The Steel Woods - On Your Time

CD Cover: The Steel Woods - On Your Time

Die Band The Steel Woods liefern mit neuem Line-Up das starke Album "On Your Time" ab

The Steel Woods. Das war bis 2021 vor allem die Band um Gitarrist und Bandgründer Jason "Rowdy" Cope. Mit Copes tragischem Tod vor zwei Jahren (er starb an Diabetes) änderte sich für die Formation so ziemlich alles. Es war eine Zäsur. Mehr noch: Es stellte sich die Frage, ob man überhaupt weitermachen wolle? Gitarrist und Sänger Wes Bayliss wusste aber ziemlich schnell, wo es langgehen soll.

Er verriet uns neulich im Interview: "Aufgeben war für mich dann doch keine Option", sagte er, "aber klar, zunächst waren wir geschockt. Doch dann haben wir uns entschlossen, die Herausforderung anzunehmen. Und ich glaube, wir sind alle daran menschlich und musikalisch gewachsen."

Reifezeugnis einer Band: "On Your Time"

Mit dem fingerflinken Tyler Powers hat man dazu schon bald einen mehr als ordentlichen Ersatz für Cope gefunden. Er fügt sich mit seiner so virtuosen wie leidenschaftlichen Spielweise hervorragend in das Bandkonzept von The Steel Woods ein. Ein Sound, der verschiedene Väter hat. In manchen Songs klingt das Quartett beispielsweise wie eine Mischung aus den frühen Eagles und Lynyrd Skynyrd. "Dieser Vergleich gefällt mir", sagte Bayliss, als er mit dieser Umschreibung konfrontiert wird, "fest steht jedenfalls, dass diese zwei Bands einen enorm großen Einfluss auf unsere Musik ausüben."

Wer sich die zehn Tracks von "On Your Time" anhört, wird aber noch weit mehr als bloße Ähnlichkeiten mit Country- und Southern Rock-Legenden erkennen. Beispielsweise, dass die Band durchaus eigenes Profil besitzt, dass sie mit grandiosen Musikern bestückt ist und dass die Formation - das wird schnell klar - um die üblichen 08/15-Klischees in ihren Songs einen weiten Bogen macht. "On Your Time" ist sogar eine Art Konzept-Album. Ein Genre, das im Country und Southern Rock nicht gerade weit verbreitet ist. "Ausgangsbasis einiger Songs von "On Your Time" ist einer unserer alten Titel - "Uncle Lloyd" von unserem Debüt-Album." In diesem Song blickt ein Teenie auf jenen Onkel Lloyd und erkennt, wie man es gerade nicht im Leben machen sollte. Oha, ein fast schon philosophischer Ansatz! Den sie in weiteren Tracks wie in der sehr ruhigen Country-Folk-Ballade "Stories To Tell Myself" hintergründig weiterspinnen. Der Titel findet sich in der zweiten Hälfte der CD. Es ist: die ruhigere Hälfte.

"Stimmt", sagt der bärtige Sänger und Gitarrist, "das Album hat wie eine Medaille zwei Seiten." Die eine ist eher laut, ruppig und rockig, die zweite kreuzt dagegen in ruhigen, mal auch sensiblen Folk- und Akustik-Gewässern. Ob so oder so - die Songs überzeugen. Nehmen wir nur mal den Opener, das ebenfalls von `Uncle Lloyd´ inspirierte "The Man From Everywhere": eine bärenstarke Country-meets-Southern-Rock-Ballade. Gut fünf Minuten dauert dieser CD-Einstieg. Und er macht klar, mit was für einer talentierten Band man es mit "The Steel Woods" zu tun hat. Nach dem guten Beginn geht es glatt noch besser weiter: "Cut The Grass" heißt das über siebenminütige Epos, das sich ebenfalls aus den Elementarteilchen von Country und Southern Rock speist. Die Betonung liegt bei diesem Track aber eindeutig bei letzterem Genre. Schon alleine wegen der explosiven Gitarren-Soli, die einen glatt an den Lynyrd Skynyrd-Song-Meilenstein "Free Bird" denken lassen.

The Steel Woods: die zwei Seiten einer famosen Band

Auf hohem Level geht es weiter: "Devil in this Holler" überzeugt als düstere, schwerblütige Country-Ballade mit West-Coast-Touch (wieder mit tollem Gitarren-Solo), "Famine Fortune" serviert einen knochentrockenen, trägen Southern Rock und "On Your Time", der Titeltrack, erweist sich als eine extrem langsame, im Drei-Viertel-Takt angelegte Country-Ballade. Ein Song mit schwelgerischen Soundtrack-Qualitäten.

Sehr langsam und im selben Metrum geht es mit "You Don't Even Know Who I Am" weiter. Erneut ein Track, der die elementaren Dinge des Lebens hinterfragt und dem dazu etwas Bruce-Springsteen-mäßiges anhaftet. Als Sänger erinnert Wes Bayliss allerdings weniger an den Boss, sondern eher an eine Mischung aus Hank Jr. und Chris Stapleton. Eine Stimme, wie gemacht für einen Blues à la "Border Lord". In dem erneut über siebenminütigen Titel vermengt die Band den rauen Charme von ZZ Top mit der Coolness von Acts wie The Black Crowes. Ganz klar ein Highlight des Albums.

In den restlichen drei Songs präsentieren The Steel Woods noch eindringlich ihre weiche, ihre "Woods"-Seite. "Broken Down Dam", eine akustische, im Laid-Back-Groove gestaltete Folk-Ballade, klingt so hoffnungslos wie es der Titel erwarten lässt und ist wie das anschließende "If Not for The Rain" im gemütlichen Sechs-Achtel-Takt gehalten. Der "Rain"-Song beginnt gemächlich und langsam und leise, um nach rund sechs Minuten die Kehrseite, die "Steel"-Seite zu präsentieren: Double-Time, Vollgas-Gitarrensolo. Klasse!

Fazit: The Steel Woods können leise und laut, rocken und leiden. Das neue Album "On Your Time" ist nach dem tragischen Tod des einstigen Frontmans eine überzeugende Rückmeldung.

Label: Woods / Thirty Tigers (SPV) VÖ: 6. Oktober 2023
Disk 1
01 The Man from Everywhere
02 Cut the Grass
03 Devil in this Holler
04 Famine Fortune
05 On Your Time
06 You Don't Even Who I Am
07 Border Lord
08 Stories to Tell to Myself
09 Broken Down Dam
10 If Not for the Rain
vgw
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