Superstar zum Anfassen - Live-Premiere von Taylor Swift in Deutschland

Taylor Swift

Wer sich vor dem Besuch des Taylor Swift-Konzerts - der einzigen Show in Deutschland im Rahmen der "Speak Now"-Weltournee - am 12. März 2011 in der Arena in Oberhausen noch gefragt hat, ob die Sängerin nun eher eine Teenie-Pop-Prinzessin oder doch ein Country-Girl ist - die Antwort hätte man schon vor dem Beginn der 90 Minuten langen Show finden können. Ein Blick in die nur gut zur Hälfte gefüllten Halle genügt: Die Anzahl der Besucher mit Cowboyhut ist an diesem Abend an zwei Händen abzuzählen - die Präsenz an minderjährigen Besucherinnen dagegen macht 90 Prozent der insgesamt etwa 5.500 Zuschauer aus.

Und die(se) Fans bekommen, worauf sie gehofft haben: eine bunte, abwechslungsreiche und schillernde Mega-Show, in der das hübsche Fräulein aus Pennsylvania die absolute Hauptrolle spielt. Unglaublich, welche Präsenz die erst 21-Jährige auf die Bühne bringt. Die Blondine strotzt nur so vor Selbstvertrauen, welches man in jedem Moment ihres Auftritts verspürt.

Taylor Swift; Foto: Christoph Volkmer

Spätestens mit der zweiten Nummer "Mine", welche dem Opener "Sparks Fly" folgt, hat Taylor Swift die kreischende Menge fest in ihrer Hand. Es darf viel und laut mitgesungen werden, wobei sich die Zuschauerals sehr textsicher beweisen. Nach dem wunderbar rockigen "The Story of Us" gönnt Taylor den Fans eine kleine Pause vom Auf-und Abspringen und spielt am weißen Piano die Ballade "Back to December", in die sie auch Auszüge aus dem Lied "Apologize" (von One Republic) und ihrem Song "You're Not Sorry" einfließen lässt. Taylor beherrscht die Menge auch vom Piano aus, und sie zeigt ihre Emotionen auch bei der persönlichen Entschuldigungshymne mit jedem ihrer Gesichtszüge. Keine Frage, das Mädel auf der großen Bühne ist ein echter Star. Mimik inbegriffen. Und davon kann sich jeder in der Halle überzeugen, da das Geschehen auf zwei Leinwände übertragen wird.

"Better Than Revenge" lässt es danach wieder krachen. Bei dem Song dürfen auch die beiden Backgroundsängerinnen zusammen mit Swift auf der kleinen Fläche vor der eigentlichen Bühne abrocken. Das anschließende Outro der drei (!) Gitarristen nutzen die Damen zu einem flinken Kostümwechsel. So stehen die drei Grazien wenig später in Petticoat-Kleidern auf der Bühne und stimmen "Speak Now" an. Während der Nummer wechselt Taylor zur Überraschung vieler Gäste die Seiten. Über eine Treppe von der Bühne macht sie sich auf in Richtung Innenraum. Das von Bodyguards geschützte "Bad in der Menge" endet zunächst an der hinteren Hallenhälfte. Hier steigt Taylorauf eine bis dahin nicht wahrgenommene Bühne und bestreitet den akustischen Teil des Abends. Jetzt kommen die Liebhaber des bis dahin zu kurz gekommenen und Grammy-veredelten Albums "Fearless" auf ihre Kosten.

Taylor Swift; Foto: Christoph Volkmer

Nach dem Titelsong, bei dem sich Swift auf einer Ukulele begleitet, gibt es das bei Mädchen längst zur Hymne avancierte "Fifteen" und den charmanten Hit "You Belong With Me" - beide Songs mit Taylor an der Gitarre. In der zweiten Hälfte dieser Nummer macht sich Swift (ohne Gitarre) zurück auf den Weg zur eigentlichen Bühne, wobei sie wiederum den Weg durch den Innenraum wählt und - nach jeder Menge Händeschütteln - auch ihr Ziel erreicht. Das ist Nähe zum Publikum, die andere Künstler in TaylorsLiga wohl kaum wagen würden. Das Programm wird nach der Rückkehr der Sängerin mit dem etwas wehleidigen "Dear John", dem vielleicht schwächsten Song des aktuellen Albums, weiter geführt.

Dann hört man zum ersten Mal an diesem Abend klar und deutlich die Fiddle von Caitlin Evanson, die ein schönes und ausführliches Intro zu "Enchanted" gestalten darf, während sich Taylordie durch den hautnahen Kontakt zu den Fans etwas durcheinander geratenen Haare richten lässt und in ein weiteres Outfit schlüpft. Die Hintergrundgestaltung der Bühne erscheint jetzt in phantasievoller und moderner 3-D-Optik; selbst in diesem Bereich haben Taylor Swift und ihr Team also die Hausaufgaben gemacht. Mit "Long Live" verabschiedet sich die Sängerin von den Fans - natürlich nicht ohne das Versprechen, auf der nächsten Tour wieder vorbei zu schauen. Ganz so lange müssen die Fans aber nicht warten, schließlich gibt es als krönenden Abschluss noch "Love Story", Swifts ersten Hit in Deutschland. Exakt nach 90 Minuten ist Schluss.

Taylor Swift; Foto: Christoph Volkmer

Eine gelungene Show, die nichts dem Zufall überlassen hat, und zudem eine temperamentvolle und begabte Hauptdarstellerin hatte, die nicht nur stimmlich, sondern auch an den Instrumenten überzeugen konnte. Aus Sicht der anwesenden Countryfreunde allerdings schade, dass tolle Titel wie "Our Song" (ihre erste US-No. 1) oder "Picture to Burn" wie alle anderen Stücke vom fünf Millionen Mal verkauften Debüt-Album keinen Platz im Programm gefunden haben. Das wird beim Start der US-Tour am 27. Mai 2011 sicherlich anders sein.

Die Zuschauer werden trotzdem wiederkommen, es sei denn Taylor Swift lässt sich gleich ein paar Jahre lang Zeit, um auf die deutsche Bühne zurück zu kehren. Sonst haben sich vielleicht doch einige der blutjungen Fans musikalisch schon wieder neu orientiert. Dass bei der Swift-Show die Halle nicht besser besucht gewesen ist, dürfte auch an den Ticketpreisen gelegen haben. Eine Karte in der besten Kategorie kostete über 60,00 Euro und in zwei Wochen kommt mit Justin Biber schließlich schon der nächste Teenie-Star nach Oberhausen...

vgw
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