The Felice Brothers - Life in the Dark

CD Cover: The Felice Brothers - Life in the Dark

Auf ihrem fünften Major-Label-Album "Life in the Dark" zelebrieren die Felice Brothers ihren Trademark-Sound: Country, Rock und zutiefst amerikanischen Folk.

Es braucht nur wenige Takte, um die Stimmung zu erahnen, die bei den Aufnahmen im ländlichen Staate New York geherrscht haben muss. Wer "Aerosol Ball" auflegt, den Opener der neuen Felice-Brothers-Platte "Life in the Dark" meint förmlich, den Schnaps zu riechen und die Ausgelassenheit zu spüren. Aufgenommen auf einer Farm, in einer zum Studio umgebauten Garage, klingt das Album nach dem Werk einer Band, die kaum warten konnte. Sich die leicht verstimmten Instrumente gegriffen und losgelegt hat, mit nur einer Handvoll Hühnern als Zeugen.

Die Geschwister Ian Felice und James Felice stammen aus einem Dorf in den Catskill Mountains, 190 Kilometer nördlich von New York City. Gemeinsam mit Bruder Simone, der 2009 ausstieg, um eine Solokarriere zu verfolgen, musizierten sie in den Kaschemmen und Metro-Stationen der Weltstadt am Hudson. Sie veröffentlichten ihre Musik in Eigenregie, bis sie 2008 endlich bei einem größeren Label unterkamen. Obwohl die Diskographie der The Felice Brothers bereits zehn Alben umfasst, ist "Life in the Dark" erst ihr fünftes Major-Album.

Nach einem kurzen Ausflug Richtung Pop und elektronische Gefilde waren sie 2014 mit "Favorite Waitress" zu ihrem Trademark-Sound zurückgekehrt: Roots-Rock, Country und ursprünglichem, zutiefst amerikanischen Folk.

Dieser Klang dominiert auch "Life in the Dark", auf dem beide Brüder singen. James spielt außerdem Akkordeon, Piano und Orgel, und Ian dazu Gitarre. Zu den Brüdern gesellen sich Josh Rawson am Bass und Greg Farley an der Fiddle. Drummer David Estabrook ist eine Art inoffizielles fünftes Mitglied.

"Life in the Dark" ist voller altmodischer Folk-Songs, betörend wie ein rostiger Traktor

James Felice produzierte das Album selbst, er hatte sich in kurzer Zeit die nötigen Soundingenieur-Skills angeeignet. Die neun Songs auf "Life in the Dark", das pünktlich zum zehnjährigen Bandjubiläum erscheint, sind so betörend wie ein rostiger Traktor aus Vorkriegszeiten. Sänger Ian Felice klingt dabei stets wie ein Bob Dylan, der tatsächlich singen kann und verleiht Stücken wie dem Titelsong, einer Ballade mit hübscher Fiddle-Coda, einen ganz eigenen Charme. "Triumph '73" schippert in ähnlich gemütlich-melancholischen Gewässern, ehe auf dem bluesrockigen "Plunder" wieder die E-Gitarren aufgedreht werden. Der vielleicht schönste Song ist ein Instrumental: zum hübsch altmodischen Country-Hoedown "Sally!" möchte man sogleich die Rockzipfel lüpfen und die Stiefel schütteln. "Diamond Bell" ist eine dieser typischen Felice-Brothers-Balladen, die auf akustischen Gitarren und Akkordeon basiert: scheppernd und mit Inbrunst performt. Und vielleicht dann doch ein klein wenig zu lang.

Neil Youngs düsteres Meisterwerk "Tonight's the Night" sei ein wichtiger Einfluss gewesen, hieß es über den Aufnahmeprozess. Genau wie Young behandelt Songwriter Ian Felice in "Jack At The Asylum" den Klimawandel und ökonomische Ungleichheit. Der Song ist eine gebrochene Hymne auf sein Heimatland, das ihm sowohl "nightmares" als auch "dreams" verschafft.

Die Felice Brothers: eine räudige, countryfizierte Version von The Band

Die Brüder kennen sich in der US-amerikanischen Musikgeschichte aus: so klingen die Felice Brothers auf "Life in the Dark" zuweilen wie eine räudige, countryfizierte Version von The Band, auch der Urschlamm der US-Singer/Songwriter-Szene hat bei ihnen Spuren hinterlassen: Townes Van Zandt oder John Prine sind solche Namen. Wie diese ist Ian Felice ein großer Geschichtenerzähler, berichtet von den Verlierern und Außenseitern der Gesellschaft. Felice fantasiert im Titelsong von einer Welt ohne Krieg, genauso haben allerdings lautmalerischer Blödsinn und Albernheiten ihren Platz.

Ein rein akustischer "Hidden Track" beschließt das Album nach 40 Minuten in einer aufgekratzten Fünf-Uhr-Morgens-Stimmung. Ein famoses Stück, trunken und sensibel zugleich.

Fazit: "Life in the Dark" ist Country-Folk, so roh und unbehauen, wie er nur sein kann. Bei aller Spielfreude der Felice Brothers stört es kaum, dass das Songwriting dabei leicht redundant bleibt.

Label: Yep Rock (H'art) VÖ: 24. Juni 2016
01 Aerosol Ball
02 Jack at the Asylum
03 Life in the Dark
04 Triumph '73
05 Plunder
06 Sally!
07 Diamond Bell
08 Dancing on the Wing
09 Sell the House
vgw
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