Das Opryland wurde 1972 in Nashville eröffnet.
So könnte es passiert sein: Während eines Meetings in der National Life and Accident Company in Nashville, Tennessee, steht ein Vortragender neben einem Story-Board. Er zeigt auf jedes einzelne Bild und erzählt den um den Tisch versammelten Führungskräften von seiner Vision eines neuen, auf das Thema Musik ausgerichteten Vergnügungsparks. Das Vorhaben wird den Namen “Opryland” tragen, eine Homage an die beliebte Country-Show des Rundfunksenders der Versicherungsgesellschaft WSM (“We Shield Millions [Wir schützen Millionen]” - der Leitspruch von National Life).
Mit welchen Verkaufsmethoden auch immer, die Idee für das Opryland ließ sich verkaufen, und Tausende Menschen aus Chattanooga waren froh darüber. 1972 wurde das Opryland eröffnet, als das “Home of American Music” - die Heimat der amerikanischen Musik. Eingebettet zwischen dem Cumberland-Fluss und dem Briley Parkway, mischte das Opryland Live-Musik mit den Attraktionen eines modernen Vergnügungsparks.
ähnlich wie bei anderen Themenparks war das Opryland in Sektoren aufgeteilt. Die Karte “Sie befinden sich hier” wies den Besuchern den Weg zum Hill Country mit seiner Appalachen-Musik oder zum Sektor New Orleans mit Jazz. Man konnte mit dem Flume Zoom, in den Oldtimern Tin Lizzies und im Sky Ride fahren.
Am 28. Mai 1972 porträtierte die Chattanooga News-Free Press den neuen Park. Unter der überschrift ”Tennessee Woods are Alive with Music [Die Wälder von Tennessee beben vor Musik" In Anlehnung an "The Hills are Alive with Music" aus dem Film "Sound of Music"] wurden im Artikel die heute unglaublich niedrig scheinenden Preise von $5,25 für Erwachsene bzw. $3,50 für Kinder angeführt. Die Stars von der Music Row und von Opry traten oft im Park auf. Als die Journalisten von News-Free Press das Opryland besuchten, war gerade Johnny Cash mit seinem 26 Monate alten Sohn, John Carter Cash, auf der Bühne.
Meine Frau war im Opryland im ersten Jahr. Sie erinnert sich an Nashville-Größen wie Roy Acuff, Brother Oswald und Porter Wagoner. Kostümierte Musikinstrumente spazierten herum, mit Namen wie Johnny Guitar, Barney Bass (ein echter Bass auf zwei Beinen) und Jose Mandolin. Das Thema der Musikinstrumente wurde in den Souvenirläden fortgesetzt, wo auch verschiedene Hackbretter verkauft wurden.
Am 16. März geschah das scheinbar Undenkbare: Die Grand Ole Opry wurde aus dem Ryman Auditorium an einen neuen Standort im Opryland verlegt. Präsident Richard Nixon und seine Frau kamen zu dem historischen Ereignis nach Nashville. Archie Campbell meinte, es wäre an der Zeit, dass die Opry umsiedelte, denn er hätte bereits Probleme gehabt, einen Parkplatz in der Nähe des Ryman zu finden.
1975 besuchte ich das Opryland zum ersten Mal. In diesem Jahr bekam der Park die neue Achterbahn mit einem doppelten Loop in Korkenzieherform. Es war schon spannend, der Bahn in den Loops zuzuschauen, noch mehr natürlich, es selbst zu erleben. Wir waren dort wohl in den Sommerferien, denn ich erinnere mich daran, Schulter an Schulter in einer Menschenmenge zu stehen.
1977 wurde das aufwändige Opryland Hotel eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war das Opryland bereits eine wichtige Touristenattraktion. Sein führender Repräsentant war Roy Acuff, der in einem Haus am Gelände des Opryland lebte. Zuhörer des Grand Ole Opry hörten oft, wie Roy Acuff die Leute aufforderte, doch das Opryland zu besuchen. Außerhalb der Saison zählte er die Tage, bis der Park wieder geöffnet würde.
So wie "Six Flags" in Georgia bot das Opryland einigen jungen Musikern aus Chattanooga eine Sommeranstellung. Im späten Winter waren für sie Anzeigen mit “Helfer gesucht” ein gewohnter Anblick, dann nämlich, als das Vorspielen für die kommende Saison begann. Eine der am längsten laufenden Shows war “I Hear America Singing”, bei der das Publikum durch die sich im Laufe der Jahre verändernden Musik-Stile geführt wurde.
1983 besuchten meine Frau und ich das Opryland, weil wir im Park in erster Linie ein Openair-Konzert von Chuck Berry sehen wollten. An diesem Tag bezahlten wir mit unserer Eintrittskarte für einen Tag im Wasser. Alles begann mit einer Fahrt im Grizzly River Rampage, wo wir die unvorteilhaften Sitze bekamen, auf denen die Passagiere wirklich mit Wasser vollgetränkt werden. Khakifarbene Hosen eigenen sich am besten, um damit anzugeben.
Danach quatschten wir mit unseren Sportschuhen durch den Park, als mitten am Weg zum Konzert eines der Sommergewitter von Nashville niederging. Wir waren von oben bis unten klatschnass, als wir im Opry House Platz nahmen und Chuck Berry “Johnny B. Goode” und weitere Hits in dem nunmehr im Gebäude stattfindenden Konzert spielte. Die Klimaanlage war so aufgedreht, dass ich glaubte beobachten zu können, wie sich Eiszapfen an uns bildeten.
Der nächste Besuch im Opryland war viel besser. 1994 fuhren wir ins Opryland, und zwar im Zuge eines Homecoming-Festivals von Saturn-Fahrern, die sich in der Saturn-Fabrik in Spring Hill (Tennessee) trafen. Der Banjo-spielende Komiker Mike Snider unterbrach seine Show kurz, um zu unserem kleinen Sohn, der aus seinem Kinderwagen geklettert war und auf die Bühne zurannte, zu sagen: “Yonder he goes! [Dort geht er!]”. Am nächsten Tag hatten uns die Regengüsse von Tennessee wieder eingeholt, als eine Reihe schwerer Gewitter den Ort des Homecoming in Spring Hill heimsuchte und das Abendkonzert von Winonna abgesagt werden musste.
Bei unseren Besuch 1994 fiel uns auf, dass das Opryland nicht mehr so überfüllt war, wie wir es aus den Jahren zuvor in Erinnerung hatten. Nicht viel später las man in Chattanooga vom Niedergang des Themenparks. Der letzte Betriebstag war nach der Weihnachtssaison am 31. Dezember 1997. Die Liegenschaft wurde zum Einkaufszentrum Opry Mills umgestaltet und viele der früheren Opryland-Attraktionen wurden an andere Vergnügungsparks verkauft.