Popmusiker Axel Bosse outet sich als Country Music Fan

Axel Bosse

Der in Hamburg lebende Axel Bosse ist Popmusiker durch und durch. Mit sensiblen Arrangements, mal rockig, mal nachdenklich, oft eingängig und schlicht schön, mit klugen Texten, die Geschichten erzählen, und ohne kitschig zu wirken, erarbeitete er sich seit 2003 ganz langsam seinen Platz in der deutschen Musiklandschaft. Heute kann er auf Achtungserfolge zurückblicken, wie sein Lied "Drei Millionen" vom Vorgängeralbum "Taxi", doch den großen kommerziellen Durchbruch hat er noch nicht erlebt.

Sein aktuelles, erst vor wenigen Monaten veröffentlichtes Album "Wartesaal", erschienen bei Vertigo/Universal, ist aber ein guter Schritt in diese Richtung und konnte sich auf Anhieb in den deutschen Charts platzieren. Es ist wieder gefragt, sich auch in deutscher Sprache auszudrücken, sich unterhalten und mit eingängigen Melodien das Ohr umschmeicheln zu lassen. Davon gibt es reichlich auf "Wartesaal", zwischen Rock und Pop, mal balladesk und mal tanzbar. In den Lieder von Bosse schwingt auch immer etwas Melancholie mit, die Sehnsucht nach dem Unterwegssein auch irgendwo anzukommen.

Axel Bosse; Foto: Andreas Weihs

Doch was bisher kaum bekannt ist: Axel Bosse ist Country-Music-Fan! Man hört es seiner eigenen Musik (noch) nicht an, aber im exklusiven Interview verrät er dieses kleine Geheimnis, und woher das kommt: "Mein Vater ist totaler Country-Fan und immer wenn wir unterwegs waren, hatte er eine Kassette mit Country Music im Auto, die er sich selbst aus seinen Schallplatten zusammengestellt hat. Was ich daran schon immer so schön fand, war, dass es in den Songs immer um das wirkliche Leben ging, um menschliche Abgründe, um Verlassenwerden. Das fand ich textlich sehr interessant."

In seinen eigenen Liedern erzählt Bosse auch oft Geschichten aus dem Leben. Auf dem Album "Wartesaal" zum Beispiel geht es viel um das Reisen, das Unterwegssein. Mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter ist der Sänger oft "On The Road". Davon lässt er sich inspirieren, daraus schöpfen sich die Texte seiner Lieder. Genau wie es Songwriter wie Kristoffersen oder Silverstein auf der anderen Seite "des Teiches" in einer anderen Sprache vormachten. Dabei kann Bosse noch nicht einmal aus eigenem Erleben schreiben. Bisher war er nur einmal in New York, aber "noch nie da, wo man das wirkliche Country-Feeling erleben kann." Eines Tages aber will er auf jeden Fall mit seiner Familie und einem Wohnmobil kreuz und quer durch die USA reisen, um auch dieses Gefühl hautnah kennenzulernen. "Das ist mein großer Plan für die nächsten Jahre."

Axel Bosse; Foto: Andreas Weihs

Als erfolgreicher Musiker kennt Bosse die Straßen und Hotels besser, als sein eigenes Zuhause. Er sagt: "Ich stehe total auf dieses On-The-Road-Gefühl, aber es darf davon auch nicht zu viel sein", und erklärend fügt er hinzu: "Vielleicht bin ich noch etwas zu jung dafür, kenne davon zu wenig aus eigenem Erleben." Aber wie einst sein Vater, stellt sich Axel Bosse, wenn er unterwegs ist, auch gern ein Mixtape seiner Lieblings-Country-Songs für die Autofahrt zusammen. Mit darauf sind Lieder von Johnny Cash und Willie Nelson, aber auch von den Fleet Foxes und Ryan Adams. "Ich habe noch nicht einmal eine Lieblingsplatte, höre gern viele unterschiedliche Sachen." Und obwohl er die Musik der "Altmeister" sehr gern mag, hört er ganze Alben mit ihrer Musik ungern ganz durch. "Ich finde es aber gut, wenn nach einem Lied von Willie Nelson zum Beispiel Bon Iver kommt oder Tom Petty."

Eingang in seine Musik fand die Country Music bisher nicht bewusst. "Vor allem die von Rick Rubin produzierten American Recordings von Johnny Cash haben für mich eine gewisse Tiefe. Mehr Einfluss für meine eigene Musik haben allerdings Musiker wie Ryan Adams. Der ist mir ein Stückchen näher, ist ein Stückchen mehr Pop. Das packt mich dann mehr. Damit kann ich mich ein bisschen mehr identifizieren." An traditioneller Country Music reizt ihn, dass er es eben genau anders macht, als diese Musiker. Deshalb kann er sich privat sehr für die Musik der "alten Helden" begeistern.

Axel Bosse; Foto: Andreas Weihs

Gefragt nach seiner Lieblings-Country-Platte, muss er für die Antwort eine Weile nachdenken. "Wenn ich eine Platte nennen müsste, die so etwas wie eine Lieblingsplatte von mir ist, wäre das "Montezuma" von den Fleet Foxes. Die höre ich gern von vorne bis hinten durch. Die Lieder haben auf irgendeine Weise so etwas total Entrücktes, so etwas melancholisches und tragen trotzdem aber eine gewisse Bewegung in sich. Das mag ich beim Country gern. Es groovt, ist dicht dran am Leben, es knarzt. Auch die Texte begeistern mich, da es auf dieser Platte viel um menschliche Abgründe geht." Ein eigenes Country-Album aufnehmen will Axel Bosse dennoch (noch) nicht, aber "Je älter ich werde, desto mehr steigt die Lust dazu."

Axel Bosse
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