Die aus Dublin stammende Irin, Jahrgang 1977, erweist sich auf ihrem neuen Album als stimmgewaltige, top phrasierende und stilistisch geschmeidige Sängerin. Ihr Album "Dream a Little Bigger" darf man als Überraschung bezeichnen. Als äußerst positive dazu - zumindest, wenn man ein Faible für melodischen Country-Rock und -Pop im Stile der späten 80er und frühen 90er Jahre hat.
Denke groß, träume größer: "Dream a Little Bigger"
Okay, das ist schon etwas old fashioned. Etwas vintage. Na und? Gute Musik war und ist zeitlos. Und im Gegensatz zu manch einer Produktionssünde in den 80er und 90ern (man erinnere sich an die damaligen Drum- und Keyboards-Sounds), haben die Produzenten von "Dream a Little Bigger" hier sorgfältig gearbeitet und nahezu alle hippen, und damit modeabhängigen Sounds von der Klang-Speisekarte verbannt. Gute Entscheidung. Zumal eine Sängerin wie Pam Jackson auf jeglichen Sound-Gimmick jederzeit verzichten kann.
Das beweist sie bereits im Opener "A Line in a Song". Eine sehr ruhige, gediegen Klavier-Ballade. Ein Song, wie er auch Reba McEntire gut zu Gesicht stehen würde. Dennoch ist dieser gefühlvolle, im Arrangement sehr reduzierte Track nicht unbedingt typisch für das Setup ihres neuen Albums. Denn, wie sich noch zeigen wird, die Lady versteht es auch trefflich zu rocken. Dennoch ein gelungener Titel mit einer hübschen Harmonieführung im Refrain.
Nach so viel Gefühl-Output ist es aber natürlich Zeit, gleich mal eine andere Seite zu präsentieren. Das macht sie sehr überzeugend in dem nachfolgenden Titeltrack - ein im rasanten Zwei-Viertel-Groove gehaltener Country-Rock-Song. Wem dabei Shania Twain oder Pam Tillis in den Sinn kommen, liegt damit sicher nicht ganz falsch. Auch instrumental weiß der Song mit einigen schönen Gitarren- und Fiddle-Licks zu gefallen.
Pam Jackson - Stay (Official Music Video)
Im nächsten Song geht das Wechselbad der Gefühle weiter. Es folgt also - richtig! - wieder eine Ballade. "Last Love Standing" (origineller Titel) punktet mit exzellenten, hymnischen Melodien im Refrain. Im Gegensatz zu den meisten Nashville-Balladen bleibt das Arrangement, trotz einiger Tonspuren, übersichtlich und transparent. Der Sound ist dicht und druckvoll, aber nicht überfrachtet. So bekommt Pam Jackson den nötigen Raum, den sie mit ihrer Stimme souverän ausfüllt. Ohnehin klingt ihr Vortrag unangestrengt. Emotional, das ja. Aber nicht unbedingt volle Tube. Keine Kraftmeierei, keine Effekthascherei. Vielmehr hat man bei ihr den Eindruck, dass sie - wenn sie möchte - über genügend Reserven in den Stimmbändern verfügt. Ein Kriterium, das so gut wie jeden Top-Sänger, jede Top-Sängerin auszeichnet.
Pam Jackson: Top-Sängerin aus Irland
Nächster Volltreffer ist "A Plane to Miss". Eine Ballade mit einem gelungenen Bild für das Abschiednehmen, sehr melancholisch und mit Gänsehaut-Harmonien im Refrain aufgeladen. Erneut ein Song, wie man ihn auch in den 90er Jahren in den Country-Radios rauf und runter gehört hat. Wer jetzt denkt, Pam Jackson ist eine hoffnungslose Romantikerin (was durchaus der Fall sein kann), bekommt mit den nachfolgenden Titeln kontra: Bei "Every Other Woman (Every Other Man)" fühlt man sich wieder an eine Shania Twain in Bestform erinnert: Stimmlich, musikalisch und auch wegen des etwas frivol-kecken Textes.
Da sie schon mal am Rocken ist, macht sie mit "Fly on the Wall" gleich weiter. Ein unaufgeregter, etwas braver Country-Rock 'n' Roller mit reichlich Nostalgie zwischen den Noten. Auch bei "Web of Lies" krempelt die Irin die Ärmel hoch. Und wie! Der Titel zählt zu den Highlights des Albums. Dafür sorgen das originelle Arrangement mit Fender-Piano-Akkorden und klasse Gitarren-Licks, vor allem aber wegen des Ohrwurm-Refrains, der einen an Little Big Town-Hits denken lässt. Das gilt auch für das finale, vollauf gelungene "Angel on my Shoulder".
Dazwischen kredenzt sie eine weitere Ballade ("Bad Taste"), gefällige Schonkost ("Unlove Me") sowie eine originelle Cover-Version des Eddy Raven-Hits "I Got Mexiko". Der Song datiert aus dem Jahre 1984 - genau die Zeit, in der sich auch Pam Jackson musikalisch verortet.
Fazit: Die Irin Pam Jackson kann es mit ihrem neuen Album "Dream a Little Bigger" allemal mit den amerikanischen Top-Ladies aufnehmen. Ein gelungenes Country-Album, mit viel romantischen Momenten und noch mehr Nostalgie.