Aber es gibt immerhin immer wieder Lichtblicke. Einen davon setzt der gerade erwähnte Patterson Hood. Sohn von David Hood, legendärer Bassist der Muscel Shoals-Studios und Sideman von den Stones bis Willie Nelson. Klar, dass da Sohnemann Patterson etliches an musikalischem Talent geerbt hat. Wer's nicht glauben möchte, muss hören - "Heat Lightning Rumbles In The Distance" ist das dritte Album des bärtigen Sprosses. Und dazu ein kleines, wenn auch etwas verschrobenes Meisterwerk.
Wie schon die waldschratmäßige Optik des Hut- und Brillenträgers vermuten lässt, ist von dem Musiker kein lupenreiner Country zu erwarten. Muss auch nicht sein. Doch wie der Mann mit leichter Hand Rock, Country, Folk und Blues unter einen Hut bringt ist aller Ehren wert. Und noch wichtiger: er hat sich seinen ureigenen musikalischen Claim abgesteckt, eine musikalische Handschrift.
Die zeichnet schon der Opener mit dem ungewöhnlichen Titel "12:01" aus. Ein hypnotisch ruhiger, langsamer Track, mit einem charismatischen Storyteller. Man hört hin, man hört immer genauer zu, man will wissen wie es weiter geht, man kommt in einen relaxten Groove. Musikalisch hält sich Hood eindeutig an die Devise "Weniger ist mehr". Das heißt: nur wenige Akkorde, noch weniger Beats, hier und da sorgt eine Fiddle oder ein Fender-Piano für Akzente. Nach gut eineinhalb Minuten dreht der Drummer an der Dynamik-Schraube und man erahnt einen Refrain. Doch genau genommen schenkt ihn sich der Sänger und Songschreiber. Es geht weiter, es wird wieder ruhiger, es bleibt spannend. Aus dem Nichts kommt dann doch noch eine musikalische Auflösung in Form eines wunderbaren Akkordes.
Vom Opener zum letzten Song, "Fifteen Days (Leaving Time Again)": Gute vier Minuten 20 Sekunden ist dieser Track lang. Knapp viereinhalb Minuten exzellente Musik. Auch hier setzt Hood auf die Magie der Monotonie. Auch hier mit Erfolg: Ein recht flotter, kaum variierter Beat bildet gemeinsam mit einem rhythmisch starken Gitarren/Klavier-Riff die Basis. Ganz entfernt erinnert der Track an John Mellencamps (als dieser auch noch "Cougar" hieß) "Jack And Diane". Mehr aber ähnelt dieses groovige Monster an die neueren Werke Mellencamps - also Americana im allerbesten Sinne.
Zwischen Opener und finalem Track finden sich zehn, größtenteils exzellente Titel: das straight rockige "Better Off Without", die wunderherrliche, epische Country-Ballade "(untold pretties)", das im Dreivierteltakt an Neil Young verweisende "After The Damage" (Glanzlicht der CD) und das spacige, an Tom Petty gemahnende "Disappear". Im Titeltrack erinnert Hood mit rustikalem Schrammel-Rock, Pedal Steel und Klimper-Piano an die Byrds, für das psychedelisch angehauchte "Better Than The Truth" kann man sich die Kombination aus The Doors und Banjo-Ass Dan Tyminski vorstellen. Originell? Genial!
Fazit: Starker Stammbaum, klasse Talent - Patterson Hood serviert mit "Heat Lightning Rumbles In The Distance" ein wundervolles Album mit wunderbaren Überraschungsmomenten. Ein sicherer Tipp!
Label: PIAS (rough trade) | VÖ: 7. September 2012 |
Titelliste
01 | 12:01 | 07 | Better Than The Truth |
02 | Leaving Time | 08 | Betty Ford |
03 | Disappear | 09 | Depression Era |
04 | Better Off Without | 10 | Heat Lightning Rumbles In The Distance |
05 | (untold pretties) | 11 | Come Back Little Star |
06 | After The Damage | 12 | Fifteen Days (Leaving Again) |