Mit ihrem mittlerweile zweiten Studioalbum "The Reconciliation?" haben My Darling Clementine, bestehend aus dem Ehepaar Lou Dalgleish und Michael Weston King, wahre Begeisterungsstürme bei den Kritikern ausgelöst. Der Guardian, die New York Times und die BBC feierten allesamt den Silberling, der 12 Songs zu bieten hat, die vor Herzschmerz und Melancholie nur so triefen.
Um auch Country-Enthusiasten in Deutschland von ihrem Sound zu überzeugen, gastierten My Darling Clementine am 27. Mai 2014 in der kultigen "Hasenschaukel" im Herzen des Hamburger Kiez. Es schien sich aber leider nicht herumgesprochen zu haben, dass da ein wahrer Geheimtipp in der unscheinbaren Location spielen würde, denn die kleine Bar konnte zu Konzertbeginn um 21:30 Uhr gerade einmal 21 handgezählte Gäste vorweisen. Nicht unbedingt ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Konzertabend, doch Dalgleish und King betraten dennoch gut gelaunt die winzige Bühne. Passend zur sehr intimen Atmosphäre hatten die Beiden ihre Band gar nicht erst mitgebracht und servierten dem Publikum so ein Acousticset der Spitzenklasse. Schon bei den ersten Klängen konnte man erahnen, dass die Presse My Darling Clementine keineswegs zu Unrecht zu Füßen liegt.
Nach drei Songs vom ersten Album "How Do You Plead?", inklusive dem großartigen "Going Back to Memphis", fuhr das Duo dann mit "King of the Carnival" den ersten von vielen Songs von "The Reconciliation?" auf. Die leicht mexikanisch angehauchte Nummer sorgte beim Publikum für zarte Begeisterungsrufe, die im Laufe des Abends immer lauter wurden. Mit "Our Race Is Run" folgte dann ein Song, der eine absolute Perle auf dem neuen Album darstellt - bluesig, herrlich schwer, melancholisch und so emotional, dass es fast schon beklemmend ist. Im Acousticgewand, nackt und ohne jeglichen Firlefanz, gewann der Song noch mehr an Tiefe und dürfte keinen der anwesenden Zuhörer kalt gelassen haben. Große Klasse.
"No Heart In This Heartache", die erste Singleauskopplung von "The Reconciliation?", kam dann genau zum rechten Zeitpunkt, um mit seiner flotten und eingängigen Melodie keine allzu große Trübsal aufkommen zu lassen. "No Matter What Tammy Said (I Won't Stand By Him)" und "I No Longer Take Pride" lieferten anschließend zusätzliche Beweise dafür ab, warum der neue Silberling von My Darling Clementine in den höchsten Tönen gelobt wird. Das Ehepaar aus Birmingham harmoniert stimmlich nahezu perfekt, wobei Dalgleishs Gesangskünste besonders hervorzuheben sind. Aus musikalischer Sicht ist es einfach nur schwer beeindruckend, wie das Duo es schafft, den Geist längst vergangener Zeiten aufleben zu lassen, ohne dabei altbacken oder unglaubwürdig zu wirken.
Nach einer erneuten Exkursion in die Tiefen des ersten Albums mit "Departure Lounge" und "Goodbye Week" landeten My Darling Clementine dann mit dem George Jones Cover "That’s All It Took" einen eigentlich perfekten Abschluss. Doch angetrieben vom mittlerweile enthusiastischen Publikum ließ sich das Duo doch noch zu einer weiteren Zugabe hinreißen. "100,000 Words", ebenfalls vom Debüt-Album, stellte somit nach 80 Minuten den endgültigen Schlusspunkt dar. Ein unterhaltsamer Abend ging zu Ende. Schade ist nur, dass nicht mehr Leute den Weg Richtung Reeperbahn fanden, und diesem intimen Auftritt beizuwohnen. Verdient hätten es die beiden sympathischen Künstler, die mit typisch britischem Humor durchaus immer wieder zu Scherzen aufgelegt waren, allemal. Country Fans in Deutschland können heute (28. Mai) noch ein vorerst letztes Mal die Chance ergreifen, My Darling Clementine (diesmal mit Band) im Berliner Auster Club live zu bewundern.