Blackberry Smoke verwundern bei Tourauftakt in Hamburg

Blackberry Smoke

Es ist ein bunter Mix an Zuschauern, der sich am 10. März 2014 im altehrwürdigen Hamburger Logo einfindet, um den deutschen Tourauftakt von Blackberry Smoke live zu verfolgen. Von Rockern der älteren Garde bis hin zu Fans der jüngeren Generation füllen ca. 400 Leute die kultige Location in der Grindelallee bis auf den letzten Platz.

Das ausverkaufte Haus ist ein Achtungerfolg für Blackberry Smoke, die es hierzulande eigentlich noch nicht über das Prädikat "Geheimtipp" hinausgebracht haben. Doch Kenner der Southern Rock- und Country-Szene wissen mit der fünfköpfigen Band aus Atlanta, Georgia, durchaus etwas anzufangen, nicht zuletzt dank des fulminanten letzten Silberlings "The Whippoorwill".

Nach der eher verhalten wahrgenommenen Vorband Million $ Reload ist es dann um 21:15 Uhr soweit: Blackberry Smoke betreten die Bühne und legen auch gleich richtig los.

Ein glasklarer Sound, angetrieben von jaulenden Gitarren und Charlie Starrs kratzig-markanter Stimme, heizt der Menge gleich ordentlich ein und animiert zum allgemeinen Kopfnicken.
 
Blackberry Smoke; Foto: Andreas LenzLos geht es mit "Leave a Scar", "Testify" und "Lucky Seven". Schon nach diesen drei Songs herrschen nahezu tropische Temperaturen, und das Wasser tropft nicht nur sprichwörtlich von der Decke. Doch auch wenn der Applaus schon deutlich lauter ist als während der Vorband, so richtig will der Funke zu Anfang nicht überspringen. Mag es daran liegen, dass Starr sich äußerst wortkarg gibt und während der Pausen höchstens einmal ein "thank you", "Danke" oder "alright" herausbringt?

Nun ja, zumindest musikalisch wissen Blackberry Smoke zu überzeugen. Die Jungs verstehen ganz ohne Frage ihr Handwerk und präsentieren im Folgenden einen wohldosierten Mix aus alten und neuen Songs.

Mit "Six Ways to Sunday", dem Opener des neuen Albums "The Whippoorwill", folgt eine Nummer, bei der sich einige Damen im Publikum zum ersten Mal zum Tanzen animiert fühlen. Langsam aber sicher wird die Stimmung etwas ausgelassener, und mit "Good One", "Pretty Little Lie", "Scare the Devil" und "Sleeping Dogs" halten Blackberry Smoke die Fans gekonnt bei Laune.

Etwas ruhigere Töne werden dann beim Titeltrack des neuesten Schaffenswerks angeschlagen, und einige Fans beweisen bei "The Whippoorwill" ihre Textsicherheit. Nach "Shakin' Hands with the Holy Ghost" landen Blackberry Smoke mit "Up in Smoke" dann den größten Hits des Abends. Die Meute tobt, springt, reckt die Hände in die Höhe und singt lauthals mit.

Die Atmosphäre hat nun ihren Höhepunkt erreicht, und Band und Publikum scheinen nun vollends warm miteinander geworden zu sein. "Ain't Got the Blues" und "Restless" halten den Pegel hoch, und das hymnische "One Horse Town" erntet diverse Schreie der Begeisterung.

Nach dem rockigen "Ain't Much Left of Me" verabschiedet sich die Band dann gewohnt kurz und bündig von den mittlerweile doch sehr enthusiastischen Fans. 
 
Blackberry Smoke; Foto: Andreas LenzIm festen Glauben, noch der einen oder anderen Zugabe lauschen zu dürfen, harren die Zuschauer auf ihren Plätzen aus und klatschen artig. Doch die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Abends findet ein jähes Ende, als der Roadie von Blackberry Smoke dem Tontechniker zu verstehen gibt, er solle das Licht anmachen. Laut Setlist wollte die Band als Zugaben "Fire in the Hole" und "Shake Your Magnolia" spielen, doch dazu wird es nicht mehr kommen.
 
So entlassen Blackberry Smoke nach gerade einmal 80 Minuten eine verdutzte und teils auch enttäuschte Meute in die Hamburger Nacht. Trotz unbestrittener musikalischer Fähigkeiten bleibt so ein fader Beigeschmack ob der Lustlosigkeit, die Blackberry Smoke hier an den Tag gelegt haben. Es gilt abzuwarten, ob die Band auf den weiteren Konzerten in Berlin, Köln und München vielleicht mehr Spielfreude an den Tag legt.

vgw
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