John Berry - What I Love The Most

CD Cover: John Berry - What I Love The Most

John Berry meldet sich mit neuem Album zurück.

Nach Clint Black will es jetzt mit John Berry eine weitere Größe des 90er-Jahre-Country wissen: "What I Love The Most" heißt seine auf seinem eigenen Plattenlabel erschienene CD. Wie von dem bärtigen Sänger zu erwarten, präsentiert er gefühl- und gehaltvollen Country-Rock mit pathetischer Note.

John Berry, Jahrgang 1959, ist in South Carolina geboren, in Georgia aufgewachsen. Die Südstaaten sind natürlich eine Gegend, in der Musik in der Luft liegt. Die inhalierte auch der junge John: mit zwölf Jahren begann er mit dem Gitarrenspiel, mit 20 veröffentlichte er sein erstes, selbst finanziertes Album. "What I Love The Most" kann für den optisch an den frühen Kenny Rogers erinnernden Sänger nur die Musik sein. Dennoch dauerte es eine Weile, bis seine Karriere in die Gänge kam. Dann aber flott und steil nach oben: 1993 unterzeichnete er seinen ersten Plattenvertrag bei einem Major-Label. Schon sein selbstbetiteltes Debüt, erschienen 1993, erlangte Platin-Status und warf einige Hit-Singles ab - darunter den Nummer-eins-Song "Your Love Amazes Me" und die Top-Seller "Standing On The Edge of Goodbye" und "You and Only You".

Nach seinem dritten, 1996 erschienen Album "Faces" und einem Grammy im gleichen Jahr ging es mit seiner Karriere allerdings so langsam auf Sinkflug. Seine Alben und Singles fanden sich irgendwo im Charts-Mittelfeld, und so wurde es ruhiger und ruhiger um den sympathischen Mann mit der operettenhaften Tenor-Stimme. Deshalb verließ er auch für einige Jahre Music City Nashville um es in seiner Heimat Georgia gemütlich angehen zu lassen. Ganz von der Bildfläche verschwunden war John Berry nie. Er tourte im kleineren Rahmen, seine adventliche Konzertreise mit einem Weihnachtslieder-Programm gehört seit 20 Jahren in Amerika zu Weihnachten, wie der Bart zum Nikolaus.

What I Love The Most: Mit neuer Musik aus Nashville

Seit einiger Zeit lebt Berry wieder in Nashville. Er hat sich mit einem neuen Team umgeben und seine eigene Plattenfirma. Mit allen künstlerischen Freiheiten ausgestattet, präsentiert John Berry mit "What I Love The Most" jetzt, wie er sagt, sein vielleicht persönlichstes Album. Um es vorweg zu nehmen: Die Musikgeschichte muss nach dieser Veröffentlichung nicht neu geschrieben werden. Er wird mit den zehn neuen Songs in Nashville auch wohl kaum eine neue Ära einläuten. Doch das alles scheint für den ruhigen Zeitgenossen mit der starken Stimme ohnehin nicht das Ziel zu sein. Musikalische Erfüllung - das dürfte es sein, was Johny Berry am meisten liebt.

Er findet sie in melodischen, an seine frühen Erfolge in den 90er Jahren erinnernden Songs. Aufbau, Arrangements und Aura der zehn neuen Berrys verströmen deshalb eine dezent nostalgische Note. Einen Geschmack von der damaligen Aufbruchsstimmung Nashvilles. Dazu gehörte - und damit liegt er fast schon wieder im Trend - eine stete Besinnung auf die Roots, starke, emotionale Melodien und solides Handwerk. Von allem davon gibt es auf "What I Love The Most" reichlich.

Schon beim Opener, die um einen Tick zu rührselige Ballade "There Could Never Be Another Love", greift John Berry in die Vollen. Dass er dabei dem Kitsch gefährlich nahekommt, dürfte bei seinen amerikanischen Hörern kein Nachteil sein. Kritischere europäische Ohren sollten dagegen beim nachfolgenden "I Get That All The Time" hellhörig werden: ein stramm rockender Titel, mit Slide-Gitarre, souliger Orgel, einem astreinen Gitarrensolo und einem Refrain, der hängen bleibt. 90er-Sound? Klar doch - aber gut! Dass der immer etwas knödelig singende Berry den Song als Single ins Rennen schickt, ist allemal eine gute Entscheidung. Ein Highlight der CD.

Auch, weil der Song mit erfreulich wenig Pathos und Gefühlsduselei auskommt. Dieser Track möchte vor allem eines vermitteln: Spaß und Freude. Und genau das machen diese drei Minuten von "I Get That All The Time". An dieses Stimmungshoch reicht aber leider keiner der weiteren Titel mehr heran: weder die ruhigen, sparsamer arrangierten Folk-Brüder "You're My Sunshine" und "What A Woman Wants", noch die aufgedonnerten Balladen "I've Seen It All", "She Don't Need Me" und "Every Time" und auch nicht der nette Country-Rock von "When Is Enough Enough", der letzte Track des Albums. Am ehesten knüpft noch "Gotta Lotta Love" an dieses beschwingte, von der Single vorgelebte Hochgefühl. Hier erinnert John Berry recht deutlich an die Glanztaten von Alabama - eine weitere Band, die in den 90ern Geschichte schrieb.

Fazit: Mit John Berry meldet sich der Heldentenor der Country Music zurück - mit zehn neuen, im 90er-Jahre-Soundoutfit angelegten Titeln. Seine Fans dürften begeistert sein.

Label: JB Music / Mansion (hier nicht veröffentlicht) VÖ: 3. Juni 2016
01 She's Mine
02 You're My Sunshine
03 What a Woman Wants
04 Every Time
05 There Could Never Be Another Love
06 Gotta Lotta Love
07 She Don't Need Me
08 I Get That All the Time
09 I've Seen It All
10 When Is Enough Enough
Anmelden
Weitere Musik von und mit John Berry
Various Artists - New Country Collection, Volume 5
CD Besprechungen
Die beliebte CD-Compilation-Serie "New Country Collection" geht in die fünfte Runde. Und...