Dafür hat Ryan seit Mitte vergangenen Jahres einige Anstrengungen unternommen oder besser zahlreiche Kilometer hinter sich gelassen. So reiste der Songwriter von seiner Heimat San Antonio regelmäßig nach Nashville, um dort mit anderen Musikern und Autoren neue Songs zu schreiben. Offenbar erfolgreich, denn an allen der vorliegenden zehn Tracks war Ryan beteiligt. Besonders eng war die Zusammenarbeit mit Produzent Brent Anderson und Chris Dubois - ganze sieben Titel gehen auf das Konto dieses Trios.
Einer davon ist "Girls I Date", der sich direkt als gutgelaunter Country-Ohrwurm entpuppt. Eine kleine, positive Ode an die einfachen Dinge des Lebens, die inhaltlich an den ersten Darius Rucker-Hit "Alright" erinnern - mit dem Unterschied, dass Ryan hier noch auf der Suche nach der richtigen Begleiterin ist.
Einen ebenso hohen Wiedererkennungswert gelingt dem Bartträger mit der aktuellen Radio-Single "Dancing All Around It". Bei dem kraftvollen Midtempo-Song über eine Beziehung, die zu scheitern droht, spielt Ryan die Vorzüge seiner Stimme voll aus - und schafft es ohne große Mühe, die passenden Emotionen voller Gefühl herüberzubringen. Das klappt auch bei "When I Drink Beer" gut. Hier möchte man dem in diesem Fall verzweifelt klingenden Sänger am liebsten zur Seite stehen, der in der Bar mal wieder ein paar Bierchen zu viel getrunken hat, bevor er auf seinem Handy die Nummer seiner Freundin wählt…
Alkohol spielt bei "Wasting No More Whiskey" ebenfalls eine Rolle - doch auch hier driftet Ryan nicht etwa in eine ausufernde Party-Nummer ab, sondern beschert seinen Hörern statt dessen eine energiegeladene und packende Hymne über Freundschaften. Mit dem kräftigen, aber nie angeberischen Sound könnte man problemlos ein Stadion beschallen. Vielleicht keine Überraschung, hatte hier doch Frank Rogers (Produzent von Brad Paisley und Josh Turner) beim Songwriting seine Hände mit im Spiel.
Selbst in einem noch etwas raueren Umfeld behauptet sich die Stimme von Ryan problemlos - zu hören bei "Dry County Drive", der rockigsten Nummer der gesamten Platte. Kaum zu glauben, dass der gleiche Sänger, der sich hier einer Wand aus Gitarren entgegen stellt, noch kurz vorher bei "Easy" eine total relaxte Performance abgeliefert hat.
Die sehr bodenständige Produktion unternimmt keinerlei Ausreißer in Richtung Pop oder HipHop - da ist Ryan seiner Texasmusic treu geblieben. Eine Fiddle gibt es ebenfalls nicht zu hören; doch bei diesen klangvollen Aufnahmen ist dies durchaus verzichtbar. Schade nur, dass nach 35 Minuten schon Schluss ist.
Fazit: Mike Ryan ist ein noch relativ unbekannter Künstler - das könnte sich mit dem Erscheinen dieser CD ändern. Dabei bietet der Texaner keinen Mainstream-Sound, geht aber trotzdem nicht zuletzt wegen seiner guten Stimme schnell ins Ohr.
Label: Rock & Soul (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 19. August 2014 |
Titelliste
01 | Wasting No More Whiskey | 06 | Girls I Date |
02 | Bad Reputation | 07 | But Why |
03 | Easy | 08 | When I Drink Beer |
04 | Putting off Telling Me Goodbye | 09 | Red Eye Flight |
05 | Dancing All Around It | 10 | Dry County Drive |