TinkaBelle - Highway

Schau Dir die Schweizer nicht an ... Gerade erst schoss der kleine FC Basel den großen FC Bayern München in der Champion's League ab. Und jetzt zeigen sie immer häufiger und immer eindrucksvoller, was sie im Country auf der Pfanne haben. Es ist: eine ganze Menge. Mit der Country Night Gstaad machen sie es zum Beispiel vor, wie Country salonfähig und profitabel sein kann. Und mit Acts wie C.H. (Country Helvetia) servieren sie Country-Pop internationalen Zuschnitts. Das gilt auch für das nächste heiße Country-Eisen, das gerade in der Schweiz geschmiedet wird: die Band TinkaBelle um die schöne blonde Sängerin Tanja Bachmann.

Insgesamt 13 Titel bietet das aus Gitarrist Arz, Drummer Andy und Sängerin Tanja bestehende Trio an. Bis auf drei Tracks entstammen alle Songs aus eigener Feder. Das zeigt nicht nur, welches Potential in TinkaBelle steckt, es macht auch klar, dass es sich hier keinesfalls um ein am Reißbrett entwickeltes Retorten-Projekt handelt. Nein, die Band lebt und liebt offenkundig ihren Sound.

Der hat naturgemäß viele Väter und Paten. Die meisten davon finden sich bestimmt in Amerika; in Nashville, vielleicht auch in Austin oder Los Angeles oder New Orleans. Doch auch wenn sich TinkaBelle, ähnlich wie Lady Antebellum, der eingängigen und trotzdem anspruchsvollen Mixtur aus Country, Folk und Pop verschrieben haben, hat ihre Musik eine eigen Note.

Im ersten Drittel der von Fred Hermann produzierten und in der Schweiz aufgenommenen CD präsentieren sie gleich einmal vier exzellente Tracks: "The Man I Need" und "Hold On" bieten eingängige Melodien in bester Country-Pop-Manier und jede Menge gute Laune. Das anschließende "Mandy Lane" setzt das erste Glanzlicht: eine herzige Ballade, bei der die Titelheldin von einem gewissen "Johnny Ray" eiskalt abserviert wird. Nicht gerade Lyrics von Bob Dylanschen Zuschnitts, aber auch nicht viel platter als die Kost von Lady Antebellum und Co. Vor allem aber, und das ist das Erstaunliche, kann der Song mit seinen extrem einschmeichelnden Harmonien musikalisch jederzeit mit jenen Nashville-Größen mithalten: 1-a-Country - Made in Schweiz.

Natürlich können sie dieses hohe Niveau nicht über die gesamte CD-Strecke halten. Zwischendrin wird es schon etwas seicht. Bei einigen Tracks wechseln sie auch die Spur, um etwas andere Genre-Töne anzuschlagen. Während der sehr langsame, im Drei-Vierteltakt angeschlagene Titeltrack noch sehr im Folk verwurzelt ist, überrascht "I Don't Know" mit jazzigen Tango-Rhythmen. Hier erinnern Tanja und Mannen eher an Vaya Con Dios als an aktuelle Country-Acts. Ohne Fiddle, Banjo und Harp - ansonsten gerne genommen - kommt auch das pathetische "Everything" aus: Monumental-Balladen-Pop reinsten Wassers, mit viel Klavier-Klimbim und einer ganz wie Celine Dion schmachtenden Tanja.

Auch das nachfolgende und finale "You Get Me" kreuzt im Balladen-Gewässer. Ganz und gar Pop. Und mit einem Duett-Gaststar internationalen Zuschnitts: Seal. Der Heidi-Ex hat den Trändendrücker höchstselbt geschrieben und er teilt sich das Mikro mit der süßen Tanja hörbar gerne. Na ja, warum auch nicht, er ist ja jetzt wieder Single...der Glückspilz.

Fazit: Hübscher Country-Pop aus der Schweiz. Nicht spektakulär, aber eingängig und professionell. Die Band gastiert auch bei der diesjährigen Country Night Gstaad.