Doch - leider, leider - das Album hat mit Country-Sound nur sehr wenig am Hut. Dennoch verdient sich die CD allemal eine Besprechung auf dieser Seite. Warum? Weil es mit dem von ihm und Kevin Savigar produziertem Album ein rundes Dutzend netter, gefälliger, gelegentlich auch schön im Folk-Idiom angesiedelter Songs präsentiert. Bis auf den letzten Titel hat der mittlerweile 70-jährige Sänger bei allen Songs seine Songwriter-Finger mit im Spiel. Das ist aller Ehren wert. Dennoch gehört ausgerechnet die Fremdkomposition, das melancholische, bewegende "A Friend For Life" aus der Feder von Ex-New-Wave-Musiker Steve Harley zu den Glanzlichtern der CD. Ein ruhiger, nahezu akustischer Titel mit ein paar Geigen, aber ansonsten mit wenig Brimborium. Im mollgefärbten Umfeld einer unspektakulären Ballade entfacht seine nach wie vor jugendlich-krächzende Stimme ihre beste Wirkung. Sie berührt, sie bezaubert.
Natürlich ist Rod Stewart heute ein ganz ein anderer, als derjenige, der Mitte der 60er-Jahre bei der Jeff Beck-Group einstieg und später die Faces zur Starband sang. Er hat auch nur wenig mit dem Rod Stewart gemeinsam, der in den frühen 70er Jahren zur Solokarriere abhob und Hit an Hit reihte. Sein damaliger rauer Rock und Folk-Rock ist heute nicht selten mit pomadiger Klang-Kosmetik für Hausfrauen jenseits der 50er aufgehübscht. Warum auch nicht. Er hat sein Publikum, er kennt es, er weiß, was seine Fans von ihm wollen.
Und er bedient seine Anhänger auch mit "Another Country" höchst artgerecht. Auch wenn der Opener "Love Is" mit keltischem Geigen-Intro bei einigen ein kleines Runzeln auf die Stirn zaubern dürfte. Doch der Folk ist hier mainstreamig aufbereitet. Spätestens zum Refrain ist wieder alles im Pop-Lot. Durchgängig rustikaler nimmt sich der erstaunlich ungeschliffen produzierte Blues "Please", das nicht nur im Refrain an den seligen Joe Cocker denken lässt.
Dass ein immerjunger Sonnyboy wie Rod Stewart harmlosen Gute-Laune-Pop natürlich perfekt drauf hat, zeigt der auf dem Cover schelmisch grinsende Womanizer mit "Walking In The Sunshine". Knochentrockener Four-on-the-Floor-Beat, dezente keltische Melodien, brave Gitarrenriffs und dazu seine Reißnagel-Stimme - fertig ist der perfekte Radio-Song. Auf gänzlich andere Zutaten vertraut der rüstige Veteran indes bei "Love And Be Loved" - ein putziger Reggae, angerührt mit den gängigen Klischees.
Mit "We Can Win" versucht sich der Fußball-Freak und passionierte Celtic Glasgow-Anhänger offenbar an einer Fußballer-Hymne. Die positive Message ist offenkundig - dennoch dürfte er mit dem keltischen Pub-Rock-Song gegen Queens "We Are The Champions" keine Chance haben.
So oder so ähnlich geht es im Verlauf der CD weiter. Rock, Pop, keltische Melodien, hier und da eine Fiddle oder ein pfeifender Dudelsack. Häufig stimmen Mix und Arrangements, manchmal aber - wie bei der überladenen Balladen "Way Back Home" und dem etwas zu plakativen "Batman Superman Spiderman" – läuft die Produktion aus dem Ruder. Dann wünscht man sich dann doch den wilden, rauen, jungen Rod Stewart zurück.
Fazit: Country nur im Titel, doch das keltisch inspirierte Album hält ein paar richtig nette Rock- und Folk-Momente parat. Die "Deluxe Edition" bietet satte 17 Songs.
Label: Capitol (Universal) | VÖ: 23. Oktober 2015 |
01 | Love Is |
02 | Please |
03 | Walking In The Sunshine |
04 | Love And Be Loved |
05 | We Can Win |
06 | Another Country |
07 | Way Back Home |
08 | Can We Stay Home Tonight? |
09 | Batman Superman Spiderman |
10 | The Drinking Song |
11 | Hold The Line |
12 | A Friend For Life |
13 | Every Rock'n'roll Song To Me |
14 | One Night With You |
15 | In A Broken Dream (Extended Version) (mit Python Lee Jackson) |
16 | Great Day |
17 | Last Train Home |