Leider zeigte sich, dass Silverwood am Freitag nicht die Zuschauer gezogen hat, wie man es sich erhoffte und eine Alicia Boncol ist in Deutschland noch zu unbekannt und konnte somit der ihr Angedachten Headliner-Rolle - und als Zugpferd für Besucher - nicht gerecht werden, obwohl sie es in den Augen der anwesenden Besucher war.
Der Samstag versprach leichte Besserung was die Zuchauerzahlen anging. Auch hier wurden 700 Besucher genannt, die nur mit Hinzuzählen der Helfer und Laynard-Träger (VIP, Backstage-Pässe etc.) erreicht wurden. KC Williams musste von 11:00 Uhr auf 11:30 Uhr verschoben werden, weil zu wenige Gäste den Weg fanden. Er legte dann eine Superleistung ab und empfahl sich für das nächste Jahr. Night Run, eine Bluegrass-Band überraschten offensichtlich viele Besucher im positiven Sinne und bekamen spontanen Applaus nach jeder Nummer. Virginie Schaeffer hatte es schwer gegen das starke Countryaufgebot, an diesem zweiten Festivaltag, anzukommen. Die Stimmung änderte sich erst als The Twang, die Countrifizierer, mit Songs aus Rock und Pop im Countrygewand, die Bühne betreten haben. Heiß wurde es anschließend so richtig mit Slow Horses, die ein Feuerwerk nachdem anderen abbrannten und die Line Dancer ins schwitzen brachten. Doch auch sie konnten nichts gegen den Star des Abends ausrichten: Michael Peterson war übermächtig und zog Augen und besonders die Ohren für über 80 Minuten auf sich. Selbst Fans aus England und den Niederlanden waren angereist um Michael Petersons einzigem Europakonzert in diesem Jahr beizuwohnen.
Trotz der guten musikalischen Leistung von Virginie Schaeffer war der Kontrast an diesem Tag zu den restlichen Acts zu groß und fand nicht überall Beachtung. "Toleranz (gegenüber anderen Musikrichtungen) - Respekt - Freundschaft", das Motto von Northeim fand hier seine erste Bewährungsprobe. Michael Hermann (Antenne Brandenburg), der den Samstag moderieren und die Line Dancer mit seiner Country Top Five Diskothek zum tanzen bringen sollte, sagte kurzfristig ab und musste durch Aushilfsmoderatoren ersetzt werden.
Zum Abschluss am Sonntag sollte die Zuschauerzahl knapp 250 Personen erreichen. Das Programm war besetzt mit Heinrich (Doc Wolf) & Dirk-Schlag-Band, Sister T. & S.P.A. Gospel Unit (Gospel), Wiglaf Droste & das Spardosenterzett (Kabarett), ELF feat. Martin Jones ((Country)Rock), The BossHoss sowie Larry Schuba & Western Union. Beim Auftritt von Larry Schuba (19:00 Uhr) waren nur noch knapp 50 Besucher auf der Waldbühne anzutreffen.
Die Konzeption des Festivals: Internationales Niveau von Musik, Kabarett, Literatur und Tanz erlebbar zu machen, sowohl für Country als auch für nicht Country Fans scheint nicht in dem Maße angenommen worden zu sein wie geplant. Ein guter Gedanke der Macher, der leider nicht von allen gewürdigt wurde. Vielleicht sollte man bei einer Neukonzeption über ein anderes Line-Up der Festivaltage nachdenken. Besonders am Freitag und am Sonntag hätte ein international bekannter Countrykünstler sicherlich mehr Menschen nach Northeim geführt. Michael Petersons hat gezeigt, dass es funktioniert. Doch auch hier muss man sich Fragen: Wo sind die vielen Country Fans, wenn schon mal ein US-Künstler mitten in Deutschland auftritt? Diejenigen, die nicht gekommen sind, sind mitverantwortlich, wenn es keine weiteren Veranstaltungen dieser Art mehr geben wird. Die Stadt Northeim hat in Zeiten knapper Gelder Mut bewiesen in die Countryszene zu investieren - sicherlich auch mit dem Hintergedanken die Region wiederzubeleben. Investoren und Sponsoren wurden überzeugt und werden sicherlich nach Beendigung der Veranstaltung darüber Nachdenken, ob sie nächstes Jahr wieder mit dabei sind. Was, wenn es kein nächstes Mal gibt?
An diesem Wochenende hätte man die Weichen in eine neue Richtung legen können. Der Zielbahnhof ist seit dem 4. September 2005 allerdings um etliche Schienenkilometer weiter verlegt worden.
Man wird sich sicher auch über die Eintrittspreise unterhalten müssen. Ein Hardcore Country Fan bezahlt wohl ungern für Musik, die er nicht Hören möchte mit. Ebenso scheint es auch anders herum zu sein (der Sonntag hatte die wenigsten Countryfans als Besucher dafür aber mehr Einheimische, die man an den anderen Tagen nicht sah). "Toleranz - Respekt - Freundschaft". Sind wir wirklich soweit davon entfernt oder versprach der Titel der Veranstaltung "Northeim goes Country" mehr "Country" als geboten wurde? Diese Fragen können leider nur die beantworten, die nicht gekommen sind.
Hut ab vor Northeim und Danke an alle anwesenden Besucher für ihr Interesse am Erhalt der Countrymusik in Deutschland.