Alte Hasen, wie Hot Apple Pie nun mal sind, setzen sie auf ihrem Album glücklicherweise nicht nur auf gutgemeinte Gute-Laune-Nummern wie "Hillbillies" oder "The Good Life", sondern auf ihre Vielseitigkeit und ihre exzellenten Harmoniegesänge - besonders auf der Ballade "Annabelle (Arkansas Is Callin' You)" oder dem Intro zu "Everybody Wants To Dance With My Baby", einem aber sonst eher langweiligen Song. Hot Apple Pie beherrschen einen entspannten West-Coast-Sound, ähnlich dem der Eagles ("Easy Does It"), ebenso wie verschwitzte Sumpfrocker wie "Redneck Revolution", der auch Big & Rich gut angestanden hätte: Hemmungslos wird da gereimt: "Outta the woods, outta the shacks, from across the tracks, in our Pontiacs". Da ist dann schon ein kleines budweiserseliges Grinsen angezeigt. Doch dann gilt es wieder, stocknüchtern zu staunen, über die schwindelerregend schnell gehetzte Bluegrass-Version von Robbie Robertsons "The Shape I'm In". Da darf jeder mal zeigen, was er drauf hat, gekrönt von einem halsbrecherischen Basssolo.
Größte Coup für die Band und ihr Album ist natürlich das Duett mit Altstar Willie Nelson. Aber den kann man ja mit so ziemlich jedem ins Studio stellen und es kommt etwas halbwegs anständiges dabei heraus: So auch die Ballade "Slowin' Down The Fall." Als Erzähler kleiner Geschichten scheuen sich Hot Apple Pie nicht, auch die Falltüren des Musikbiz zu besingen: Im Song "California King" (König von Kalifornien) erzählen sie von einem Jungen aus Tennessee, der nach L.A. geht, einen einzigen Hit landet, aber als One-Hit-Wonder nicht wirklich glücklich wird. "Du bist immer nur so gut, wie der letzte Song, den du veröffentlicht hast. In der Sekunde, in der du dich mal kurz ausruhst, wird jemanden kommen und deinen Thron stehlen." Da können Seals und seine Mannen bislang beruhigt sein, den Hot Apple Pies macht niemand den Thron streitig: Denn die haben noch gar keinen bestiegen.
Fazit: Glücklicherweise lässt sich das Quartett um Brady Seals auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum nicht auf den Gute-Laune-Country ihres ersten Hits "Hillbillies" reduzieren, sondern setzt auf stilistische Vielfallt. Dennoch: Wirklich heiße Apfeltörtchen sind das nicht. Höchstens lauwarm, höchstens.
Label: DreamWorks Nashville (Universal) | VÖ: 12. Juli 2005 |
Titelliste
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01 | Hillbillies | 08 | Slowin' Down The Fall |
02 | We're Makin' Up | 09 | Redneck Revolution |
03 | California King | 10 | Annabelle (Arkansas Is Callin' You) |
04 | Easy Does It | 11 | Everybody Wants To Dance With My Baby |
05 | The Good Life | 12 | I Should Have Seen Her Leavin' Comin' |
06 | Why Can't I Get To You | 13 | All Together Now |
07 | The Shape I'm In |
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