Sage und schreibe 42 Konzerte und eine große Abschluss-Session gab es in diesen drei tollen Tagen für die Besucher zu erleben. Zahlreiche Künstler präsentierten sich mit einem eigenen Stand, neben vielen anderen Scooter Lee, die Thompson Brothers, The Lennerockers, die Can Can Girls, Tommy Roberts Jr., die Southern Company. Infostände und eine Medienstraße, unter anderemmitden Ständen von Living Line Dance, den Zeitschriften Country Mail und Highway News, mit Country Com Marion Freier und natürlich von CountryMusicNews.de vervollständigte die Ausstellerliste. Dazu jede Menge Händler, von Jack Daniels Whiskey bis zum Merchandising rund um das Thema Country und Western. Da schlug das Herz höher, denn hier gab es nichts, das es nicht gab. Doch der Mittelpunkt des Geschehens an diesen drei tollen Tagen war die Musik, die für jeden Geschmack etwas bereit hielt. Wohl kaum ein anderes Countryfestival kann für sich beanspruchen, solche stilistische Breite zu bedienen. Grenzen wurden aufgebrochen und überschritten, da standen Cover-Bands auf der Bühne, die ihr Handwerk bestens beherrschten und mit bekannten Melodien und internationalen Hits ihr Publikum begeisterten. Neben ihnen hörten wir Künstler, die ihrer eigenen Kreativität freien lauf ließen, die sich ihre Songs selbst auf den Leib schneiderten. Und Musik, die von klassischem, traditionellen Country und Swing über Rockabilly und Oldies bis hin zum Rock reichte. Auf zwei Bühnen gaben sich die Künstler die Mikrofone in die Hand.
The Lubbocks tragen einen Namen, der verpflichtet. Immerhin wurde unter anderem Buddy Holly, der für viele spätere Musiker ein nicht zu überhörender Einfluss war, 1936 in diesem texanischen Städtchen, das nach Thomas Saltus Lubbock benannt wurde, geboren. Normalerweise zu fünft unterwegs, gaben sich an diesem Abend ausnahmsweise mal nur P.T. (Gitarre/Gesang), Chris (Standbass/Gesang), Mike (Schlagzeug) und "Magic" (Lead-Gesang, Gitarre, Mundharmonika) - sämtlichst auf den Familiennamen Lubbock hörend - die Ehre ihres Spiels. Der Bakersfield Sound gewürzt mit einem Schuss Rockabilly kam an, ihr mehrstimmiger Harmoniegesang ließ aufhorchen. Sänger Frank kniete sich zeitweilig richtig rein, doch das kann er - so jedenfalls erzählte er - nicht mehr allzu oft machen, dem Alter geschuldet. Immer wieder kleine humorvolle Zwischentexte, mit denen sie sich auch mal selbst auf "die Schippe" nahmen. Als sich der Höhepunkt des Programms näherte, kam mit "Modern Don Juan" eine Buddy Holly-Nummer, bei dem sich der Kreis schloss. The Lubbocks spielten solide und routiniert, technisch einwandfrei, doch sollten sie auch einmal an ihrem Konzept arbeiten und ein wenig mehr Bewegung in die Show bringen, werden es ihnen die Fans danken und vor Begeisterung ausflippen. Auf dem Sampler "Country Music Meeting 2011“ sind The Lubbocks mit "Above and Beyond" vertreten.
Ganz anders Taneytown aus den Niederlanden: ihr erdiger, rockiger Sound riss sofort die Stimmung an sich. Mit nur vier Musikern auf der Bühne krachte es gewaltig. Sie schwenkten die Gitarren wie einst ZZ Top. Das machte nicht nur auf der Bühne Spaß! Taneytown schöpften das gesamte Spektrum des Genres aus: Ob melancholisch und sentimental, ob rockig und zupackend - die fünf Musiker wissen verschiedene Stimmungen zu transportieren: authentisch, unmittelbar, bewegend. Merkwürdigerweise schöpfte die Band ihre Spielzeit nicht aus, doch DJ Marion Freier, die diese Bühne moderierte, forderte die fehlenden sechs Minuten ein und auch das Publikum ließ die Band nicht einfach so gehen. Prompt gabs eine ungeplante Zugabe. Taneytown lieferte Melody Rock in seiner reinsten Weise, das transformierte die Stimmung auf dem kurzen Weg von der Bühne in die Saalreihen. Da zuckt das Bein und die Hüfte, da muss man einfach mitmachen. Taneytown sind auf dem Sampler "Country Music Meeting 2011“ mit ihrem Song "Dog Eat Dog" zu hören.
Sängerin und Band-Chefin Annika Buhns ist Quereinsteiger, zumindest was die Countrymusic betrifft. Der Musikliebhaber kennt sie unter andrem aus Musicals wie "Mamma Mia!", "West Side Story" und "Ich war noch niemals in New York!". Erst vor kurzem entdeckte die Sängerin ihre Leidenschaft für Countrymusic und Pop, nahm ein Album, schlicht betitelt mit ihrem Namen, auf. Beide Richtungen kombinierte sie bei ihrem Auftritt zu einer aufregenden Mischung. Ihre Musik ist leicht tanzbar und mit Paul Glaser brachte sie ihren eigenen "Anheizer" mit, der die Massen im Saal aufpuschte und zum mitmachen aufforderte. Aber erst in den Balladen, wie "Miracle", konnte Annika Bruhns wirklich zeigen, was alles in ihrer Stimme steckt. Eine gute Schule lässt sich nicht verleugnen. Ihre Vorbilder Keith Urban und Trisha Yearwood ließen sich ebenso unschwer heraus hören. Mit ihrer 10-köpfigen Band kreierte sie auf der Bühne einen Sound, der so voluminös und dennoch kompakt ist, wie man ihn selten hört. Eine solch große Band ist heutzutage ein Wagnis, besonders wirtschaftlich auch ein Risiko, doch das nimmt Annika Bruhns in Kauf, für ein besonderes Klangerlebnis, mehrstimmigen Gesang und zufriedene Fans. Annika Bruhns ist mit "Look at Us Now" auf dem Sampler "Country Music Meeting 2011“ vertreten.
Auf der kleinen, der "Roger Boss Bühne", spielten The Cashbags Johnny Cash Songs. Vor allem mit Liedern aus Cash's später Schaffensphase und mit den von Produzent Rick Rubin geprägten American Recordings konnte die in einer Dreier-Formation spielende Band punkten. Eine ohne Effekthascherei auskommende, solide, kleine Show zum Zuhören, Relaxen und Genießen. The Cashbags sind mit der Eigenkomposition "(Hey) What's New" auf der "Country Music Meeting 2011“ Compilation dabei.
Michelle Conner & Far From Home folgten auf gleicher Bühne und sie bildeten damiteinen ziemlich konträren Auftritt. Denn Sängerin Michelle Conner präsentierte sich mit Sixties Frisur, was optisch einiges hermachte, denn die war der "Hingucker" auf der Bühne. Mit Gitarre und Mikro in der Hand zog sie die Aufmerksamkeit auf sich und rockte los. Dass sie auch anders kann, bewiesen die wenigen, eingestreuten Balladen, wie "Asking for Flowers". Doch die meisten der Lieder waren sehr rhythmusbetont, gingen ins Tanzbein. Ihre Stimme ist kraftvoll, fesselnd, bezaubernd, echt. Von Michelle Conner & Far From Home ist mit dem selbstgeschriebenen "A Humble Man" auf dem Sampler "Country Music Meeting 2011" zu hören.
Viel Pech hatte Laura Bryna, deren Flugzeug aufgrund des Schneechaos in den USA erst gar nicht startete und deren Auftritt auf dem Meeting damit gänzlich ausfiel. Nur ein wenig Pech hatte dagegen der britische Country-Star Debbie Nunn, deren Instrumente von der British Airways in London einfach mal nicht weiterbefördert wurden, schließlich mit einem späteren Flug in Berlin Tegel ankamen, als die Band allerdings schon mit geborgten Instrumenten auf der Bühne stand und ihr Set spielte. Nun ja, die gute Nachricht ist: Es kommt nichts weg und irgendwann auch alles an.
Doch zunächst einmal mussten die Musiker von Debbie Nunn mit schnell von den Kollegen, die es an diesem Wochenende hier zum Glück reichlich gab, zusammengeborgten Instrumenten auf die Bühne. Ihr Opener "9 to 5"- mit dem man absolut nichts falsch machen konnte - rockte und schwang im Rhythmus, "Ain't Going Out Tonight" rockte richtig los und "Road to Love" lockte mit einem treibenden Beat. "Here For The Party"- die Songs tänzelten frei zwischen Pop und Rock, hatten längst die klassische Country-Schiene verlassen. Debbie Nunn präsentierte sich befreit vom engen Korsett der Countrymusic, mit tanzbaren Liedern, wie Shania Twains "Rock This Country", aber auch romantischen Balladen, wie "If Love Can Move Mountains", bei der sich die Musiker auf ihren Instrumenten ausspielen und all ihr Können und Emotionen hinein legen konnten. Debbie Nunn stellte gleich vier Gitarristen auf die Bühne, die einen einzigartigen Sound aus ihren Saiten zauberten. Geige, Mandoline, Bass, Drums und Keyboards taten das Ihre, um einen satten Sound zu reproduzieren, der keine Lücken aufwies. Vor der Bühne wurde wieder einmal getanzt. Und schließlich kam er doch noch, der klassische Countrysong, "Bubbles". Doch mit "Look So Good" schwenkte die Sängerin sofort wieder in Richtung Rock…Debbie Nunns aktuelle Single "Say Something Good", ist ebenfalls auf der "Country Music Meeting 2011" Compilation zu finden.
Der Auftritt von Big Dig & The Side Chicks- immerhin die Drittplatzierten der Pullmann City Trophy 2009 - erinnerte sehr an die Berliner Band BossHoss, die in Designer-Unterhemden und einem gepitchtem Sound ihr Verständnis von Countrymusic umsetzen. Big Dig deklarierte seine Musik selbst als Cowrock und diese Art der Präsentation muss man wirklich mögen, um es richtig genießen zu können. Für die, die es konnten, ist "Boobs" auf dem "Country Music Meeting 2011" Sampler.
Die Überraschung des Abends war zweifelsohne der Auftritt von Tommy Roberts, Jr. auf der kleinen Bühne. Hier gingen fast schon unerklärliche Dinge vor sich. Begann der Auftritt von Vater und Sohn noch etwas unspektakulär und mit einigen Problemchen bei Kollegen Apple, mauserte sich dieses kleine, feine Konzert zu DEM Publikumsmagneten am Samstagabend mit den überwältigsten Resonanzen. Während im großen Saal Big Dig agierte, zog es mehr und mehr Fanszu Tommy Roberts, Jr. Mit zwei Akustikgitarren plus Apple-Unterstützung und Musik zwischen Uncle Kracker und Kid Rock bis hin zu eigenen Songs schwappte die Welle der Begeisterung immer höher. Der Junior hat gelernt, sich exquisit zu verkaufen, immer wieder flirtete er mit den Zuhörern, schwenkte seine Gitarre gekonnt mit einem leichten Hüftschwung und provozierte dadurch immer wieder Beifall. An seinem Gesang war nicht zu bemängeln, im Gegenteil: Er meisterte bravourös jeden Ton, ist dabei relaxt und entspannt, konzentriert sich ganz auf seine Performance. Besonders bei den Balladen, wie "When You Say Nothing At All", konnte er zeigen, was seine Stimme zu leisten vermag. Natürlich durfte "The One" nicht fehlen, den er bei Stefan Raabvorstellte - und auch Latin Klänge in "Live, Love, Lough" ließen die Stimmung hoch kochen. Als der kleine Helfer mit den Bits & Bytes mal nicht so richtig spurte und der Junior etwas planlos am Computer rum fummelt, sagte der "Alte" zum "Jungen": "Hör auf mit der Playback Kacke, mach was unplugged!" Und so kamen die Zuhörer in den Genuß von "If Tomorrow Never Comes", ganz akustisch, ohne technische Unterstützung. Ein leiser Chor aus den Sitzreihen sangt mit. Jeder Platz war jetzt besetzt, an den Seiten wurde getanzt und von hinten strömten immer mehr Leute hinein. Der kleine Raum platzte fast aus den Nähten. Das Unfassbare nahm seinen Lauf: Gleich vier Zugaben forderten die Fans. Kein Veto der Veranstalter, die solche Dinge wie Zeiten-Überschreitung ansonsten ganz fest im Griff haben. Tommy Roberts, Jr. war das Publikums-Highlight am Samstagabend!
Danach bemühte sich die exzellent spielende Cripple Creek Band im großen Saal um die Aufmerksamkeit des Publikums. Im kraftvollem Southern Rock performten sie Klassiker und stellten sogar einige Stücke ihres erst in ca. zwei Monaten erscheinenden neuen Albums vor. Der Erste, "Alive & Kicking", orientierte sich mehr als nur wenig an den Sound von Lynyrd Skynyrd und mit "A Glass Heart" schlugen sie Walzerklänge an. Der Ausblick auf die Lieder des neuen Albums ließ den Schluß zu, dass auch hier die stilistische Breite auseinandergehen wird. Doch irgendwie hatte die CCB es an diesem Abend ziemlich schwer, die Musiker wirkten im Spiel sehr konzentriert, ein wenig mehr Lockerheit wäre schön gewesen. Die Linedancer vor der Bühne interessierte das weniger, sie nahmen den Rhythmus auf und tanzten.
Wie schon am Nachmittag zu vernehmen war, kam US-Sängerin Laura Bryna aufgrund des Wetters nicht in die Lüfte und damit nach Berlin. Veranstalter Frank Lange fand schnell grandiosen Ersatz: eine kleine, aber feine Allstar Band, die den freigewordenen Konzert-Platz füllen sollte. Zunächst wollten sie unter dem Namen The Tiny Thompsons die Bühne entern, entschieden sich aber dann für Clueless Reunion Show, mit der Massgabe, dass dieses Debütkonzert der erste, aber auch der letzte Auftritt der Band sein sollte. Mit dabei waren: aus Irland Tiny Mc Neela (Gesang/Gitarre), aus den USA Andy Thompson (Gesang/Gitarre) und Matt Thompson (Gesang/Bass), aus dem Vereinigten Königreich Tim Cactus (Schlagzeug) und Tommy Linkert (Steelgitarre) aus Deutschland. Musikalisch bedienten sie sich aus dem reichhaltigen Fundus der populären Musik, begannen mit Kenny Rogers und wanderten hin zum frühen Johnny Cash. Ein Konzert, in dem der Spaß im Vordergrund stand und exzellente Musiker.
Die präsenteste Künstlerin auf dem Country Music Meeting war offensichtlich Scooter Lee. An allen Tagen stand sie wenigstens kurz auf der Bühne, instruierte Linedancer und sang die Lieder ihres aktuellen Albums "Home to Louisiana". Stand sie nicht auf der Bühne, sah man sie im Gespräch mit Fans oder anderen Künstlern in den Gängen des Hauses oder an ihrem eigenen Stand, an dem sie ihre CDs und DVDs feilbot.
Hierzulande eher unbekannt ist die Zelebrierung eines Gospel-Gottesdienstes mit Gebet, Gesang und Tanz., das alles brachte uns Scooter Lee am Sonntagmorgen nah. Und die Erkenntnis, dass ein Gebet und das Gedenken an Gott nicht immer etwas mit Stille und Traurigkeit zu tun haben muss, sondern dass man mit der religiösen Musik auch Freude geben und Erlösung nehmen kann. Zusammen mit ihrem Dance Instructor Suzanne Wilson erklärte sie den zahlreichen Linedancern vor der Bühne die Schritte zu den einzelnen Songs, die dann sofort nach dem einstudieren auch praktisch getanzt wurden. Scooter Lee sang Gospel und traditionelle Lieder, vom allseits bekannten und immer wieder gern gehörten "Oh Happy Day" über das etwas abgewandelte "My Girl", das hier "My God" heißt, bis hin zu "Swing Low Sweet Chariot". Das alles ist auf ihrem demnächst erscheinenden Gospel-Album "Sing A New Song- Dance A New Dance" zu hören, das man hier schon mal in einer Vorab-Version käuflich erwerben konnte. Eine Stunde bei Scooter Lee's Sunday Morning Line Dance Gospel Show verging wie im Fluge.
Doch dann musste der US-Star Platz machen für ihre Landsleute, die Thompson Brothers. Die Brüder Andy (Gesang, Gitarren) und Matt (Gesang, Schlagzeug) kamen nach Berlin mit einer neuen CD im Gepäck. Sie betitelten das neue Werk mit "New Orleans" und stellten in ihrem Bühnenprogramm gleich einmal einige Titel davon vor. Besonders eingängig und mit großem Hit-Potential ausgestattet ist "Lucky Sometimes", was auch das Publikum im Saal schnell erkannte und begeistert mitgehen ließ. Auch "One Drink at a Time", das auf dem Sampler zum Countrymusic Meeting 2011 enthalten ist, entpuppte sich als echte Erfolgsnummer mit seiner eingängigen Melodie, die strikt geradeaus führt. Die Thompson Brothers haben ein glückliches Händchen für schöne Melodien, die im Kopf haften bleiben, tanzbar sind und das Zeug zu einem Hit besitzen. Die Musik tendierte oft vom Country weg in Richtung Pop, aber immer mit eingängigen, durchlaufenden Beat. Ihr Auftritt war geprägt von Humor und Witz, gepaart mit viel Talent und Können. Einer der Höhepunkte in ihrem Programm: das von Simon & Garfunkel bekanntgemachte "Cecilia" in einer speziellen Version. Auch hier waren wieder die Linedancer vor der Bühne sehr aktiv. Zum Schluss ihres Programms gaben auch die Thompson Brothers noch einmal kräftig Gas, mit "The Shape I'm In" folgte ein wirklicher Kracher. Es ist schon erstaunlich, wie diese Zwei-Mann-Band agierte, wie sie ohne viel Firlefanz und Schnickschnack einen kraftvollen Sound, dem es an nichts mangelte, aufstellten.
Ein feines, etwas ruhigeres Konzert lieferten auch Hank Rose & The Swinging Horses ab. Im gediegenen Outfit weißer Hemden und Jacketts boten sie Western- und Swingmusik, alles entspannt, sehr relaxt, von Alan Jackson bis Merle Haggard. Mal zum abtauchen und entspannen, auf diesem Country-Music-Marathon bestens geeignet. Einfach nur zuhören und Genießen.
Die CC Adams Band mixte in loser Folge Coversongs, wie Dolly Partons "Jolene" oder "My Heart is a Lonely Hunter", mit eigenen Stücken. Die Vorbilder wie Shania Twain, Faith Hill und die Dixie Chicks waren leicht heraus zu hören. Frontfrau Carola Adam wirbelte umher und kann wohl für sich in Anspruch nehmen, die auf der Bühne agilste Sängerin beim Country Music Meeting 2011 gewesen zu sein. Ihr sah man den Spaß an, den ihr Körper in seinen Bewegungen nach außen trug.
Der Sonntag hatte auch wieder seinen Höhepunkt: Country-Urgestein Larry Schuba ließ es sich nicht nehmen, auch einige seiner populären Liedchen für das Gelingen des Events beizusteuern. Mehr als 40 Jahre prägte Schuba die deutsche Countrylandschaft mit seinen Liedern, oft schaute er genau auf das Leben und fand die richtigen Worte, es zu beschreiben. Und so kam er am Nachmittag nach einer langen Fahrt von einem Konzert aus Wernesgrün wieder zurück nach Berlin und steuerte zielstrebig auf die große Bühne zu. Gerade erst feierte er seinen 60. Geburtstag, und doch wirkte er frisch und quirlig, als er "Wieder unterwegs" anstimmt, gefolgt von "Auf der Autobahn". Bei "Just A Gigolo" tänzelte er wie ein Tiger auf der Jagd über die Bühne. Larry kann eben auch mal über sich selber lächeln und er kann seinen Spaß an der Sache allen zeigen. Und das machte er im Fontane Haus. Wie vielfältig sein Repertoire ist, zeigte er sofort: Schmalzend singt er "Are You Lonesome Tonight"- vom Band kommt ein schmachtendes "Shoop Shoop" dazu, und das von der holländischen Band "Pussycat" einst verpopt und bekanntgemachte "Mississippi" sang er im wirklichen Countrystil und mit deutschen Text. Mit "Marina", das er gleich dreisprachig sang, setzte Larry noch eins drauf, seine Tex-Mex-Version bewies wieder einmal die Vielseitigkeit dieses Künstlers. Larry Schuba kann einfach alles singen, und er lebt die Rolle im Lied im gleichen Moment aus, in dem er die Worte singt. Larry ist ein Entertainer, wie es heute nicht mehr viele gibt. Als direkt an der Bühne eine Frau mit einem Handy seinen Auftritt filmt, kniete er spontan vor ihr nieder- und er würzte seinen Auftritt mit jeder Menge weiteren Humor. "Ich bin Larry Heesters. Ich will einer der Untoten sein", scherzte er zwischen zwei Liedern. Lässig ließ er die Gitarre auf seinem Rücken baumeln, so wie Johnny Cash es auch oft tat, und sang "Danke". Als er von der Bühne gehen wollte, ließ das Publikum den "Bär" nicht so einfach gehen, Einer wenigstens noch - und so tönte sein Hit "Bärenstark" noch einmal durch die Lautsprecherboxen.
Der Erfolg warf seine Schatten voraus. Aber Schatten ist immer noch. Das diesjährige Country Music Meeting war zwar ein Publikumsmagnet, aber man muss auch deutlich sagen, dass die unglückliche Spaltung des Zielpublikums durch die zeitgleich stattfindende Country Music Messe im Postbahnhof nicht nötig gewesen wäre und in der Sache sehr kontraproduktiv war, da dieser Fakt für beide Veranstaltungen eine Dezimierung der Besucher zur Folge hatte. Die Veranstaltung im Fontane Haus hätte man aufgrund des Schulbetriebes, Teile der angrenzendenThomas-Mann-Oberschule werden für die Veranstaltung mitgenutzt,nicht verlegen können, die Messe im Postbahnhof schon. Es wird wohl ewig ein Rätsel bleiben, warum man in der Countrymusic oft so wenig Verständnis für den anderen aufbringen kann und dadurch an den Künstlern, aber vor allem an den Fans vorbei arbeitet und in lieber billigend in Kauf nimmt, dass wirklich alles den "Bach runter geht".
Nichtsdestotrotz zeigten auch die Medien großes Interesse am Country Music Meeting 2011. So waren unter anderem der MDR (Mittel Deutscher Rundfrunk), RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg) und RS2 da. Besonders bedeutsam aber war eine Produktion für die einzige Country-Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen: "Country Roads", die auf 3Sat ausgestrahlt wird. Ein Produktionsteam war am gesamten Wochenende hautnah dabei, interviewte Künstler und filmte sie bei ihren Auftritten. Die Zusammenfassung gibt es demnächst in mehreren Teilen im Fernsehen auf 3Sat zu sehen. Fritz Portner, Produzent von "Country Roads": "Es war das erste Mal, dass wir für "Country Roads" Interviews in Deutschland führten. Bisher haben wir ausschließlich Interviews aus Nashville gezeigt. Aber die Liste der auftretenden Künstler, egal ob international oder national, hat uns überzeugt. Außerdem freuten wir uns auf die redaktionelle Zusammenarbeit mit den Kollegen von CountryMusicNews.de die seit Jahren kompetent über Country Music berichten." Auch Frank Lange, Veranstalter des 1. Country Music Meetings ist froh über dieses Interesse: "Ich bin dankbar für die Zusage von "Country Roads" über das Meeting zu berichten. Damit wird den auftretenden Künstlern ein optimales Umfeld geboten sich zu präsentieren. Neben der Möglichkeit neue Fans durch den Live-Auftritt zu suchen und sich den diversen anwesenden Veranstaltern zu präsentieren, haben die Künstler nun auch noch die Möglichkeit sich gemeinsam mit "Country Roads" für eine positive Außenwirkung der Szene im Fernsehen einzusetzen." Selbst die großen Plattenfirmen realisieren immer mehr, dass die Freunde der Countrymusic auch eine potentielle Käuferschaft für CDs, Downloads und Merchandising darstellen. Da verwundert es kaum, dass Mitarbeiter der Universal Music Group und auch von Sony Music vor Ort waren und sich diverse Shows angesehen haben.
Fritz Portner muss nun ca. 20 Stunden Material ansehen und auswerten, schneiden und wieder zusammen fügen, bevor es gesendet werden kann."Wir haben jetzt soviel wirklich gutes Filmmaterial, dass es eigentlich für mehrere Beiträge ausreicht. Genaues kann man natürlich erst nach der Sichtung der Aufnahmen sagen, doch ich denke, wir werden daraus mehrere Teile machen können, die in verschiedenen Folgen der Sendereihe ausgestrahlt werden." Da können sich die Country-Freunde ja auf etwas freuen! Der erste Beitrag wird am Mittwoch, dem 30. März 2011 ab 11.30 Uhr auf 3Sat ausgestrahlt. Also: Nicht verpassen!
Übrigens: Der Termin für das Country Music Meeting 2012 steht bereits fest. Es findet vom 3. bis zum 5. Februar 2012 wieder im Fontane Haus Berlin statt.