Redferrin - Old No. 7

CD Cover: Redferrin - Old No. 7
 

Nur Redferrin. Mehr nicht. Natürlich hat der Sänger und Songschreiber auch einen Vornamen (Blake), aber der fällt bei ihm unter den Tisch. Hat ja auch was, nur den Nachnamen. Das ist schon irgendwie cool und klingt nach einer Marke - und eine Marke ist dieser Neuling tatsächlich. Denn den größten Teil seines immer noch ziemlich jungen Lebens hat der markante Künstler im Sattel einer Motocross-Maschine verbracht. Er war Profi-Rennfahrer und lebte auf der Überholspur.

Ein Neuling aus Nashville: Redferrin nennt sich der Sänger und Songschreiber, "Old No. 7" seine Debüt-EP

Bis zu einem gewissen Punkt in seinem Leben, als er seine Maschinen verkaufte und auch sonst jede Menge aus seinem Hausbestand versilberte, um - wohin sonst? - nach Nashville zu ziehen. Klar, auch er folgte dem Lockruf der Musik. Und wie sich schnell zeigte, völlig zu Recht. Immerhin landete er als Songschreiber schon bald höchst respektable Treffer: Florida Georgia Line nahm sein HipHop-inspiriertes "Countryside" auf, Rapper Nelly seine Komposition "Lil Bit" und Dean Brody & The Reklaws eroberten mit dem Redferrin-Original "I Can't Help Myself" immerhin die kanadischen Charts.

Redferrin: ein Leben auf der Überholspur

Klar, dass diese Erfolg Appetit auf mehr machen. Auf eine eigene Karriere zum Beispiel - und die läutet der schlaksige Kerl mit der Ritterfrisur jetzt ein: Mit seiner Debüt-EP "Old No. 7". Der Titel ist natürlich eine unverhohlene Anspielung auf das legendäre Feuerwasser aus Lynchburg, Tennessee, auf Jack Daniels. Dass der ehemalige Geschwindigkeits-Junkie eher kein Abstinenzler ist, weisen alleine schon ein paar Songtitel aus: in drei von sieben Tracks spielt Alkohol jedenfalls eine inhaltliche eine Rolle. Auch im Opener: "Jack and Diet Coke", eine in etwa so abstruse Mischung, wie Kinderpunsch mit Rum. Aber wenn's schmeckt...

Auch musikalisch geht Referrin originell zur Sache: Nach einem eher braven Akustikgitarren-Intro taucht schon bald seine Stimme auf - eine Stimme, die nach HipHop klingt, in der etwas Aufmüpfiges und Unberechenbares mitschwingt. Die aber seinen Reiz und einen eigenen Charme hat. Nach einigen Takten fügen sich tatsächlich hippe Sounds und HipHop-Elemente in das Soundgefüge des Openers ein. Ja, doch, es ist ein Country-Song. Aber auch noch einiges mehr. Linientreue Traditionalisten muss man vom Konsum dieser Musik deshalb eher abraten.

Wer aber gegenüber neuen Strömungen und anderen Genres offen ist, wird an Referrins "Old No. 7" seinen Spaß haben. Vermutlich sogar Metallica-Fans. Denn ähnlich wie die Hard Rock-Veteranen, lädt auch Referrin seine Songs häufig mit harten Gitarren-Riffs, wuchtigen Beats und einer satten Dosis Düsternis auf. Vor allem in "Just Like Johnny". In dem Track serviert er zunächst eine dunkel gestimmte E-Gitarre mit ganz, ganz viel Hall, zu der sich seine ebenfalls halligen Vocals gesellen. Es folgen: ein Drum-Computer-Beat, wuchtige Akkorde und schließlich ein Refrain in voller Breitseite. Sehr hart, sehr wuchtig und sehr kompromisslos.

"Old No. 7": Country-Songs der etwas anderen Art

Auch "Lose Her For Nothin'" strömt diese dunkle Energie aus. Auch dieser Track vermengt harte Rock-Gitarren mit Drums- und Drum-Computer-Beats und einer dunklen Grundstimmung. Doch Referrin kann auch anders, das hat er längst mit seinem Hit für die Sunnyboys von Florida Georgia Line bewiesen. Einen Track ähnlicher Gangart bietet er auch auf "Old No. 7" an: "Miss Summer" heißt der Song, der zwar nicht gerade vor guter Laune sprüht, der sich aber in diesem Setup allemal als stimmungsaufhellend erweist.

Auffallend ist, dass Referrin bei seinen Songs mit sehr wenig Aufwand auskommt. Häufig reicht eine mit Effekten behandelte E-Gitarre und seine Stimme, im Refrain bekommt das Arrangement freilich stets ein Upgrade. Außerdem fällt auf, dass er kompositorisch nicht gerade ein Mozart ist: ein paar Drehungen und Wendungen, so wie bei "Doin' Life", und gut ist's. Am minimalistischsten erweist sich "She's Like Whiskey", das - mehr oder weniger - mit einer einzigen wiederkehrenden Melodie auskommt. Fast wie ein Kinderlied. Und genauso eingängig. Deshalb würde es nicht verwundern, wenn genau dieser Track weit oben in den Charts landet.

Vielleicht ist es aber auch "Champagne in the Morning". Seine, wenn man so will, einzige Ballade der EP. Auch der Track kommt mit reduzierter Instrumentierung aus, wieder halten sich die Akkordwechsel im bescheidenen Rahmen. Aber die Stimmung macht's, und die ist: geradezu hypnotisch. Sein herzzerreißender Vortrag im Refrain dürfte so manchem Hörer, so mancher Hörerin eine Gänsehaut bescheren.

Fazit: "Old No. 7" heißt das hochprozentige Debüt des Ex-Motorrad-Rennfahrers Redferrin, bei dem er Country-Vibes mit Metal- und HipHop-Elementen kreuzt. Eigenwillig, aber hitverdächtig.

vgw
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