Black Prairie - Fortune

CD Cover: Black Prairie - Fortune

Black Prairie ... Schwarze Prärie. Das klingt nicht gerade nach Lagerfeuerromantik und Marlboro rauchenden Kerlen, die von Pick Ups, Saufgelagen oder ihrer Liebsten singen. Nein, nein, der Name soll düster wirken, und das tut er auch - und dazu völlig zu Recht.

Die Band entstand sozusagen als Nebenprojekt von The Decemberists. Drei von den schwarzen Prärie-Musiker/innen spielen auch bei der höchst erfolgreichen Indie-Folkband. Warum also auch noch Black Prairie? Vielleicht um ihre dunklen Seiten auszuleben?

Wenn es in dem Pressetext von Sugar Hill Records heißt "13 aufpolierte Songs mit Popstrukturen schmeicheln dem Ohr", mag man diese Einschätzung nicht teilen. Überhaupt nicht! Weder sind die Songs aufpoliert, noch bekommt man mit den 13 Titeln ohrenumschmeichelnden Pop geboten. Da ist schon eher das Gegenteil der Fall...

Man nehme nur "Let Me Know Your Heart". Ein Walzer, im Zeitlupentempo. Eine wummernde Bassdrum und eine gepeitschte Snaredrum geben den spartanisch-hypnotischen Rhythmus vor, auf dem Sängerin und Gitarristin Colin Melody eine genauso rührende wie sperrige Melodie ausbreitet; harmonisch unterstützt vom Akkordeon/Melodica von Jenny Conlee-Drizos. Noch weniger verdaulich fällt das abenteuerliche "Trask" aus: ein rasanter Mix aus Akkordeon-befeuerten Balkan-Klängen, Klezmer, gefälligen Refrain-Melodien, Fiddle- und E-Gitarren-Salven und Gekicher. Eine Stilschublade für ein derartiges Gebräu muss erst noch gezimmert werden. Im Zweifle sollte man das "Worldmusic"-Fach bedienen.

Doch das Quintett aus Portland, Oregon, kann auch anders. Gefälliger, lieblicher. Das belegen sie in dem synkopierten Folk von "If I Knew You Then". Sounds, Arrangement und auch die Stimme von Colin Melody flirten hier tatsächlich mit dem mehrheitsfähigen Geschmack. Dennoch wird so schnell kein landesweiter Radiosender diesen Track auf die Playlist heben. Leider. Etwas größere Chancen könnte vielleicht sogar "Songs to Be Sung" haben. Denn hier scheinen sich die Musiker aus dem hohen Norden Amerikas in die Harmonieführung der Beatles verguckt zu haben. Das Ergebnis ist ein etwas zu komplex ausgestatteter Beat-/Rock-Song mit dezenten psychedelischen Momenten. Weil hier, wie auch bei dem nachfolgenden Folkie "Cold Day", Drummer John Moen die Lead-Vocals übernimmt, kommt eine weitere Farbe in das Klangbild der Band. Das gilt auch für "The White Tundra" - vermutlich das Yang von Yin der Black Prairies. Bei dem Titel suchen und finden elektronische Sound-Elemente, ein Achtel-zupfender Bass, sphärische Geigen und ein sansoweicher, elegischer Ahhh-Ahhh-Chor ihren gemeinsamen Nenner. Klingt verwegen? Ist es auch! Mit dem angenehm ruhigen und melodischen "Be Good" und dem cleveren, etwas düster gefiedelten "Count to Ten" klingt das Album bipolar aus.

Fazit: Black Prairie steuern auch mit ihrem vierten Album konsequent gegen den Mainstream: phantasievoller, abwechslungsreicher Mix aus Folk, Rock, Country und Worldmusic. So düster wie schön.

Label: Sugar Hill / Caroline (Universal) VÖ: 2. Mai 2014

  • Titelliste

01 The 84 08 Songs to Be Sung
02 Kiss of Fate 09 Cold Day
03 Let It Out 10 Animals Inside
04 Let Me Know Your Heart 11 The White Tundra
05 Fortune 12 Be Good
06 Trask 13 Count to Ten
07 If I Knew You Then    

vgw
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