Laut eigener Auskunft gehören zu den Einflüssen des Quintetts um Gitarrist und Sänger Dave Simonett so unterschiedliche Acts wie Townes Van Zandt, Nirvana, die Rolling Stones, Bob Dylan, Neil Young und Ralph Stanley. Also: Rock, Grunge, Bluegrass, Folk, Country.
Das klingt spannend, und: es klingt auch auf CD spannend. Jedenfalls scheint die Band mit ihrem genauso eigenwilligen wie eingängigen Mix eine mehrheitstaugliche Klang-Formel gefunden zu haben. Denn auch wenn man in Deutschland bis dato noch nicht sehr viel von diesen Schildkröten-geschädigten Musikern gehört hat - in Amerika genießt die Band mittlerweile höchstes Ansehen. Auftritte bei TV-Shows wie Letterman, Conan O’Brien und auf Festivals wie Lollapalooza, Bonnaroo, dem Newport Folk- und Hardly Strictly Bluegrass-Festival haben zu einer beachtlichen Fangemeinde geführt. Die Folge: ihre letzten Studio-Alben "Palomino" und "Stars And Satellites" landeten auf Charts-Spitzenplätzen - und das nicht nur auf den Genre-Charts wie Bluegrass und Folk, sondern auch auf den US-Charts. Beachtlich, beachtlich...
Und verdientermaßen. Denn ihr ausgewogener, harmonisch mit Samthandschuhen und Fingerspitzengefühl kreierter Klang-Kosmos verströmt seinen ganz besonderen Charme. Daran knüpft jetzt auch das neue, mittlerweile achte Album "Wild Animals" an.
Die meisten Tracks der elf Titel sind in ruhigen Gewässern verankert. Tracks wie der sphärische, hymnische Titeltrack (und Opener), der verträumte Hippie-Folk von "Hollow" mit einem geschätzten Ruhepuls von unter 60, oder der etwas temperamentvollere, an die psychedelische Phase der Beatles erinnernde Walzer "Repetition" strahlen reife Musikalität und ein ausgeprägtes Gespür für raffinierte Harmonien aus. Ihre Songs sind nicht Standard-Werke von der Stange. Es sind kleine, feine Meisterleistungen, die den Hörer umgarnen und ihn auf einen Tagtraum schicken. Gerade ihre Refrains statten Simonett & Co. mit reichlich Watte aus: mit sansoweichen Uuh-Uuh-Chören und Geigen.
Da ist es kein Wunder, dass diese etwas andere Folk-Band gelegentlich auch an die Eagles erinnert. Am deutlichen ist die Seelenverwandtschaft bei "Silver Light" zu spüren. Ein Song, der sich auf jeder Playlist eines jeden Mainstream-Radios gut machen würde. Vielleicht sogar auch "Ghosts". Denn in dem flotteren, im Zwei-Viertel-Takt angelegten Track erinnern die Herren aus dem amerikanischen Norden glatt an Pink Floyd zu "Wish You Where Here"-Zeiten – eine Folk-Hymne zum Dahinschmelzen.
Doch der Trampled By Turtles-Fünfer kann auch anders. In dem flotten, im Zwei-Viertel-Takt angelegten "Come Back Home" und vor allem bei dem mit Punk-Energie aufgeladenen Neo-Bluegrass-Song "Western World" erfüllen sie in etwa das, was ihr Bandname verheißt: ungezügelte, animalische Power.
Fazit: Neo-Folk, Alternative-Bluegrass, Americana? Egal wie man die Musik des nordamerikanischen Quintetts auch bezeichnen mag – der Mix ist stimmig, die Songs eingängig und die musikalischen Leistungen ohne Fehl und Tadel.
Label: Banjodad / Thirty Tigers (Alive) | VÖ: 11. Juli 2014 |
Titelliste
01 | Wild Animals | 07 | Ghosts |
02 | Hollow | 08 | Lucy |
03 | Repetition | 09 | Western World |
04 | Are You behind the Shining Star | 10 | Nobody Knows |
05 | Silver Light | 11 | Winners |
06 | Come Back Home |