Neue Band, Old School: Miss Belle & The Cattle Call in der Laeiszhalle

Miss Belle & The Cattle Call; Foto: PressefotoLag es an fehlender Werbung oder schlicht am guten Wetter, dass das Konzert der Traditional-Country-Band Miss Belle & The Cattle Call, aus Hamburg, am vergangenen Samstag (5. Mai 2007) in der Kleinen Musikhalle Hamburg mit rund 100 Zuschauern eher zu einem Family & Friends-Gig wurde? Schade war es jedenfalls, denn die Bluegrass-Truppe um Sängerin Susanne Eder, die fünf Jahre lang zur Ur-Besetzung von Texas Lightning gehörte, kann sich hören lassen. Ihr Tribut-Abend für Hank Williams, der im Rahmen eines Musikschulfestes stattfand, geriet trotz Williams' tieftrauriger Klassiker zu einer gutgelaunten Country-Show.

Lefty Frizzell hat über Hank Williams gesagt: "He was the bluest and lonesomest man I ever met". Und Marty Stuart pries dessen "entwaffnend einfache und dennoch bewegende Songs über Einsamkeit". Miss Belle & The Cattle Call zeigten bei ihrem Konzert jedoch: alles eine Frage des Arrangements und der Songauswahl - von Williams'scher Trübsal war bei ihrem Konzert jedenfalls keine Spur, obwohl dessen Songs wie "Lovesick Blues" oder "Your Cheatin' Heart" ja eher für den verkaterten Sonntagmorgen statt Samstagabend gedacht seien, wie Sänger und Gitarrrist Claas Vogt erzählte. Wohl weil das Konzert nicht am Sonntagmorgen stattfand, entschied sich die Band für eine leichtfüßige Herangehensweise aus Bluegrass-Elementen, mehrstimmigem Gesang und einem flotten Akustikteppich aus Gitarre, Mandoline, Violine, Ukulele, Dobro, Kontrabass und Schlagzeug. 

Das Programm des ersten, halbstündigen Sets bestand dann auch gar nicht aus Williams-Songs, sondern aus Traditionals wie "Keep On The Sunny Side" von der Carter Family, dem Country-Gospel "I'll Fly Away", Jimmie Rodgers' "In the Jailhouse Now" und natürlich Tex Owens' namengebendem Cowboy-Song "Cattle Call". Wer den "O Brother, Where Art Thou"-Soundtrack im Schrank stehen hat, dürfte schon bis dahin zufrieden gewesen sein.

Nach der Pause begann der eigentliche Tribut-Abend mit "Lost Highway". "Settin' The Woods on Fire" und die Rockabilly-Nummer "My Sweet Love Ain't Around" folgten - seine Depression musste man also woanders pflegen, denn diese Songs gehören (wie das später gespielte "Hey, Good Lookin'") nicht unbedingt zu Williams' Tearjerkern. Da fehlte nur noch die Cayun-Nummer "Jambalaya (On The Bajou)" im Repertoire - warum eigentlich? Erst mit Gastmusiker Jörn Ingwersen alias One-Trick-Pony-Frontmann Hank Bullock wurde es balladesk: "My Son Calls Another Man Daddy" - da erstickt der Titel schon von vornherein jeden positiven Ansatz. Ingwersen hängte noch "I'll Never Get Out Of This World Alive" dran, bevor Fiddlerin Leoni Schmitz ein herzzereißendes "Cold, Cold Heart" anstimmte.

Frontfrau Susanne Eder kam dann die schwierige Aufgabe zu, den traurigsten Country-Song aller Zeiten "I'm So Lonesome I Could Cry" zu interpretieren, was ihr mit ihrer kraftvollen Countrystimme ausgezeichnet gelang. Als zweiter Gast lieferte sich der Hamburger Gitarrist und Sänger Tom DeLuny dann mit Eder das Duett "I Can't Help It If I'm Still In Love With You". Eders Ex-Bandkollegen Olli Dittrich und Jon Flemming Olsen von Texas Lightning schauten bei dem Konzert zwar auch vorbei, traten aber nicht auf. Im Zugabenteil wurde es dann mit Bill Monroes "Blue Moon of Kentucky" nochmal richtig schnell und dem Traditional "I Am Weary (Let Me Rest)" richtig besinnlich.

vgw
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