Alex Auer with the Detroit Blackbirds heizen den Schlosspark in Schwetzingen ein
Bevor Brad Paisley mit seiner Stammband die Bühne betrat, durfte mit dem Heidelberger Alex Auer und den Detroit Blackbirds ein lokaler Act als Opener das Publikum unterhalten. Obwohl zeitgleich das Finale der Europameisterschaft der Fußball-Damen im Wembley Stadion andauerte, war das Areal bereits gut gefüllt. Bei hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad Celsius diente für viele Besucher der Cowboyhut nicht nur als modisches Accessoire, sondern auch zum Schutz vor der Sonne. Ortskundige hatten Decken mitgebracht, und machten es sich im Schatten gemütlich.
Warum das Paisley-Management den erfahrenen Sänger, Songschreiber und Gitarristen Alex Auer eingeladen hatte, dürfte an der gemeinsamen Vorliebe für virtuoses Gitarrenspiel liegen, was dieser unter anderem beim Song "Smoke" bewies. Insgesamt präsentierte die Band einen groovigen Sound und ging dabei - trotz des Anblicks der für ihre Verhältnisse ungewohnt vielen Zuschauer - sehr routiniert zur Sache.
Deutschland-Comeback von Brad Paisley
Für die Anhänger des bald 50-jährigen Sängers und dreifachen Grammy-Gewinners aus West Virginia ging die lange Wartezeit nach dem bisher einzigen Auftritt in Berlin 2019 fast pünktlich um 20.35 Uhr zu Ende. Ursprünglich war diese Visite des US-Stars bereits auf den Tag genau zwei Jahre zuvor geplant gewesen, doch die Corona-Pandemie verhinderte dies.
Mit einem Hit-Dreierpack startete das über anderthalbstündige Programm. "American Saturday Night", "Beat This Summer" und "Online". Drei echte, stimmungsvolle Hausnummern zum Auftakt. Vor allen Dingen die Zuschauer im sogenannten "Front of Stage"-Bereich gingen schnell in Partylaune über.
Nach dem munteren Auftakt und dem damit verbundenen Aufwärmprogramm für seine flinken Finger legte Paisley mit "Perfect Storm" die erste Meisterleistung an seinem favorisierten Instrument vor, um danach nach dem bewährt-humorvollen Clip-Intro in Erinnerung an die Serie "Love Boat" den früheren Sommerhit "Water" zu zelebrieren. "Es war eine seltsame Zeit", blickte Paisley auf die Pandemie und die damit verbundenen Folgen wie abgesagter Tourneen zurück. "Aber ihr seid hier, das heißt, dass ihr es geschafft habt, auch wenn wir alle 15 Pfund schwerer geworden sind."
Ein besonderer Hingucker ist traditionell die Videoprojektion, die im Hintergrund zum Hit "Celebrity" zu sehen ist, Diese wurde auch für diese Tournee neu produziert und zeigt das Brad-Maskottchen wieder in besonderen Situationen, beispielsweise bei der Ohrfeige im Rahmen der letzten Oscar-Verleihung. Dazu klatscht ein animierter Brad Paisley Applaus, während das Logo des DFB zu sehen ist - ein aktueller Gruß an die Frauenmannschaft, die zu dieser Zeit ihr Finale leider bereits verloren hatte.
Ausflug zu den Fans in der ersten Reihe
Um dem Publikum möglichst nah zu sein, wechselte Brad Paisley immer wieder seine Position auf der Bühne, beim furiosen "The Nervous Breakdown" reichte ihm der Laufsteg nicht mehr aus, stattdessen nahm er ein Bad in der Menge. "Wenn man nah an Euch rankommt, riecht ihr nach Bier", so sein nicht ganz ernst gemeintes Fazit nach der Stippvisite in der ersten Reihe.
Für die Fans, die den Country-Meister an der Gitarre schon öfter gesehen haben, war die Show vielleicht nicht mehr so überraschend, alle anderen zeigten sich baff, als der Sänger bei "This is Country Music” seine Gitarre an einen kleinen Jungen verschenkte - mit dem Hinweis, dass er lernen solle, darauf zu spielen.
Die größte musikalische Überraschung des Abends war "Hot for Teacher", eine Cover-Version der US-Hardrocker von Van Halen. Die lauteste Nummer des Abends sollte zugleich eine der filigransten sein, denn wie Paisley dabei die Saiten bearbeitete, hätte sicher auch dem im Oktober 2020 verstorbenen Eddie Van Halen gefallen, dessen Bild nach dem Song noch einmal gezeigt wurde.
Im Gegensatz dazu stand der wohl emotionalste Moment des Abends: "Whiskey Lullaby". Bei der mehrfach ausgezeichneten Ballade spielte der Star allein auf der akustischen Gitarre, während die Fans die Handylichter einschalteten und so für eine besondere Atmosphäre im mittlerweile dunklen Schlosspark sorgten. Den Abschluss des Konzerts bildete wie gewohnt der clevere Gassenhauer "Alcohol", nachdem sich das Publikum vorher beim Fan-Favoriten "Mona Lisa" zu Recht selbst gefeiert hatte.
Rund 3.500 Zuschauer sind laut Angaben des örtlichen Veranstalters beim Konzertabend mit Brad Paisley im Schwetzinger Schlosspark dabei gewesen. In der besten Kategorie kosteten die Karten an der Abendkasse EUR 95,00, im Vergleich zu den in den USA fälligen Preisen für die größte Nähe an der Bühne ist das noch recht preiswert. Dafür haben die Zuschauer einen Abend mit einem vielseitig begabten Entertainer und einer klasse Band genossen, die große Lust auf die nächste Visite in Deutschland hinterlassen hat.