Trigger Hippy - Trigger Hippy

CD Cover: Trigger Hippy - Trigger Hippy

Aha, schau an: Eine Supergroup! Der Begriff ist nicht zu hoch gegriffen, immerhin haben unter dem Bandnamen "Trigger Hippy" folgende Damen und Herren zusammengefunden: Sängerin Joan Osborne (neben Solo-Karriere u.a. Bob Dylan, Funk Brothers), Drummer Steve Gorman, Sänger, Gitarrist, Keyboarder Jackie Green (beide Black Crowes), Bassist Nick Govrik (Mike Farris) sowie Nashvilles Session-Ass Tom Bukovac an der Gitarre.

Eine Supergroup also. Heißt das dann auch: Super-Musik, Super-Songs, Super-Erfolg? Natürlich nicht, wie die Musikgeschichte in zahllosen Beispielen belegt. Ähnlich wie beim Fußball wirft ein mit Top-Einzelkönnern bestücktes Team nicht zwangsweise auch tolle Ergebnisse ab, wenn die Chemie untereinander nicht stimmt. Bei Trigger Hippy scheint dieses unberechenbare, nicht kalkulier- und planbare Element aber zu stimmen: die Band klingt wie aus einem Guss.

Als gemeinsamen musikalischen Nenner haben sich die Fünf mit Blues-Rock ein vertrautes Genre ausgeguckt. Sie interpretieren die wenig originelle Stilrichtung nicht gerade mit großer Innovationskraft, ganz im Gegenteil, sondern handfest, schnörkellos, solide. Doch das ist auch genau die Herangehensweise, wie man sich diesem traditionsreichen Sound nach Möglichkeit nähern sollte. Gute Songs, gute Musiker - und mit Leidenschaft ans Werk gehen. Genau das machen Trigger Hippy in den elf, größtenteils über vier Minuten langen Tracks.

Die meisten Titel sind im lässigen Midtempo-Bereich angelegt. Der Beat: knochentrocken. Der Bass: pumpt und treibt. Tom Bukovac rüttelt messerscharfe Riffs aus seiner Gitarre und Joan Osborne wirft mit gefühlvollen, angerauten Vocals die Frage auf, warum sie es als Solo-Künstlerin eigentlich nie bis nach ganz oben geschafft hat. Wer weiß, vielleicht brauchte sie erst dieses warme Bandgefühl, um zur absoluten Hochform aufzulaufen.

Besonders gut fallen die Duette aus. Bei der Country-lastigen Bluesballade "Pretty Mess" teilt sie sich genauso das Mikro mit Jackie Green wie bei dem ganz im Vintage-Hippy-Sound angesiedelten Power-Blues "Heartache On The Line". Zwei Song-Volltreffer. Vor allem, weil sich die beiden Stimmen hervorragend ergänzen und so schön miteinander harmonieren, dass man am liebsten ein gezündetes Feuerzeug hochhalten möchte.

Diese Gänsehaut-Momente streuen die Hippys Jahrgang 2015 mit Bedacht und sparsam dosiert ein. Damit keine Gefahr aufkommt, dass der geneigte Hörer im Wohlklang wegschlummern könnte, setzt es nach kuscheliger Gediegenheit stets einen Knaller-Song - so wie den rattenscharfen, mit synkopierten Beats nach vorne gepeitschten Blues-Rocker "Cave Hill Cementary". Wer Led Zeppelin, Free, Bad Company und Konsorten mag, wird auch diesen, alles andere als leisen Grabgesang lieben. Mit dem nachfolgenden "Tennessee Mud" ziehen sie das Tempo um einige Beats per Minute weiter an: hier lässt Miss Osborne doch glatt an eine Janis Joplin auf Kamillentee denken. Stark!

Vollauf überzeugend fällt auch "Dry County" aus. Nach verhaltenem Beginn zieht die Band im Refrain exzellent vom Leder und zitiert dabei alles, was im guten alten Blues-Rock jemals Glanz und Gloria versprüht hat: von den Stones bis zu Aerosmith. Ein erstklassiges Harp- und ein nicht minder starkes Gitarrensolo setzen die Sahnehäubchen.

Wie es sich für echte Hippies gehört, schwelgen auch diese hier in psychedelischen, hymnischen Träumereien. In Songs wie in dem knapp sechsminütigen "Ain’t Persuaded Yet", mit Chören, raffinierten Arrangements und Melodien, zum Abheben. Grateful Dead, nur mit richtig viel Power. Zum Abschluss der gelungenen CD servieren sie mit "Adelaide" ein herrliches, gleichermaßen an Little Feat und Neil Young erinnerndes Country-Rührstück.

Fazit: Eine neue Supergroup auf Blues-Rock-Trip. Starkes Debüt!

Label: Rounder (Universal) VÖ: 9. Januar 2015

  • Titelliste

01 Rise Up Singing 07 Pocahontas
02 Turpentine 08 Dry County
03 Heartache On The Line 09 Nothing New
04 Cave Hill Cemetery 10 Ain't Persuaded Yet
05 Tennessee Mud 11 Adelaide
06 Pretty Mess    

vgw
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