Viel Liebe, ein wenig Schmerz und eine total verrückte Karussellfahrt mit Underwood & Urban

Carrie Underwood & Keith Urban; Kollage: Constantin FrankeDie Love, Pain & the Whole Crazy Carnival Ride Tour am 13. Februar 2008 in New York City

Carrie Underwood und Keith Urban haben bei der dritten Station der insgesamt 24 Konzerte umfassenden, gemeinsamen Tour Halt in New York gemacht. Im legendären Madison Square Garden, dort wo sich die Musikstars reihenweise die Klinke in die Hand geben, darf es als großer Erfolg gewertet werden, dass das 19.500 Leute fassende Stadion fast ausverkauft ist.

Mit einer 15-minütigen Verspätung eröffnet die frisch gekürte Grammy-Gewinnerin Carrie Underwood um Viertel vor Acht das Konzert mit dem rockigen Titel "Flat On The Floor". Sie steigt dabei, ähnlich wie Garth Brooks vor vielen Jahren, aus dem Bühnenuntergrund auf. Im knallengen, schwarzen Outfit und extrem hohen Highheels klammert sie sich an ihren Mikrofonständer, schüttelt ihre blonde Lockenpracht und schwingt dazu lasziv ihre Hüften.

Mit "Wasted" geht es im gleichen Tempo weiter. Film- und Videoeinspielungen auf einem riesigen LCD-Bildschirm hinter der Bühne, Licht- und Lasereffekte begleiten die gesamte Show. Die sechs Schweinwerfergruppen bewegen sich wie Ufos über der Bühne und die acht Mann starke Band droht Carrie Underwood in der energiegeladenen Show fast zu überrollen. Das Banjo ist kaum zu hören und die Steelgitarre geht im überladenen Gitarrenbrei vollends unter. Carrie hat ihre starken Momente dann, wenn ihre Stimme in den Vordergrund und die Band in den Hintergrund rückt. Dann, wenn sie einzig von der Akustikgitarre begleitet "Don't Forget To Remember Me" oder "Jesus Take The Wheel" singt und sich als Showeffekt silberne Laserstrahlen wie Diamanten über ihr himmelblaues Cinderella-Kleid ergießen.

Der musikalische Genuss und die romantische Stimmung sind dann aber schon wieder vorbei. Bei "I Ain't In Checotah Anymore" reißt sie sich den unteren Teil ihres Ballkleides weg und steht darauf im sexy Minirock da. Den New Yorkern gefällt's. Sie stampfen, klatschen und johlen lautstark. Ein weiterer Kostümwechsel dann für "Twisted". Während auf der LCD-Wand Bilder vom  Strip in Las Vegas vorbeiflitzen, schüttelt Carrie, jetzt in Jeans und weißem ärmellosem T-Shirt, Dutzende von Händen und posiert auf dem vorgelagerten 25 Meter langen, mit blauen Lichtern gesäumten Laufsteg für Fotos. Dieses Outfit passt nicht nur am besten zu ihr, sie scheint sich darin im Gegensatz zu den vorherigen Kostümen auch wohl zu fühlen.

Als Zugabe liefert sie wie erwartet ihren Grammy-Titel "Before He Cheats", aus dem Debüt-Album "Some Hearts", und erntet hierfür von den äußerst singfreudigen New Yorker Fans im gelb-roten Lichtermeer stehende Ovationen.

Carrie Underwood ist zweifelsohne eine starke Sängerin. Leider hat sie an diesem Abend den Kampf gegen ihre Band verloren und die übertrieben häufigen Kostümwechsel wirkten eher lästig. Manchmal wäre ein bisschen weniger halt ein bisschen mehr...

Nach einer halbstündigen Pause übernehmen Keith Urban und seine Band die Bühne. Aus dem überschwänglichen Empfang des Publikums ist klar zu schließen: Hier kommt nicht wie von den Tourveranstaltern angekündigt der Co-Host, sondern der Hauptakt!

In schwarzen Jeans und schwarzem Shirt legt er mit "Once in a Lifetime" los. Sein Outfit wie auch seine Show sind im Gegensatz zu Carries Auftritt geradezu bescheiden. Die einzelnen Einlagen erzielen aber gerade dadurch mehr Wirkung. "Shine" wird auf dem LCD-Bildschirm mit übergroßen Schattenbildern der einzelnen Musiker begleitet. Besondere Höhepunkte bilden jeweils Keiths Ausflüge auf der Rampe an deren Ende bis weit ins Stadion hinein eine weitere kreisförmige Minibühne steht. "Raining On Sunday" und "Stupid Boy" singt er mitten im Stadion. "Help me out", fordert er das Publikum auf, das sich nicht zweimal bitten lässt und lautstark mitsingt. Er kniet mit seiner Gitarre vor den Fans nieder, lässt sich fotografieren und kommt aus dem Händeschütteln kaum heraus.

Plötzlich drängt sich die gesamte Band auf die knapp vier Meter breite Bühne. Für Chris McHugh ist scheinbar aus dem Nichts ein Schlagzeug aufgebaut worden. Keith selbst und seine weiteren vier Mitmusiker hocken sich mit ihren Gitarren bequem auf die kreisförmig angeordneten Barhocker. "Better Half", "Making Memories of Us" und "You'll Think of Me" im Ambiente eines Singer/Songwriter-Cafés in Nashville. Welch ein wundervoller Ohrenschmaus!

Mit "I Told You So" geht es dann auf der großen Bühne wieder weiter. Ein kurzer Beleuchtungsunterbruch - Drum solo von Chris McHugh - Licht an - und am Bühnenrand stehen mitten im Song etwa 25 uniformierte Trommler der Hawthorne Caballeros, die nahtlos den Song übernehmen und eine grandiose Trommeleinlage hinlegen. Keith versteht es im Gegensatz zu Carrie Underwood von Anfang an, eine gute Verbindung zum Publikum aufzubauen.

Nach einem kurzen Hardrock-Medley auf der Gitarre lacht er verschmitzt in die ersten Reihen. Habe ich Euch geschockt? Nein, hat er nicht! Die in Baseballcaps statt Cowboyhüten aufmarschierten New Yorker Fans haben sowieso keine traditionelle Country Musik erwartet. Bei "Who Wouldn't Wanna Be Me" und "Somebody Like You" tanzen und hüpfen die Leute wie bei einem Rockkonzert mit. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt als Keith für drei Zugaben auf die Bühne zurückgeholt wird. In den letzten Titel,  "Everybody", streut er mit gerührter Stimme die Worte "I Need You". Die während des gesamten Songs drehende Weltkugel macht dem gelben Monkeyville-Herzen Platz. (Anm. der Red.: Monkeyville ist Keith Urbans Fanclub) Eine Viertelstunde vor Mitternacht ein absolut passendes Schlussbild: Happy Valentines Day, everybody!

vgw
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