"Now Get In Your Car, Drive and Listen!" (Steig in Dein Auto, fahre und höre zu!) lautet die Aufforderung, die Sonia Leigh allen mit auf den Weg gibt, die ihr erstes Album in Digipack-Form aufschlagen. Na gut, wer will sich den Befehlen der Lady aus Atlanta, Georgia, schon widersetzten, die es sich da auf dem Cover in einem alten Ledersessel mit riesiger US-Flagge im Hintergrund gemütlich gemacht hat?
Los geht die Fahrt mit "Ain't Dead Yet" - einem munteren Opener, der gleich zeigt, dass Leigh eine wirklich ordentliche Songschreiberin ist. Ist ja auch kein Wunder, ist "1978 December" zwar ihr erstes Album für das Label von Zac Brown, vorher hat Leigh aber schon vier Platten überwiegend in Eigenregie veröffentlicht. Bodenständiger Rock-Sound mit der whiskeyveredelten Stimme - das passt ins Auto - zumindest wenn die Sonne scheint.
Die erste Single, mit der es die Sängerin unlängst in die Top 50 der Country-Hitliste geschafft hat, ist noch etwas eingängiger ausgefallen. "My Name Is Money" ist wiederum kein klassischer Country, sondern eher eine Mischung aus Rock, Soul und etwas Blues. Also genau das, was man erwarten kann, wenn eine CD den Stempel "Southern Ground" trägt. Interessant auch, weil hier die Erzählperspektive aus der Sicht des Geldes erfolgt.
Die Nummer, die am ehesten in Richtung Country tendiert, ist "Bar". Ein hymnischer Trinkersong mit klassischem Bar-Feeling, bei dem zum einzigen Mal auf der CD auch eine Fiddle (sehr schön gespielt von Luke Bulla) erklingt. Hier ist erstmals auch Zac Brown unüberhörbar mit von der Partie, der sich spätestens seit "Chicken Fried" mit feiertauglichem Liedgut bestens auskennt. "Bar" ist zugleich einer der ältesten Songs des Albums, denn schon am 30. Oktober 2009 bei den Aufnahmen für die Live CD/DVD der Zac Brown Band stellten Brown und Leigh die Nummer dem Publikum vor. Übrigens finden Interessenten auch "My Name Is Money" schon auf der DVD.
Doch zurück zu unserer Autofahrt: die erreicht nach dem flotteren, aber recht unauffälligen "Ribbon of Red" mit dem tief im Blues verwurzelten "I Just Might" einen kleinen Hänger. Handwerklich zweifellos gut gemacht, was allerdings nichts hilft, um sich munter zu halten. So passt ist der sechs Minuten lange Song eher in einen kleinen Blues-Club mit einem handverlesenen Fachpublikum als auf den Highway.
Fernweh mit dem sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster löst da schon eher "Virginia" aus, dass an klassische Songwriter-Traditionen anknüpft, und an Stücke von Bonnie Raitt, Mary Chapin Carpenter oder Emmylou Harris erinnert. Eine Richtung, in die auch das folgende "A Poem From The Ocean Floor" passt.
Von "If You Won't Tell" bleibt nicht wirklich etwas hängen, besser ist da schon eine Portion an federleichtem Reggae kurz vor dem Ende der Fahrt. "Roaming" ist einer der beiden Titel, die Sonia Leigh zusammen mit Zac Brown verfasst hat. Selbst die bei der Zac Brown Band des Öfteren verwendeten Steel Drums kommen zum Einsatz - ein echter Hit für das Mainstream-Radio ist der Song trotzdem nicht. Der Titeltrack zum Ende ist gleichzeitig der persönlichste: "1978 December" steht für den Monat und das Jahr, in dem die Songwriterin geboren wurde. Etwas wehmütig ist der an ihre Eltern gerichtete Acoustic-Song schon, aber nach 41 Minuten ist die Fahrt damit nun auch vorbei.
Fazit: Eine talentierte Songwriterin mit einer schön rauhen Stimme, die für Fans aus einem Umfeld mit Bonnie Raitt oder Mary Chapin Carpenter spannend sein könnte. Für Mainstram-Freunde ist die CD dagegen bis auf wenige Highlights eher langweilig.
Label: Southern Ground (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 27. September 2011 |
Titelliste
01 | Ain't Dead Yet | 06 | Virginia |
02 | My Name is Money | 07 | A Poem From the Ocean Floor |
03 | Bar | 08 | If You Won't Tell |
04 | Ribbon of Red | 09 | Roaming |
05 | I Just Might | 10 | 1978 December |