1994 wurde die Formation von Rounder Records-Mitgründer Ken Irwin zunächst für einen einmaligen Auftritt im Rahmen des 25. Jubiläums der Plattenfirma zusammengetrommelt. Doch die Harmonie stimmte: Ein Jahr später nahmen die Sechs ihr erstes gemeinsames Album für Rounder auf und benannten sich nach dem legendären Long View Farm Studio in North Brookfield, Massachusetts, in dem ihre Aufnahmen stattfanden. Innerhalb kürzester Zeit landete die CD in den Top 15 Gavin´s Americana Charts und gewann zwei IBMA-Awards. Mit ihrem aktuellen Album "Deep in the Mountains" zeigen Longview, dass sie auch 13 Jahre nach ihrem Debüt noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
Obwohl sich die Band aufgrund anderer musikalischer Verpflichtungen (u.a. die Bands The New South, Midnight Call, Michael Cleveland and Flamekeeper) oft nur einige Male im Jahr trifft, ließ sie es sich nicht nehmen, "Deep in the Mountains" selbst zu produzieren. Aufgenommen wurden die zwölf exzellent traditionell gehaltenen Songs im Skagg's Place Studio in Hendersonville, Tennessee. Resultat: ein traditionelles Bluegrass-Album mit packenden Melodien und wunderbaren Harmony-Vocals.
Schon der Opener "Eating Out of Your Hand" von Bill Harrell und Hope Harlow macht klar: Das Sextett beherrscht sein Handwerk. Rasant und virtuos wird gefiddelt und gepickt was das Zeug hält. Das ruhigere und von dem früheren Bandmitglied Dudley Connell geschriebene "Weathered Grey Stone" dagegen zeigt, dass Bluegrass auch mit zarteren Tönen äußerst stimmig klingt. Auch bei Randall Hyltons "Room at the Top of the Stairs" und "Don´t Leave Me Alone" von Cullen Galyean geht es relativ gemäßigt zu. Mit emotionalem, oft mehrstimmigem Gesang und klagenden Streichern sind die beiden Songs traurig schöne Stücke mit reduziertem Rhythmus. Bei "Old Log Cabin" steht der melancholische Text dagegen in deutlichem Widerspruch zu der beschwingten Instrumentierung.
Mit dem folgenden Instrumentalstück, einer Version des Klassikers "Cotton Eyed Joe" von Ron Stewart, stellen Longview in besonderem Maße ihre Virtuosität unter Beweis. In rasender Geschwindigkeit jagen die Musiker über die Saiten und begeistern gleichermaßen mit Virtuosität und Elan. Humoristisch kommt das folgende "I`ll Love Nobody But You" von Jim und Jesse McReynolds daher, während es mit den Liebesliedern "Baptism of Jesse Taylor" und der Louvin-Brüder-Komposition "I´m Gonna Love You One More Time" wieder etwas beschaulicher wird. Und auch das herzerweichende "At the First Fall of Snow" schlägt eher sanfte Töne an. Durch das reduzierte Arrangement kommt der glasklare Lead-Gesang Don Rigsbys besonders gut zur Geltung. Deutlich erdiger klingt da die Stimme von James King, der im folgenden "I Love You Yet" und auch in dem beschwingten "Georgia Bound" die Lead-Vocals übernimmt. Mit dem kraftvollen Song von Charlie Moore und Bill Napier klingt das Album schön und nachhaltig aus. Eine traditionell polierte Perle der modernen Countrymusic.
Fazit: Ein energiegeladenes Bluegrass-Album, das mit einer ausgewogenen Mischung aus rasanten Uptempo- und melancholischen Midtempo-Nummern überzeugt. Bluegrass-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten - Freunde moderner Countryklänge werden mit dieser traditionellen Roh-Kost allerdings weniger viel anfangen können.
Label: Rounder / Decca (Universal) | VÖ: 23. September 2008 |
Titelliste
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01 | Eating out of Your Hand | 07 | I'll Love Nobody But You | ||
02 | Weathered Grey Stone | 08 | Baptism of Jesse Taylor | ||
03 | Room at the Top of the Stairs | 09 | I'm Gonna Love You One More Time | ||
04 | Don't Leave Me Alone | 10 | At the First Fall of Snow | ||
05 | Old Log Cabin | 11 | I Love You Yet | ||
06 | Cotton Eyed Joe (Instrumental) | 12 | Georgia Bound |
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