Gone West - Musikalität hoch vier
Natürlich ist Colbie Caillat das prominente Aushängeschild der Band. Die blonde Kalifornierin ist auch in Deutschland das, was man unter einem Household Name versteht. So wurde die 35-Jährige aus Malibu beispielsweise bereits 2008 für einen Echo nominiert ("Newcomer des Jahres") und ihre Alben "Coco", "Breakthrough" und "All of You" eroberten Spitzenplätze in den hiesigen Charts. In den letzten Jahren wurde es, zumindest hierzulande, etwas ruhiger um die Sängerin und Songschreiberin. In Amerika hielt ihre Erfolgsserie indes unvermindert an.
Auch ihre drei Bandkollegen sind alles andere als Neulinge: Ihr Verlobter, der aus Hawaii stammende Musiker Justin Young gehört zu den Aushängeschildern der Hawaiianischen Contemporary-Music-Scene, Jason Reeves ist ein hit-erprobter Songschreiber (er schrieb auch für Caillat Songs) und seine Frau Nelly Joy bildete die eine Hälfte des erfolgreichen Country-Duos The JaneDear Girls. So viel steht also fest: die Voraussetzungen stimmen, Qualität ist allemal vorhanden.
Um welches Kaliber man es mit Gone West zu tun hat, zeigt sich gut in "What Could've Been": romantische Klänge, einschmeichelnde Harmonien, ein Refrain, den man kaum mehr aus den Gehörgängen bekommt und der - wohl durchaus beabsichtigt - an Lady Antebellums Mega-Hit "Need You Now" erinnert. Aber auch wegen des Song-Aufbaus: Mal schwelgt die Dame, mal der Herr - und im Refrain kommen die beiden Lead-Stimmen schließlich zusammen, prächtig begleitet von den beiden weiteren Gone West-Mitgliedern im Background.
"Canyons" bietet perfekte Harmony-Vocals im Stile von Little Big Town
Schon hier wird deutlich, welchen Trumpf die Band vor allem auszuspielen versteht: die Harmony-Vocals. Ihre Gesang-Performance kann sich durchaus mit Little Big Town messen lassen. Das belegen sie beispielsweise in dem etwas flotteren "Slow Down" - ein Track mit hippen Sounds und zeitlos schönen Melodien; angesiedelt irgendwo zwischen Little Big Town und Lady Antebellum.
Dass sich zwischen diesen beiden Top-Acts noch unbestelltes Terrain bietet, belegen sie beispielsweise in der herrlichen Ballade "When to Say Goodbye" - laut eigener Auskunft, ein Song-Liebling der Band. Mehr noch: es war der erste Song, den die neuen Vier gemeinsam schrieben. "Es ist absolut ungewöhnlich, dass es der erste Song, den man für ein neues Projekt schreibt, es gleich auf das Album schafft", sagte Caillat kürzlich in einem Interview. Zu diesem Zeitpunkt war es noch eine lose Zusammenarbeit, sie hatten noch nicht mal einen Bandnamen.
Apropos Bandname. Gone West nennen sie sich, da sie ursprünglich alle westlich von Nashville, Tennessee, zu Hause sind: in Iowa, Texas, Kalifornien oder Hawaii. Die Story des Reisens, des Unterwegsseins und Heimkommens erzählen sie in der bereits erschienen EP "Gone West" ¬- Band-Hymne und klasse Country-Pop in einem.
Fazit: Mit "Canyons" legen Gone West ein bärenstarkes Debüt-Album vor: angesiedelt irgendwo zwischen Lady Antebellum und Little Big Town. Und Abba lassen auch noch grüßen.
Label: Triple Tigers (Sony) | VÖ: 12. Juni 2020 |
01 | Gone West |
02 | Slow Down |
03 | What Could've Been |
04 | When to Say Goodbye |
05 | Knew You |
06 | Confetti |
07 | I'm Never Getting Over You |
08 | Gamblin' Town |
09 | Talkin' Bout You |
10 | R&R |
11 | Home Is Where The Heartbreak Is |
12 | This Time |
13 | Tides |