Irene Kelley - Thunderbird

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Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht. Erst recht nicht im Country-Geschäft. Bereits 1983 zog die geborene Pennsylvaniaerin Irene Kelley nach Nashville. Dort machte zwar nicht sie Karriere, dafür aber ihre Songs: Sie schrieb den Hit "Love Can't Ever Get Better Than This" für Ricky Skaggs und Sharon White, und während sie die eigenen Kinder aufzog, fanden ihre Lieder erfolgreiche Patenonkel und -tanten: Loretty Lynn, Trisha Yearwood, Rhonda Vincent und - allen voran - Alan Jackson. Der hatte - der Legende nach - Songs von Kelleys Selbstgeschriebenem und Coproduziertem 1999er Album "Simple Path" im Radio gehört. Er sang Kelleys "I'm A Little Bluer Than That" auf seinem mehrfach mit Platin ausgezeichnetem Album "Drive". Fünf Jahre nach "Simple Path" ist Kelley zurück: Mit dem neuen Album "Thunderbird", elf Songs, mit Co-Writern weitestgehend selbst geschrieben.

Wie auch "Simple Path" ist "Thunderbird" eine gelungene Kollektion schlichter aber schöner, akustisch arrangierter, leicht folkig angehauchter Countrynummern, wenn auch manchmal mit fragwürdig fundamentalistischen Texten. Aber dazu später mehr. Kelley intoniert ihre entwaffnend harmlosen, aber immer charmant komponierten Countrysongs mit warmer Stimme: Den Opener "Highway" schrieb sie mit einer alten Freundin, Claire Lynch - inspiriert von einer langen Autofahrt: Ein Song, der viele Freunde finden wird. Bewegend in süßer Besorgtheit geriet Kelleys mit Lisa Aschmann geschriebene, zarte Mandolinen-Ballade "My Sun & Moon", gewidmet ihren Töchtern Justyna und Sara. Gefolgt von dem feinen "Big Girl Now" - ein Lied zwischen Erziehung und Emanzipation: Eben noch mit Stützrädern das Radfahren gelernt - und eine Strophe später schon den ersten Jungen küssen...

Das Themenarsenal von Kelley - Hobbies: Gartenarbeit, Malen, Wandern und Angelausflüge mit ihrem Gatten und ihren zwei Töchtern - ist meist familiär angelegt, leider aber nicht immer. Denn wer singt wie ein Engel, kann leider dennoch gefährliches Gedankengut verbreiten: In "Somebody Let The Water In" beschreibt Kelley die Sichtweise eines Mädchen vom Lande, während diese durch New Orleans berühmt-berüchtigte Vergnügungsstraße Burbon Street bummelt. Was diese auf der US-Ausgabe der Reeperbahn offensichtlich angewidert erlebt, inspirierte den oben genanntem Titel: Diesen Sündenpfuhl möge doch bitte jemand fluten. Ein Lied mit einer Botschaft, die nicht erst seit der Asienflut völlig unmöglich ist. Zumal New Orleans ein potentielles Überschwemmungsgebiet ist. "Woher kommt all der Hass hier?" singt Kelley in dem Lied und meint damit wohl nur das Treiben in der Burbon Street. Dabei ist die Frage mehr als angebracht: Woher eigentlich dieser Hass?

Fazit: Irene Kelleys Songwriting auf ihrem aktuellen Album "Thunderbird" ist ein Lehrstück in Sachen kommerziellen Contemporary Country, entwaffnend in seiner scheinbaren Harmlosigkeit. Leider - wenn man Kelleys Texte beim Wort nimmt - mit einem unangenehmen Beigeschmack christlichen Fundamentalismus.

Label: Rounder Europe (in-akustik) VÖ: 29. Januar 2005

  • Titelliste

  • Links

01 Highway 07 Big Girl Now
02 If I Had Any Strength At All 08 Burn Down The House
03 Cold All The Time 09 Might Unbreak My Heart
04 Somebody Let The Water In 10 Comin' Back From The Moon
05 Thunderbird 11 I Pray
06 My Sun & Moon Image Image


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Es hat durchaus Vorteile, wenn man sich nicht den Gesetzmäßigkeiten der Music Row aussetzt....