Und so packten die zuständigen Veranstalter der US-Army und der Radiosender AFN in Grafenwöhr zwischen Volksmusik-Kapellen, Karaoke-Shows, Funk & Soul Music, diverse DJs auf die Bühne im MWR-Zelt zwischen einer Pop- und einer 80er-Jahre-Cover-Band eben Country-Star Craig Morgan für jeweils eine 90-minütige Show an zwei Abenden, gestern, Freitag, 31. Juli und heute, Samstag, 1. August 2015.
Das Wetter war diesmal auch gnädig. Nach Hitzewellen und Orkanböen in den vergangenen Jahren, war es einfach nur angenehm warm und trocken. Der Freitag ist allgemein auch der ruhigste Tag des dreitägigen Volksfestes, obwohl das Gelände gut gefüllt war. Die meisten hatten vorher schon eine Runde in diversen Fahrgeschäften gedreht oder sich den Bauch mit internationalen Köstlichkeiten vollgeschlagen, wobei sich die Deutschen eher auf Nachos, Barbecue Chicken, Corn-On-The-Cob oder natürlich Hamburgern stürzen, während die Amerikaner von Schweinshaxe, Brezen und natürlich dem bayerischen Bier begeistert sind.
Craig Morgan diente selbst bis Ende der 90er über 10 Jahre in der US-Armee, verließ diese jedoch, als es so aussah, dass seine musikalische Karriere langsam in die Gänge kam. Allerdings dauerte es noch bis 2005, wo er mit "That's What I Love About Sundays" seinen ersten Nummer-Eins-Hit und damit den endgültigen Durchbruch landete. Den wirklichen Superstar-Status erreichte er jedoch nie. Eigentlich unverständlich, denn seine Musik ist wenig widersprüchlich und einfach angenehm. Stetig arbeitete er auch daran weiter, veröffentlichte zahlreiche Alben, sein aktuelles enthält vier neue Songs zusätzlich zu überarbeiteten früheren Hits. Privat lebt er mit seiner Frau Karen und den vier Kindern auf einer Farm in Dickson, Tennessee, und liebt es, selbst dort Hand anzulegen.
Für seine Auftritte vor den in Deutschland stationierten US-Soldaten hatte er seine sieben-köpfige Original-Band von zu Hause mitgebracht. Sicher ein Grund, weshalb es ihm gelang, sich auf der Bühne mit aller Hingabe entfalten zu können. Dies sei eine Show, auf die er sich besonders gefreut habe, begann er und mit "Little Bit of Life". Dann würdigte er die Arbeit der Mitglieder der Military Police. Ihr Job, im Notfall für Sicherheit vor der Bühne zu sorgen, sei ohne Frage wichtig, jedoch könne er es verantworten, die Leute etwas näher ran zu holen. Gelohnt wurde ihm dies durch zwar feiernde, jedoch äußerst friedliche Menschen, überwiegend junge Soldaten und deren Familien, jedoch auch einige deutsche Country-Fans. Auch der hintere Teil, das große, zur Seite offene und bestuhlte Festzelt, war gefüllt.
So gefalle ihm eine Country-Party, meinte Craig Morgan.
Entsprechend angepasst war sein Programm, erstaunlich explosiv, auch mit Songs des neuen Albums, jedoch natürlich nicht ohne seine größten Hits, den ersten größten im Radio "Almost Home" und den einzigen Number One "That's What I Love About Sundays". Die Aufforderung, mitzusingen, hätte fast nicht gebraucht, denn ebenso wie bei "Red Neck Yacht Club" schien der Großteil der Leute zumindest im vorderen Bereich die Texte ohnehin zu kennen.
Vielleicht ist Country Music bei jungen Amerikanern ja doch anwendbarer und praxisnaher als man es sich vorstellt. Hiervon ein wenig auch zu uns zu bringen, wäre zu schön. Es mag oft effektive Fügung sein, wenn ein Gast eines Festes, wie hier in Grafenwöhr, zufällig auf Country Music stößt und deren positive Absicht Rechnung trägt, indem er erkennt, dass es eben nicht mehr das oft unwirkliche Problembild ist, welches er bisher kannte.
Wobei Craig Morgan in seiner eineinhalbstündigen Show bewusst auch auf die Werte, die Country vermittelt, setzte, auf das Heimatgefühl, die Ehre plädierte und schließlich mit "Country Side of Heaven" doch tiefe Emotionen anrührte. Den stärksten Effekt setzte er jedoch, als er schließlich von hinten aus dem Publikum kommend mitten durch dieses durch lief, stehen blieb und Selfies schoss, buchstäblich der Typ zum Anfassen war.
Craig Morgan bot in Grafenwöhr ein durchweg begeisterndes Konzert und wer die Möglichkeit hat, sich das zweite am heutigen Samstagabend anzusehen, sollte die Chance unbedingt nutzen. Das Deutsch-Amerikanische Volksfest ist öffentlich, der Eintritt frei.