Das kurze Leben einer Ikone des Country-Rock


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Auf einem riesigen Friedhof entlang des Airline Highway in New Orleans liegt das unauffällige Grab von Gram Parsons. Pilgerschaften von Fans suchen an diesem Ort den Spirit des "Cosmic Cowboy", der mit seinem Leben und Tod ein tragisches Kapitel in der amerikanischen Musikgeschichte schrieb.

In den über drei Jahrzehnten, die seit Parsons' Tod vergangen sind, hat sich aus dem kurzen Leben des Country-Rock-Poeten ein unsterblicher Mythos entwickelt. Bevor Parsons mit 26 an seinem exzessiven Drogen- und Alkoholkonsum starb, war er ein genialer Performer und Songwriter, der die zwei Welten des Rock und Country zu einer Zeit vereinte, als Countrymusic noch als Domäne der Landeier betrachtet wurde.

Obwohl es sich hier um eine waschechte amerikanische Geschichte handelt, brauchte es einen deutschen Punk-Rocker und Country-Fan, um die endgültige Dokumentation über Parsons' Leben zu machen. Die Anziehungskraft von Parsons' Geschichte hat auch auf Gandulf Henning (Künstlername Norrin Radd) gewirkt, der 15 Jahre lang an der neuen Dokumentation "Gram Parsons: Fallen Angel" arbeitete.

Image "Es war um 1990, als ich seine Musik das erste Mal hörte, und seitdem konnte ich nicht mehr aufhören, sie zu hören," erinnert sich Henning. "Sie kam aus dem Herzen, so rein und voll Gefühl. Ich kannte das vom Soul her, aber in Verbindung mit weißer Musik war mir das neu. Es ist untertrieben, wenn ich sage, dass sie mein Leben verändert hat."

Mit der Hilfe des Autors Sid Griffin (Gram Parsons: A Music Biography) machte Henning einen Film voller Kommentare von allen, die Parsons nahe standen - Menschen, die noch nie zuvor öffentlich über ihre Gefühle und Erinnerungen gesprochen haben. Freunde wie Emmylou Harris, Chris Hillman, Phil Kaufman und Keith Richards nehmen am Gespräch teil, aber auch Fans wie Peter Buck, Steve Earle und Dwight Yoakam.

"Ich war erstaunt, dass gar kein Film über ihn existierte," sagte Henning.

Henning produzierte ein Musikvideo für seine eigene Band, um vom Performen in die Filmproduktion zu wechseln. Zu Beginn war das Interesse an seiner Dokumentation nicht vorhanden, bis zwei deutsche Fernsehsender und dann auch noch die BBC aufsprangen.

Parsons legte nur fünf Werke vor (eines mit den Byrds, zwei mit den Flying Burrito Brothers, sowie zwei Solo-Alben), und doch genießt er heute ein Maß an Respekt und Einfluss, das weit über dem bescheidenen Erfolg liegt, den er vor seinem Tod verbuchen konnte.

Und dieser Punkt - sein frühzeitiger Tod 1973 am Joshua Tree National Monument - dient vielen immer wieder als Einführung in seine Geschichte.

Während seines Aufenthalts im Joshua Tree Inn weg vom Trubel erlag Parsons einer überdosis Morphium und Tequila. Auf Bitte seines Stiefvaters sollte Parsons' Leiche zur Beisetzung nach New Orleans überstellt werden. Doch sein Manager, Phil Kaufman, stahl den Sarg, fuhr damit in die Joshua Tree Wüste und verbrannte die Leiche. Angeblich war dies Parsons' Wunsch.

Henning glaubt, dass diese bizarren Umstände noch immer auf die Menschen, die Parsons nahe standen, wirken - seine Frau Gretchen, Tochter Polly und Halbschwester Diane. Anfangs weigerten sie sich, am Film mitzuwirken, doch letztendlich stiegen sie doch ein.

"Bei diesen Interviews ist mir klar geworden, dass es an dieser Geschichte noch andere Seiten gibt," sagte Henning. "Man kann nicht verleugnen, dass die Legende von Gram Parsons mit diesem Auslöser erst entstand, aber es war auch ein Auslöser für einen stärker werdenden Schmerz innerhalb der Familie, die das nie überwunden hat."

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In seinen schrillen Nudie-Anzügen verlieh Parsons, der ein großer Fan von Merle Haggard, Lefty Frizzel und Buck Owens war, der Countrymusic eine neue Bedeutung für eine Generation, die dieser Musik das erste Mal ihre Aufmerksamkeit schenkte. Seine musikalische Vision beeinflusste Künstler von Elvis Costello über Tom Petty bis zu den den Long Ryders, von den Mekons über die Jayhawks bis zu Uncle Tupelo.

Durch das Freilegen aller Stärken, aber auch destruktiven Mächte in Parsons' Leben ist Henning, der jetzt in Nashville lebt, zu einer neuen Perspektive auf sein Objekt gekommen - eine nicht immer angenehme Perspektive.

"Am Anfang ist man ein Fan, aber dann entdeckt man einen Gram Parsons, der ganz anders ist als der Gram Parsons, den man gesucht hat. Natürlich hatte er Schwächen und Probleme. Trotzdem hat er die Menschen bewegt. Dreißig Jahre später fließen so viele Tränen, und so viel Zorn ist gegen ihn gerichtet. Er war in der Lage, die Herzen der Menschen zu erreichen, vielleicht hat er daraus manchmal einen Vorteil gezogen."

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