... und es funktioniert doch - Jodie beim CSD Köln

Jodie; Foto: Marc HamacherEin Tag voller Stress, Nervosität, aber auch voller Freude und Adrenalin sollte Jodie an diesem 16. Juli 2006 in Köln erwarten. Zwei Auftritte hatte die in Australien geborene Countrysängerin an diesem Tag, und diese fast zeitgleich. Zum einen war da das familiäre, kleine Strassenfest in einem Vorort von Köln, dann aber auch der Auftritt auf der ChristopherStreetDay (CSD)-Hauptbühne auf dem Heumarkt in der Innenstadt.

Planung und geschickte Strategie machten diese Aktion möglich, und die Mithilfe ihres Kollegen Dusty, der die Bühne beim Strassenfest übernahm, während Jodie mit ihrer kleinen Crew (Zwei Tänzerinnen und eine Tontechikerin) per Strassenbahn quer durch Köln heizte.

Kurz vor dem Auftritt erreichte die Gruppe dann den Backstagebereich, es war einfach zu voll auf den Strassen und ein schnelles Durchkommen sehr schwer und Jodie betrat Bühne und hatte nicht einmal Zeit zum Luftholen oder auch nur zum Nachdenken. Besser hätte es nicht kommen können, denn Zeitmangel ist die beste Waffe gegen Lampenfieber.

"Meine Lieben", brüllte der Ansager ins Mikro. "Begrüssen wir nun hier auf der Bühne eine  Frau, die hier zum ersten Mal für uns singen will. Sie bietet uns echte Countrymusic voller Leidenschaft. Geboren in Australien, seit 20 Jahren im Geschäft, seit 6 Jahren solo auf der Bühne und das Wichtigste: Seit 9 Jahren fest mit einer Frau zusammen... sie ist eine von uns, also heisst sie willkommen!" Was dann geschah, das wird wohl Jodie wohl nie mehr vergessen. Einen Schritt auf die Bühne und über 20.000 fanatische, aufgeheizte Schwule und Lesben, aber auch sehr viele heteroorientierte Musikfans jubelten ihr in einer fantastischen Welle entgegen. Da wurde nicht lange geredet, mit "What The Cowgirl Do" hätte sich Jodie keinen besseren Opener ausdenken können. Es ging einfach die Post ab, es wurde getanzt, geklatscht, gejohlt, Stimmung pur und das trotz den weit über 30° Celsius in der Sonne. Countryfans waren bei der Menschenmasse definitiv in der Minderheit und sicherlich gab es da keine Experten des New Country. Das war aber auch in dem Moment  egal. Es folgten "Creepin' In" und  "Suds In The Buckets" als weitere neuere Songs. Der Höhepunkt wurde mit "Rose Garden" erreicht, einen Song, den nun wirklich jeder mitsingen kann. Geplant war eine Zugabe mit "If The Jukebox Took Teardrops", aber die Leute wollten mehr, so dass Jodie vom Veranstalter aufgefordert wurde, doch - trotz Zeitdruck im Programm - noch einen draufzulegen. Das hat sie dann mit "Sold" auch getan. Berauscht von der Atmosphäre hiess es danach hinter der Bühne erstmals durchatmen und den Auftritt verarbeiten. Dies waren 20 Minuten, die sicher nicht nur das Leben von Jodie geprägt haben, sondern die eine pure Werbung für moderne Countrymusic waren.

 

Foto: Marc Hamacher
Jodie vor 20.000 Leuten

Ob Countrymusic bisher je in Köln derart positiv auf der Strasse aufgenommen wurde, das mag man bezweifeln. Sicher ist, dass es funktioniert! Mit einem Miniset, dass mit Ausnahme von "Rose Garden" weit weg von allen Klischees der CountryMusic à la "Country Roads" oder "Ring of Fire" liegt, hat Jodie bewiesen, dass man mit Country etwas bewegen kann, dass man durchaus Stimmung machen kann, wenn die Stimmung passt, die Leute offen sind und wenn vor allem der Künstler mit Show und vor allem Stimme zu überzeugen weiss. So bleibt die Hoffnung, dass auch dies ein weiterer, kleiner Schritt war, dem normalen Musikfan auf der Strasse klar zu machen, was moderne Countrymusic ist, nämlich alles andere als fade und langweilig, sondern Party pur.

 

vgw
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