"Now What", was nun? Produziert hat das Ganze die ehemalige Four-Non-Blonde-Frontfrau Linda Perry, deren Songwriting und Produktion nicht zuletzt Pinks Karriere maßgeblich nach vorne gebracht hat. Und dass Lisa Marie mit Zeitgenossen einen gehörigen Groll hat, die sie auf den oben angeführten Celebrity-Lebenslauf reduzieren wollen und ihre Lebensgeschichte am liebsten in Hochglanzdrecksblättchen nachgeifern, das machte schon die Auswahl der ersten Single aus "Now What" deutlich: "Dirty Laundry", einst geschrieben von Eagles-Trommler/Sänger Don Henley: Ein böses Lied über die ach so bösen Massenmedien.
Auf Now What stammen die meisten Texte von Lisa Marie Presley
"Now What" birgt, von der Auswahl Linda Perrys als Mitstreiterin mal abgesehen, eine ganze Menge wohlkalkulierte Überraschungen: Zum einen hat Lisa Marie Presley die meisten Texte selbst geschrieben ("Danke an Linda für die Geduld", schreibt sie im Booklet). Zum anderen kommt ganz am Schluss als Hidden Track noch eine Hommage der ganz besonderen Art: Eine Cover-Version das Ramones' Knallers "Here Today, Gone Tomorrow", mit Sex Pistols-Gründungsmitglied Steve Jones an der Gitarre. Schade, dass Elvis nie die Gelegenheit hatte, mal einen Ramones-Song zu singen. Das hätte die Las Vegas und die Popgeschichte vielleicht entscheidend verändern können. Auch wenn sie niemals auch nur ansatzweise diese Wirkung haben wird, Lisa Marie Presley macht mit ihrem verhauchten, dunklen Stil als Sängerin gar keine schlechte Figur. Und sie ist stolz darauf. "Alle Vocals und Background-Vocals von Lisa Marie Presley," steht noch vor dem ersten Text im Booklet. Wer das Kleingedruckte liest, der entdeckt allerdings, dass an den Stimmeffekten pro Song bis zu drei Toningenieure/Aufnahmeleiter herumgedoktert haben. Das allerdings mit Erfolg.
"Now What" legt gut los mit dem aufmüpfigen Rocker "I'll Figure It Out", gleich gefolgt von der ersten Perry/Presley-Komposition Turbulence. Kein schlechter Song, schade nur, dass sie bei hier irgendwie den Refrain vergessen haben. "Kredenze den Geiern ein Gläschen Wein" ist nur eine der seltsam zusammenhangslosen Textzeilen, die Lisa Maria so zu Papier brachte: Auch musikalisch gerät das Pink/Presley-Duett "Shine" eher plump. Auch die modernisierte Version von Don Henleys 1982er Song "Dirty Laundry" kann über eines nicht hinwegtäuschen: Es war nie eines der stärksten Werke des Mannes, der "Hotel California" und "Boys Of Summer" schrieb. Eine Ballade später, will Lisa Marie mal wieder ein wenig abrechnen: "Idiot" wäre auf einer Green-Day-Platte besser (und wohl lustiger) aufgehoben. Die Midtempo-Nummer "Turned To Black" gefällt ob ihres cleveren Arrangements und einer gewissen gespensterhaftigkeit. "Raven" versucht sich erfolgreich als atmosphärische, mehrschichtige Popnummer. Die etwas sehr bemüht leidend eingesungene Akustikgitarren/Streichquartettballade "Now What" geht in Ordnung. Das Ramones-Cover ist eine eher lauwarme Angelegenheit.
Fazit: Auch wenn die Tochter des Kings Of Rock'n'Roll als Sängerin keine schlechte Figur macht: Letztlich rettet nur das hochkarätige und vor allem sehr bemühte Personal Lisa Maria Presleys zweites Album "Now What" vor der Mittelmäßigkeit. Vor dem Etikettenschwindel sei gewarnt: Obwohl sie bei Capitol Nashville veröffentlicht, ist dieses Album eindeutig unter Rock einzuordnen, nicht unter Country.
Label: Capitol Nashville (EMI) | VÖ: 13. Juni 2005 |
01 | I'll figure it out |
02 | Turbulence |
03 | Thanx |
04 | Shine |
05 | Dirty Laundry |
06 | When you go |
07 | Idiot |
08 | High enough |
09 | Turned to Black |
10 | Raven |
11 | Now what |