran das Versprechen, dass er im Februar wieder in Hamburg sein wird, dann als Top Act. Nach einer knappen halben Stunde ist der Meute von knapp 100 Menschen wieder warm und der eigentliche Grund für den Konzertbesuch kann kommen: Drake White.
Wie beim ersten Mal
Drake White ist kein unbeschriebenes Konzert-Blatt. Zusammen mit The Big Fire spielte er als Vorband für so namenhafte Künstler wie Lynyrd Skynyrd, Kid Rock oder Little Big Town. Außerdem hat der Mann aus Hokes Bluff, Alabama bereits eine lange Tour hinter sich. Davon merkt man allerdings nichts.
White spielt mit dem Publikum, flaxt mit den Bandkollegen und feuert seine Fans immer wieder aufs Neue an. "Who drink together stay together" prostet er mit seinem Glas nach der Hälfte des Konzerts in die Menge. Und irgendwie nimmt man ihm diesen Satz ab. Drake White wirkt ehrlich und wahrhaft glücklich über diesen Moment. Im Hier und Jetzt in Hamburg. Unglaublich sympathisch!
Drake White soll bitte wiederkommen
Hinzu kommen Whites einzigartige Lieder. Seine Mischung aus Blues, Rock und Country gehen sofort ins Ohr. Was auch an der kraftvollen und rauchigen Stimme des Sängers liegt. Leider ist das Konzert viel zu schnell vorbei. Knapp eine Stunde dauert der Auftritt, dann ist das erste eigene Studio-Album "Spark" bis auf ein Lied durchgespielt, inklusive das 2013 erschienene Lied "Simple Life" als Opener. Als Bonus (nach langem Applaus und Zugabe-Rufen) gibt es dann endlich das Lied, welches ihm zum Durchbruch verhalf: "Livin‘ the Dream". Drake White ist eben auch ein kleiner Schlingel.
Was bleibt ist die Erinnerung an ein tolles Konzert, bei dem man als Zuschauer alles geboten bekommen hat. Melancholisch schöne Soul-Balladen, kraftvolle Rocksongs und poppige Tanznummern. Das alles mit einer kräftigen Prise Country. Zusammen mit der unbändigen Energie und Lust für das was er tut, ist Drake White wohl die Live-Überraschung des Jahres. Da kann man den nächsten Besuch des Newcomers kaum erwarten!