Wie es der Zufall wollte, führten andere Faktoren dazu, dass die 6.000 Zuschauer sehr bunt gemischt daherkamen. Denn neben optisch leicht zu erkennenden Country-Fans, die teilweise auch ihren Nachwuchs mit zum Konzert genommen hatten, waren etliche Besucher der dieser Tage in der Domstadt stattfindenden "Gay Pride" zum ersten von insgesamt zwei Deutschland-Konzerten von Dolly Parton erschienen. Eine Tatsache, die auch der Sängerin nicht entgangen war. "In der Stadt ist viel los, ich habe einige Drag Queens gesehen, die aussahen wie ich", bemerkte sie lachend, nachdem sie selbst nach der Konzertpause eine neue Perücke trug.
Doch erstmal zurück zum Anfang. Mit 15 Minuten Verspätung begann die Show direkt sehr stimmungsvoll. Nach dem Intro durch die neunköpfige Band stolzierte Dolly zum "Fire Medley" - unter anderem mit "Baby I'm Burning" ein - und lockte ihre Fans in der komplett bestuhlten Halle erstmals aus den Sitzen. Enttäuschung darüber, dass die Arena nur gut zur Hälfte gefüllt war, ließ sich Dolly zu keiner Zeit anmerken. Stattdessen erklärte sie mit dem Blick auf die ersten Reihen selbstironisch, dass sie genau weiß, wie teuer diese Plätze sind. "Aber ich brauche das Geld. Denn es kostet viel Menge Geld, so billig auszusehen", erklärte sie in ihrer unnachahmlichen Art und hatte die Lacher auf ihrer Seite.
Nach "Why'd You Come In Here Looking Like That" und "Jolene" folgte der Titeltrack der aktuellen Platte, der schon von überraschend vielen Konzertbesuchern schon mitgesungen wurde. Während Dolly bei den ersten Nummern agil von der einen zur anderen Bühnenseite zur anderen lief, stand nach dem gelungenen Dylan-Cover von "Don't Think Twice" erstmal eine Ruhephase an.
Dolly gab eine kurze Zusammenfassung über ihre Kindheit dem Aufwachsen in den Smoky Mountains zusammen mit elf weiteren Kindern und ließ dabei in ihren Ausführungen neben Heimatliebe und Heimweh auch den familiären Zusammenhalt oder die Liebe zu Gott nicht zu kurz kommen. Es folgten mit "My Mountains My Home", "Coat of Many Colours" und "Appalachian Memories" einige Bluegrass-Songs, die wunderbar zu dem vorher gesagten passen. Die Queen of Country Music präsentierte sich dabei nicht nur stimmlich voll auf der Höhe, sondern spielte dazu auf ungewöhnlichen Instrumenten, wie beispielsweise einer Dulcimer. Der Heimat-Block wurde mit dem New Country-Song "Home" fortgesetzt, bei dem Dolly ein Banjo zupfte.
Stimmungsvollstes Highlight der ersten Konzerthälfte stellte danach das temperamentvoll dargebotene Traditional "Rocky Top" dar. Die Menge johlte begeistert, als Dolly dazu das "Benny Hill"-Titelthema auf einem Mini-Saxofon trötete. Nicht weniger angetan reagierten die Fans, als das erste Set mit dem Bon Jovi-Klassiker "Lay Your Hands On Me" endete.
Im neuen, diesmal im schwarz glänzenden Look, und goldenen High Heels setzte Dolly das Konzert nach der Pause fort. Insgesamt stand Dolly an diesem Abend über zwei Stunden auf der Bühne. Auch im zweiten Teil gab es viel Platz für Emotionen. So konnte man bei überwiegend akustisch dargebotenen "Banks of The Ohio" und dem folgenden "Little Sparrow" die berühmte Stecknadel fallen hören. Die Zuschauer waren ergriffen und begeistert zugleich und nicht wenige fragen sich sicherlich, wie es die Dame mit der besonderen Ausstrahlung auf der Bühne schafft, wirklich jeden Ton stets perfekt zu treffen. Dolly hat es einfach immer noch drauf.
Erwartungsgemäß gestaltete sich der Endspurt der Show noch einmal deutlich lauter. Nach einem Medley mit Hits wie "Think About Love" oder "But You Know I Love You" näherte sich die Stimmung dem Siedepunkt an und als dann noch "9 to 5" auf "Islands In The Stream" folgte, saß in der Halle kaum noch jemand auf seinem Stuhl. "I Will Always Love You" setzte folgerichtig den Schlusspunkt eines begeisternden Konzerts, bei dem Dolly vor allen Dingen auf neue Songs sowie die Erfolge aus den Achtzigerjahren und weniger auf countrylastiges Material setzte. "I Will Always Love You" nutzte die Künstlerin zudem als inhaltliches Kompliment an ihre Fans, welches die in Form von lang anhaltendem Applaus zurückgaben.