Unter dem Titel "The Garden Spot Programs, 1950" veröffentlicht Omnivore Records 24 Titel, die einem speziell für das Radio aufgenommenen Programm entstammen. Radiostationen im ganzen Land erhielten 1950 die von der Firma Naughton Farms gesponserten Mitschnitte, welche in Nashville aufgenommen wurden. Einzig die Kopien einer Station in Creston, Iowa, überlebten die Jahrzehnte und fanden sich 2013 in der Plattensammlung von George Gimac aus Texas wieder.
Nun gibt es dieses einzigartige historische Dokument für jedermann zu hören, mühevoll aufgearbeitet und in bester klanglicher Qualität. "The Garden Spot Programs, 1950" ist wie eine Zeitkapsel, die einem uneingeschränkten Zutritt zu einer der bedeutendsten Zeiten der Country Music gewährt.
Bereits der Anfang ist so kultig und originell, dass die Nostalgie fast greifbar ist. "Hallo alle zusammen, Garden Spot läuft", lässt eine gesungene und von Fiedeln begleitete Ansage verlauten. "Entspannt euch einfach und hört in eurem bequemen Schaukelstuhl zu. Musik für die Familie auf altbewährte Weise. Wir hoffen, wir können euch zufriedenstellen und euch jeden Tag Sonnenschein bringen." Na dann mal los!
Nach einer weiteren enthusiastischen Ansage ergreift Hank Williams dann selbst das Wort und kündigt den ersten Song "Lovesick Blues" an. Die Steele-Guitar spielt eine verträumte Melodie, eine unvergleichliche Stimme setzt ein - spätestens jetzt hat es einen gepackt, das Hank-Fieber. In seiner unnachahmlichen Art zieht der in Mount Olive, Alabama, geborene Ausnahmekünstler den Zuhörer in seinen Bann. Eindringlich, ehrlich und herrlich markant durch einige Wolfsgeheul-ähnliche Passagen mutet Williams Gesang an.
Besonders erwähnenswert ist auch die intime Atmosphäre der Aufnahme. Nur einige wenige Zuschauer scheinen anwesend zu sein, wenn man den kurzen und eher verhaltenen Jublern am Ende von "Lovesick Blues" glauben schenken darf. Dafür ist sofort wieder der Ansager zur Stelle und tritt in einen kurzen, zweifelsohne einstudierten Dialog mit Hank, bevor mit "A Mansion on the Hill" ein weiteres Sahnestück folgt. Steel-Guitar, Fiedel und ein stampfender Bass sorgen für einen zeitlosen Sound, und Williams veredelt das Ganze mit seinem wunderbar melancholischen Gesang.
Nach einem kurzen, aber fetzigen Fiedelsolo folgt dann mit "I’ve Just Told Mama Goodbye" ein Coversong, der einst auf der B-Seite der Single "Wedding Bells" zu finden war. Wieder einmal spürt man die unglaubliche Intensität, mit der Hank jeden einzelnen Song performt, auch wenn er nicht zwingend seiner eigenen Feder entstammt. Da könnte sich so mancher Künstler heutzutage eine Scheibe von abschneiden.
Mit einer erneuten Ansage und einer kurzen auf der Fiedel dargebotenen Version des Volksliedes "Oh! Susanna" endet dann auch bereits das Naughton Farms Garden Spot Show Program #4, doch die CD hat noch einiges mehr zu bieten. Denn in der Sammlung Gimacs fanden sich auch noch die Aufnahmen der Programme #9, #10 und #11. Und trotz einiger Wiederholungen finden sich hier einige Perlen, die das Herz eines jeden Fans höher schlagen lassen. So befinden sich etwa in "Mind Your Own Business" einige Textzeilen, die es nie in die offiziell aufgenommene Studioversion schafften. "Farther Along" ist eine echte Rarität, die über viele Jahrzehnte kaum jemand zu hören bekam. Die Aufnahme von "Jesus Remembered Me" ist die einzig bekannte, bei der Williams alleine singt und nicht, wie bei der Studiofassung, mit Audrey Williams. All diese und noch einige weitere Anekdoten kann man dem Booklet entnehmen, welches der CD beigefügt ist. Colin Escott, der wohl bekannteste Williams Biograph, hat es sich nicht nehmen lassen, auf insgesamt vier Seiten ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern und alle Informationen rund um "The Garden Spot Programs, 1950" zu liefern. Interessant ist das allemal, einzig an der Gestaltung des Booklets kann man ein wenig mäkeln. Gerade einmal fünf Seiten lang und mit lediglich drei Fotos bestückt wird dieses Heftchen dem bedeutsamen Album kaum gerecht. Aber Schwamm drüber, denn die Musik steht ja schließlich im Vordergrund.
Auch die Klassiker "At The First Fall of Snow", "(I Don’t Care) If Tomorrow Comes", "Wedding Bells" (von Hank angekündigt als eines seiner Lieblingslieder, auf das er sehr stolz ist) und "I’ll Be A Bachelor Till I Die" sind auf dem 46 Minuten langen Album zu finden. Den Abschluss macht allerdings eine Werbung für Rosenbüsche. Das mag komisch klingen, doch dieser witzige Schlusspunkt rundet das Hörerlebnis perfekt ab und erhöht den Nostalgiewert dieses einzigartigen Radioprogramms.
Fazit: Schon alleine die zeitlose Musik des großen Hank Williams auf diesem Album ist für eine positive Bewertung mehr als ausreichend. Doch "The Garden Spot Shows, 1950" geht weit über den musikalischen Aspekt hinaus. Das Album ist ein geschichtsträchtiges Dokument, ein Fenster in das Amerika der 1950er, in denen Country Music eine sehr größten Sternstunden erlebte. Mehr geht nicht. Album ist ein geschichtsträchtiges Dokument, ein Fenster in das Amerika der 1950er, in denen Country Music eine sehr größten Sternstunden erlebte. Mehr geht nicht.
Label: Omnivore (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 27. Mai 2014 |
Titelliste
01 | The Garden Spot Jingle | 13 | The Garden Spot Jingle |
02 | Lovesick Blues | 14 | I Can't Get You Off Of My Mind |
03 | A Mansion On The Hill | 15 | I Don't Care (If Tomorrow Never Comes) |
04 | Fiddle Tune | 16 | Fiddle Tune |
05 | I've Just Told Mama Goodbye | 17 | Farther Along |
06 | Closing / Oh! Susanna | 18 | Closing / Oh! Susanna |
07 | The Garden Spot Jingle | 19 | The Garden Spot Jingle |
08 | Mind Your Own Business | 20 | I'll Be A Bachelor 'Til I Die |
09 | Lovesick Blues | 21 | Wedding Bells |
10 | Fiddle Tune | 22 | Fiddle Tune |
11 | At The First Fall of Snow | 23 | Jesus Remembered Me |
12 | Closing / Oh! Susanna | 24 | Closing / Oh! Susanna |