Sind wir einmal ehrlich: Country Music ist - gerade in den USA - längst keine Nische mehr. Jedes Jahr drängen Dutzende neue Künstler auf den Markt und wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Darunter auch solche Perlen wie Colter Wall oder Anderson East. Bei solcher Konkurrenz ist es schwer, seinen eigenen Stil durchzuringen und erfolgreich zu sein. Lynn Easterly setzt mit ihrem neuen Album auf poppige Rock-Lieder mit starkem Anteil an Country Music. Doch ob das reicht darf bezweifelt werden.
Lynn Easterly bietet das typische Programm
Um seinen Stil durchsetzen zu können, muss man erst einmal einen eigenen Stil haben. Und da hapert es bei Lynn Easterly schon gewaltig. "She Won the Loser" bietet nichts, was man nicht schon zigmal gehört hat. Die meisten Lieder haben einen sehr rockigen Sound, dem Klänge von Country Music unterlegt sind. Die E-Gitarre kommt bei jedem Lied zum Einsatz. Trotzdem bleiben der Sound seicht und bieten keine Ecken und Kanten.
Auf der Internetseite von Lynn Easterly wird die Kraft ihrer Stimme gelobt. Und wirklich: Easterly singt mit viel Hingabe und Energie. Schade, dass sie ihre Stimme in solch generischen Songs verheizt. Nicht einmal der gleichnamige Opener "She Won the Loser" kann musikalisch markante Punkte setzen. Auch wenn es auf dem Album mit "Faded Dreams" und "Didn't We Love" zwei Balladen gibt, kommen auch diese nicht über Standard-Schmalz hinaus.
She Won the Loser hat jeder schon einmal gehört
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Natürlich könnten hier noch weitere Lieder aufgezählt werden, doch egal ob "Shake the Trailer", "Dirty Little Secrets", "It Might Get Loud" oder irgendein anderer Song: "She Won the Loser" ruft von Anfang bis Ende das Gefühl hervor, die Produzenten des Albums hätten den Computer auf Country Music gestellt und die Melodien genommen, welche der Rechner ausgespukt hat. Hier hört sich nichts nach Herz oder Liebe zur Musik an. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Texte. Ein bisschen Herzschmerz hier, sehnsüchtige Worte dort. Alles so zubereitet, dass nichts falsch verstanden werden kann.
Man hat das Gefühl Lynn Easterly möchte in die Kerbe einer Faith Hill oder Lee Ann Womak schlagen, ohne allerdings auch nur ansatzweise deren Qualität zu erreichen. Im besten Fall eignet sich "She Won the Loser" für den Shuffle-Modus einer Jukebox. In einer Kneipe kann man ja immer belangloses Gedudel ertragen, während man mit anderen Gästen plaudert. Wer auf Standard-Pop-Rock-Country Music steht, darf gerne ein Ohr riskieren, alle anderen lassen die Finger von der Scheibe. Ihre erste Singleauskopplung "It Might Get Loud" kann auf YouTube gehört werden. Vor Kauf des Albums sollte hier erst einmal reingehört werden, da das Lied einen guten Eindruck des Albums vermittelt
Fazit: Das war wohl nix. Lynn Easterly liefert mit "She Won the Loser" höchstens ein Standard-Album ab. Dringend vorher Probehören!
Label: Summit (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 12. Januar 2018 |
01 | She Won the Loser |
02 | Dirty Little Secret |
03 | Faded Dreams |
04 | I Listen to My Bad Girl |
05 | It Might Get Loud |
06 | Rough Ride |
07 | Shake the Trailer |
08 | Now We're Gettin' Somewhere |
09 | Didn't We Love |