Über die Historie der Veranstaltung ist vielerorts - auch auf dieser Webseite - ausgiebig diskutiert worden. Trotzdem vorab ein kurzer Überblick über die Geschichte: 1996 hatten Kai Ulatowski und Frank Lange erstmals zusammen die jährlich stattfindende "Country Music Messe" im Fontane-Haus auf die Beine gestellt. Seit 2006 gehen die Messegründer getrennte Wege; ein Jahr später führte Kai Ulatowski die bis dahin gemeinsam geplante Messe erstmals allein durch.
Die "Country Music Messe" gastierte zunächst noch mit Erfolg im Postbahnhof. In der Folge gingen die Besucherzahlen dann zurück. Darauf wurde der Veranstaltungsort gewechselt und in die Räume der Urania umgezogen. Der Streit der beiden Veranstalter erlebte 2012 einen Höhepunkt, als das von Frank Lange ins Leben gerufene "Country Music Meeting" im Fontane-Haus stattfand, während die "Country Music Messe" - damals noch im alten Postbahnhof - durchgeführt wurde.
Jetzt ist die "Country Music Messe" als ehemalige Vorzeige-Veranstaltung seit zwei Jahren im Bürgerhaus in Quadrath-Ichendorf angekommen, während Frank Lange, der auch den American Western Saloon in Berlin führt, in diesem Jahr bereits zum fünften Mal im Fontane-Haus das "Country Music Meeting" mit Erfolg organisiert hat.
Aus der Hauptstadt in den Rhein-Erft-Kreis ist nicht nur das Motto der "Country Music Messe", sondern auch für den Organisatoren, der mittlerweile in der Region zu Hause ist. Ein Blick über die Nummernschilder der rund um das Bürgerhaus geparkten Autos legte den Gedanken nahe, dass viele der Besucher aus dem Rheinland vor Ort waren; vereinzelt aber auch aus anderen Bundesländern. Auf dem Parkplatz hatten sich zudem eine Vielzahl an Campern eingefunden, die teilweise auch aus den Niederlanden angereist waren. Die Hotels in der Umgebung verzeichneten dazu am Wochenende meist ein volles Haus - darunter werden aber neben Besuchern auch Aussteller der Messer genächtigt haben.
Die Location selbst, das Bürgerhaus Quadrath, hat - optisch betrachtet - schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und ist nur mit Phantasie mit einer modernen Veranstaltungshalle zu vergleichen - der "Charme" der frühen 80er Jahre ist noch allgegenwärtig. Doch, wer kein Problem damit hat, für ein Konzert auch mal in den Keller zur gut ausgeschilderten "Bluebird Café-Bühne" zu gehen, wurde hier, wie auch an den beiden größeren Bühnen, mit einem guten Sound belohnt.
Standen im Keller akustische Darbietungen im Mittelpunkt, präsentierten sich in der großen Halle Bands wie Hilbilly Deluxe, Rebel Bunch, NightHawk oder die aus den Niederlanden stammenden Music Road Pilots. Weniger bekannte Künstler reisten zudem aus den USA, Dänemark, Schweden und Polen an. Selbst Russland war mit den dort etablierten "KukuruzA" und der Nachwuchs-Band "Country Hell" vertreten.
Die Preisverleihung sollte gleich am ersten Abend für ein Ausrufezeichen sorgen, dennoch blieben in der Halle gut ein Fünftel der Stühle unbesetzt. Bei der von Sylke Gandzior (Radio Paloma) und Kai Ulatowski moderierten Preisverleihung ergatterte Lisa Marie Fischer den Preis als beste Newcomerin. Ihre Auszeichnung konnte die Marburgerin, die mittlerweile schon drei Studio-Alben veröffentlicht hat, nicht persönlich entgegennehmen, spielte sie doch zeitgleich als Opening Act für Mrs Greenbird in Bremen. Schade, denn Lisa Marie Fischer gehörte schon zu den bekanntesten der Nominierten.
Die in München beheimatete Formation Rebel Bunch durfte sich über die Auszeichnungen für das Album des Jahres für "Ready to Ride" freuen. Frontfrau Danah Heiser zeigte ihr stimmliches Können innerhalb des Abends gleich drei Mal - einmal zusammen mit ihrer Band, sowie an der Seite von Danny June Smith und Barry T. Foley. Die Sängerin setzte definitiv ein Highlight der Auftritte im Rahmen der Verleihung. Rund die Hälfte anderer Darbietungen war mit einem Halb-Playback unterlegt.
Die Auszeichnung zum Sänger des Jahres erhielt Country-Urgestein und Radiomoderator Hermann Lammers Meyer. Er war zusammen mit Henry Eye und Barry P. Foley nominiert gewesen. Sängerin des Jahres ist Katja Picker. Den Preis als Gruppe des Jahres durften Hillbilly Deluxe mitnehmen. Dass die Pulheimer-Jungs auch ohne Verstärker überzeugen können, bewies das Quartett ebenfalls im Rahmen der Verleihung.
"Sich selbst zu preisen ist unehrenhaft" hörte man früher in der Kinderstunde. Beim diesem Award gelten offenbar andere Regeln. So erhielt Kai Ulatowski für besondere Verdienste in der Country Music in Deutschland selbst eine Auszeichnung. Die Trophäe überreichte ein Sponsor, und auch sonst kamen die Laudatoren alle aus dem Bereich der Messe-Partner oder stehen mit den Ausrichtern in geschäftlichen Verbindungen. Kenner der Szene werfen dem Event wohl nicht ganz zu unrecht vor, mit der Glaubwürdigkeit einen recht lockeren Umgang zu hegen. So ist es sicher nur Zufall, dass "Too Much Trouble For Today" von Gitty und Iris P. (Iris Paech) als Song des Jahres ausgezeichnet wurde. Gitty ist beim Label von Kai Ulatowski Frau, Iris Paech (alias Katy Ipu), unter Vertrag.
Den Titel als Liebling der Fans nahm Danny June Smith bereits zum zweiten Mal hintereinander mit nach Hause. In Form einer Telefonabstimmung, bei der jeder Anruf 50 Cent kostete, konnten Fans im Vorfeld abstimmen. Tom Astor und Truck Stop, die noch immer zu den Acts gehören, die in Deutschland die meisten Alben innerhalb des Genres verkaufen, schafften es nicht einmal unter die Top 5 in dieser Kategorie. Danny June Smith gehört ebenfalls zum Label, das Paech betreibt.
Um eins klarzustellen - der uneingeschränkte Glückwunsch an alle Künstler und Nominierten kommt auf diesem Weg auch von CountryMusicNews.de. Dennoch ist es den Offiziellen noch immer nicht gelungen, den faden Beigeschmack der Preisverleihung zu beseitigen. Ein Eindruck, den vielleicht auch der ein oder andere Zuschauer teilte, denn zu Ende der Verleihung waren nur noch etwa 150 Zuschauer anwesend. Das lag vielleicht aber auch an der Temperatur und der Luft in der Halle, die - so der Eindruck - nicht über eine funktionierende Klimaanlage verfügt, was am ersten richtig warmen Tag des Jahres schon hilfreich gewesen wäre. So gesehen war es sogar von Vorteil, dass an den beiden nächsten Messetagen wieder das eher kühle Aprilwetter zurückkehrte.