"Trail of Tales" ist nun das sechste Album für das Country-Pop-Quintett, und es hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck.
Damals nannten wurde ihr Stil "Folk World Fusion" genannt. Mountain-Music der Appalachen prägte ihren Stil genauso wie Old-Time und traditionelle irische Musik. Während Atkinson immer öfter zur Mandoline griff, gesellten sich Akkordeonist und Fiddle-Player Adrian Dolan sowie Violinist Richard Moody dazu. Gitarrist Chris Frye sollte sich bald als passender Lead-Sänger herausstellen. Zu ihren traditionellen kamen immer öfter auch poppige Sounds. Der Bandname wurde zu "The Bills" verkürzt, die Band dafür immer beliebter. Bald spielten sie auf Festivals für mehr als 10.000 Zuschauer.
Die Anerkennung der Kritik kam ebenfalls: Zwei Mal wurden The Bills für den JUNO, den kanadischen Grammy, nominiert, und gewannen gleich mehrere Western Canadian Music Awards.
Trail of Tales ist eingängig, poppig, und ein wenig zu sehr auf gute Laune getrimmt
Für die Aufnahmen zum sechsten Album "Trail of Tales" hatte sich das Quintett auf eine pittoreske Insel vor Victoria zurückgezogen – die positive Grundstimmung übertrug sich sofort auf die Songs.
Mit dem Opener "Wonders I've Seen" und dem Titelsong wird das Album von echten Ohrwürmer eröffnet. The Bills geben sich hier etwas zu sehr als fröhliche Country-Truppe. Die erste Hälfte der Platte ist so arg auf gute Laune getrimmt, dass man bald ein wenig abgründigere Songs vermisst. "She Went Up" ist da ein willkommener Ausflug in Moll-Gefilde. Die instrumentalen "Wonder", "Pebble Beach" und "West Bay Crossing” zeigen obendrein, wie brillant die fünf ihre Instrumente beherrschen. "Hittin' the Do" mit losgelöstem Honky-Tonk-Feeling gibt eine Ahnung davon, wie ekstatisch ihre Live-Konzeret sein müssen. Aber erst in "When the Last Leaf Falls" zeigt sich, was diese Band wirklich ausmacht: komplexer, mehrstimmiger Harmoniegesang, hier ganz ohne Instrumente aufgenommen.
The Bills haben zum ersten Mal fünf Songwriter
"Trail of Tales" ist das erste Album, für das alle fünf Bandmitglieder Songs schrieben. Nicht unbedingt eine gute Idee: Richard Moodys albernes "Jungle Doctor" kommt lyrisch jedenfalls kaum über Schulband-Niveau hinaus. Die Songs der Haupt-Songwriter Atkinson und Frye überzeugen dagegen durchgehend. "What Trouble Is" zeigt, dass die Band durchaus auch das Potential für rauere, bluesigere Songs hat.
Fazit: Technisch sind The Bills über jeden Zweifel erhaben. Ihre akustischen Instrumente werden von brillantem Harmonie-Gesang begleitet, "Trail of Tales" zeigt sich jedoch viel zu oft poppig und belanglos.
Label: Borealis (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 4. März 2016 |
01 | Wonders I've Seen |
02 | Trail of Tales |
03 | Happy Be |
04 | Jungle Doctor |
05 | Wonder |
06 | Hittin' the Do |
07 | Pebble Beach |
08 | She Went Up |
09 | Forgotten Beech Grove |
10 | West Bay Crossing |
11 | Lullaby for Elephants |
12 | What Trouble Is |
13 | When The Last Leaf Falls |
14 | Mando Coloured Glasses |