Die Cowboys aus dem Westen Deutschlands spielten insgesamt zwölf Song für das Album ein - allesamt stammen sie aus eigener Feder. Dazu gönnten sie sich noch ein Mastering von Sean Magee (The Beatles, Queen, Rolling Stones) in den renommierten Londoner Abbey Road Studios. Herausgekommen ist ein rundes Country-Rock-Album, das zudem Einflüsse von Southern Rock über Honky Tonk Klänge bis Americana bietet. Der Country-Fan kommt hier auf seine Kosten. Und vielleicht kommt er zunächst gar nicht darauf, dass es sich hier um eine deutsche Band handelt. Denn: Ausgehend von Text und Musik, würde man wohl eher vermuten, dass Rufus T., Lil' Flo, Coalminer und Kayem aus Tennessee als aus Nordrhein-Westfalen stammen.
Gleich mit dem kompakten, lässigen Opener "More Bang For The Buck" beschleicht einen dieses Gefühl. Dominiert wird der Country-Rock-Song von der röhrenden E-Gitarre und der mit den Backing Vocals harmonierenden Leadstimme. Auf dem folgenden "Down to Nashville" wird es im Anschluss etwas ruhiger. Rufus T.s rauchige Stimme sorgt bei diesem Song für ebenso entspanntes Zurücklehnen wie auf dem folgenden "Good Man". Doch nicht nur durch seine Vocals fällt der Sänger bei dem Longplayer auf. Der Tausendsassa steuerte für "More Bang For The Buck" auch Gitarren-, Dobro-, Banjo-, Mandolinen-, Harfen- und Lap-Steel-Gitarren-Klänge auf dem Silberling bei. Gleichzeitig schrieb der Hillbilly-Frontmann vier Songs: Darunter das im Gegensatz zu den vorherigen zwei Songs druckvoller daherkommende "Coward".
Das anschließende Mid-Tempo "Blacktop Highway" leitet eine entspannte Banjo-Einlage ein. Wieder bleibt sich der Vierer ihrer locker-lässigen Linie treu. Langweilig wird dem Hörer dennoch nicht. Denn mit "Mothertrucker" ziehen Hillbilly Deluxe auf ihrem selbstproduzierten Werk das Tempo wieder an. "I'm a mean old mothertrucker" singen Rufus T. und seine Kombo. So cool wie die Kombo auf dem Album-Titel daherkommt, kann man ihnen dies auch fast glauben. Doch bevor sie sich endgültig als Bad Boys outen, liefern sie lieber die erste Ballade der Platte: "How Long". Der melancholische, melodisch gelungene Track gefällt auf Anhieb. Auch die ruhigeren Töne stehen den vier Jungs gut zu Gesicht.
Im letzten CD-Drittel widmen die Hillbillys dem guten, alten Hank Williams eine Honky-Tonk-Nummer mit dem schlichten Namen "Hank". Darauf folgt mit "Drink 'Til I'm Drunk" ein Song übers Trinken - die vier Kölner halten sich an alle Gepflogenheiten des Country-Genres. "Givin' Up, Givin' Up" setzt den Schlusspunkt des 44-minütigen Albums. Auch der zwölfte Song des Albums unterstreicht, dass die Kölner gute, geradlinige Country Music machen können. Dabei fügt sich jeder Song mühelos in das große Ganze ein - ohne dass man das Gefühl hat, dass sich Hillbilly Deluxe großartig wiederholen.
Fazit: Hillbilly Deluxe muss mit ihrem zweiten Werk den internationalen Vergleich nicht scheuen. Der Vierer beweißt, dass auch deutsche Bands hörenswerte Country Music machen.
Label: Artist Station (Soulfood) | VÖ: 25. Oktober 2013 |
Titelliste
01 | More Bang for the Buck | 07 | How Long |
02 | Down to Nashville | 08 | Strong like a Stalion |
03 | Good Man | 09 | Hank |
04 | The Coward | 10 | Drink 'Til I'm Blind |
05 | Blacktop Highway | 11 | Left Her Behind |
06 | Mothertrucker | 12 | Givin' Up, Givin' In |