49 Winchester begeistert im ausverkauften Carlswerk Victoria in Köln
49 Winchestermachen seit über einem Jahrzehnt gemeinsam Musik und haben in dieser Zeit fünf Studioalben in voller Länge veröffentlicht. Die Band wurde nicht als künstliches Musikprojekt gegründet, sondern besteht aus einer Gruppe von Highschool-Freunden. Die Chemie und der Zusammenhalt der Band kommen in jedem Song zum Ausdruck – das Ergebnis jahrelanger gemeinsamer Arbeit, in der sie ihr Handwerk verfeinert haben, anstatt sich nur aus Bequemlichkeit zusammengefunden zu haben.
Doch bevor 49 Winchester die Bühne im Carlswerk Victoria betraten, gab sich Wyatt Flore die Ehre.
Wyatt Flores - Akustik-Set, Vorprogramm für 49 Winchester
Es ist gerade einmal ein Jahr her, dass der 24-jährige Wyatt Flores nach drei früheren EPs sein erstes Album in voller Länge veröffentlicht hat. Doch in dieser kurzen Zeit hat er sich als einer der am schnellsten aufsteigenden Künstler der Americana- und Alt-Country-Szene etabliert. Mit mehreren Songs, die über eine Million Aufrufe auf YouTube haben, über drei Millionen monatlichen Spotify-Hörern und mehr als einer halben Million Followern in den sozialen Medien ist Flores' Erfolg unbestreitbar. Er stand sogar schon auf der Bühne der Grand Ole Opry – ein Meilenstein, den nur wenige so früh in ihrer Karriere erreichen.
Im Carlswerk Victoria erhielt Wyatt Flores uneingeschränkten Zugang zum Ton- und Beleuchtungssystem des Veranstaltungsortes – ein seltenes Privileg für einen Voract. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Der Soundmix war kristallklar, und die sanften, sich verändernden Bühnenlichter bildeten den perfekten visuellen Rahmen für seinen intimen Auftritt.
Um Punkt 19:00 Uhr Uhr betrat Wyatt Flores die Bühne und spielte zusammen mit zwei Bandkollegen ein Akustikset: einer an der Akustikgitarre und der andere wechselte zwischen E-Piano und Mandoline. Das Trio schuf einen warmen, organischen Sound mit einem ausgeprägten Bluegrass-Flair. Im Laufe einer Stunde spielten sie ein ausgewogenes Set aus Midtempo-Songs und gefühlvollen Balladen, wobei sie gelegentlich das Tempo erhöhten, um das Publikum anzuheizen.
Flores' Auftritt zeichnete sich durch Authentizität und emotionale Geschichten aus – roh und ungefiltert, aber dennoch zutiefst fesselnd. Das Publikum reagierte begeistert und applaudierte großzügig zwischen den Songs. Ein herausragender Moment war in der Mitte des Sets die Cover-Version von "How to Save a Life" von The Fray, die zum Mitsingen animierte und mit zunehmender Lautstärke für eine spürbare Steigerung der Dynamik sorgte.
Das Set enthielt Höhepunkte wie "West of Tulsa", "Running Out of Time" mit seinen reichhaltigen Gesangsharmonien und "Oh Susanna", das ein wunderschönes Akustikgitarrensolo bot. "Please Don't Go" begeisterte erneut das Publikum, während das fröhliche "Don't Wanna Say Goodnight" durch ein Mandolinen-Solo anstelle des ursprünglichen Violinenparts eine neue Note erhielt. Flores beendete sein Set mit einer temperamentvollen Interpretation von "Kansas City Southern" von Turnpike Troubadours – eine passende Hommage an seine Wurzeln und Einflüsse.
Insgesamt lieferte Wyatt Flores eine herzliche und ausgefeilte Performance, die sowohl persönlich als auch kraftvoll wirkte – ein Einblick in einen Künstler, der selbstbewusst in sein eigenes Rampenlicht hineinwächst.
49 Winchester beweist, dass Rock nicht tot ist – er heißt nur jetzt Country
Die Band betrat um 20:32 Uhr die Bühne und verschwendete keine Zeit, bevor sie ihre ersten beiden Hillbilly-Rock-Nummern zum Besten gab und damit sofort die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Beim dritten Titel wechselten sie zu einem Midtempo-Groove, bevor sie wieder Vollgas gaben – ein Muster, das sich durch das gesamte 80-minütige Set zog. Das Tempo war makellos: Schnelle und Midtempo-Songs wechselten sich mit gelegentlichen Balladen ab und hielten die Energie ohne Pause aufrecht.
Zwischen den Songs gab es wenig Geplauder – 49 Winchester ließ die Musik für sich sprechen.
Die Hits wurden strategisch über das gesamte Set verteilt, anstatt sie für das Finale aufzuheben, sodass die Fans voll und ganz bei der Sache blieben. Der rohe, ungefilterte Sound, der aus den Lautsprechern dröhnte, wurde mit tosendem Beifall aufgenommen. Tatsächlich ist dies eine der seltenen Bands, die live noch besser klingen als auf Platte, unterstützt durch eine dynamische Lichtshow und ein begeistertes, ausverkauftes Publikum.
Auf ihrer Tournee zur Unterstützung ihres fünften Albums "Leaving This Holler" mischte die Band gekonnt neue Titel mit Fan-Favoriten wie "Annabel", "Damn Darlin", "Last Call" und "Russell County Line". Ihr Outlaw-Country-meets-Americana-Stil, angetrieben von einem rein aus Fender-Gitarren bestehenden Setup, lieferte einen Mix, der rau, menschlich und perfekt unvollkommen war – genau so, wie Southern Country Rock sein sollte.
Isaac Gibsons Gesang schnitt die ganze Nacht über klar durch den Mix, während Chase Chafin und Noah Patricks Zusammenspiel auf Gitarre und Pedal Steel den Veranstaltungsort mit Wärme und Textur erfüllte. Tim Halls Klavierspiel sorgte für Ausgewogenheit und Tiefe und rundete den Sound der Band wunderbar ab. Die Freundschaft und Vertrautheit zwischen den Mitgliedern waren unverkennbar – jeder Blick und jedes Lächeln zeugte von ihrer langen gemeinsamen Geschichte.
Zu den Höhepunkten gehörten "Yearnin' For You” und "Bringing Home the Bacon”, bei denen die Fähigkeit der Band, Verletzlichkeit in kraftvolle Arrangements einzuflechten, einen emotionalen Höhepunkt erreichte. "Leavin' This Holler” und "Fortune Favors the Bold” zeigten ihre Stärke als Geschichtenerzähler und entführten die Zuhörer in lebhafte Geschichten über den Kampfgeist und die Erlösung in Kleinstädten. "Chemistry” sorgte für einen eindringlichen, introspektiven Moment, während "Hays, Kansas” ein bewegendes Stück Americana zeichnete, das tief nachhallte.
Im Laufe des Abends verlieh die ausgeprägte 70er-Jahre-Atmosphäre der Show eine hymnische Energie
Das Publikum brauchte nicht viel Aufmunterung – es sang aus vollem Herzen zu "Russell County Line" mit und schwankte mit hoch erhobenen Getränken zu "Tulsa".
Frontmann Isaac Gibson übernahm den Gesang und die meiste Interaktion mit dem Publikum, und seine Energie war ansteckend. Seine Stimme – gefühlvoll, authentisch und unprätentiös – verband die gesamte Performance zu einem Ganzen.
Und natürlich die Zugabe: "Hillbilly Happy". Der mitreißende Rhythmus und die unbändige Freude brachten das Haus zum Beben und fassten den Geist des Abends perfekt zusammen. Die Band beendete ihren Auftritt um 21:52 Uhr – ein prägnantes, aber elektrisierendes 80-minütiges Set, das keine Sekunde lang nachließ.
Von den Rufen aus Russell County bis ins Herz von Köln bewies 49 Winchester, dass sich der lange Weg gelohnt hat. Ihre Show war tight, kraftvoll und fröhlich authentisch – ein Abend, der alle daran erinnerte, dass Rock nicht tot ist. Er trägt nur Cowboystiefel.
Wer 49 Winchester und Wyatt Flores live erleben möchte, hat in Berlin und Hamburg noch die Chance. Alle Termine, auch die vieler weiterer Künstler stehen in unserem Terminkalender.









