Trotzdem darf man sich von ihm (noch) keine echte Country-Scheibe erwarten. So pflegt der aus der Boygroup "Boyzone", Irlands Antwort auf Take That in den 90er Jahren, auf "Bring You Home" seine Tugenden: Er brilliert als eine Art moderner Elton John oder blonder Neil Diamond, als überzeugender Interpret von schmusigen Balladen und sirupsüßen Liebesliedern. Geigen sorgen für wattige Klangpolster, aus dem Klavier perlen romantische Noten. Kitschig? Freilich, aber mit Niveau! Country? Mitunter, aber man muss schon genau hinhören.
Das Dutzend neuer, in seinem Heimstudio produzierten Songs mag nicht gerade neue musikalische Gipfel erobern, doch die Titel haben Charme. Vor allem hat man das Gefühl, dass hier ein Sänger genau das macht, wozu er Lust hat, wofür er stehen kann - und das ist heute alles andere als vorauszusetzen. Im Falle Ronan Keatings muss man sich aber nicht wundern. Immerhin kann der heute erst 27 Jahre zählende Musiker bereits auf eine erstaunliche Biografie verweisen: 17 Millionen verkaufte Alben; jede Menge Hits; spektakuläre Auftritte mit u.a. Elton John und Luciano Pavarotti; Moderator von globalen Events wie die MTV Awards und Eurovision Song Contest; Manager der Band Westlife. Keine Frage, der aus Dublin stammende Sohn eines Pub-Besitzers und einer Frisörin ist mit allen Entertainment-Wassern gewaschen.
Als Profi weiß er über die (Marketing)-Vorzüge eines Albums der Marke "aus einem Guss" deshalb auch bestens Bescheid. Und ein solches liefert er mit "Bring You Home" ab. Jeder Song ist eine kleine Ode an die Liebe, an die Freundschaft, an die schönen und wertvollen Dinge des Lebens. Titel wie "Friends In Time", "I Promise You", "Hello Again", "It's So Easy Lovin' You" oder das mit Kate Rusby eingesungene Duett "All Over Again" sind Programm. Entsprechend ist die musikalische Umsetzung: Songs für das Schlafzimmer - oder für das Autoradio. Alles kleine Hymnen, oft mit großem Orchester und nicht selten mit hollywood-reifem Pathos versehen. Ausnahmen bilden die im 80er-Jahre Disco-Glitzerkleid verpackte Nummer "Back In The Backseat", der an die Swinging-Sixties erinnernde Titeltrack und das im 3/4-Takt gehaltene und absolut Nashville-taugliche "Just When I'd Given Up Dreamin'". Vielleicht bedienen sich ja Brooks & Dunn wieder mal bei ihm. Dann wird aus dem feschen Iren vielleicht ja doch noch ein echter Countrysänger. Schaun mer mal ...
Fazit: Drei Dinge braucht der Keating: Liebe, Liebe, Liebe. Ein echter Herzenswärmer ... Country-Einflüsse sind allerdings so rar wie irisches Bier in Nashvilles "Wild Horse Saloon".
Label: Polydor (Universal) | VÖ: 2. Juni 2006 |
Titelliste
Links
01 | Friends In Time | 08 | Back In The Backseat |
02 | This I Promise You | 09 | Bring You Home |
03 | All Over Again | 10 | Hello Again |
04 | Iris | 11 | Just When I'd Given Up Dreaming |
05 | To Be Loved | 12 | (We Just Need) Time |
06 | Superman | 13 | Baby Can I Hold You (Video) |
07 | So Easy Lovin' You | 14 | Iris (Video) |