Hackensaw Boys - Look Out!

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Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
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Mein lieber Herr-Gesangsverein, da geht die Post tüchtig ab! Aber auch kein Wunder, denn die 1999 von Tom Peloso, David Sickmen, Rob Bullington und Robbie St. Ours in Charlottesville, Virginia gegründeten Hackensaw Boys gehören längst zum Innovativsten und Herausragendsten der heutigen Bluegrass-Szene. Wobei "Bluegrass" der derzeit aus sechs lustigen Musikanten bestehenden Band nicht ganz gerecht wird. Klar spielen Banjo, Fiddle, Dobro und Honky-Tonk-Piano stets die erste Geige, und traditionelle Arrangements sorgen bei so gut wie jedem Track ihrer bislang fünf erschienenen Alben für rustikales Roots-Ambiente. Die Herangehensweise der bisweilen zehn Musiker umfassenden Band hat allerdings ganz und gar nichts von beschaulicher Nostalgie. Im Gegenteil: Mit ihrer unbekümmerten, zupackenden Art und ihrer überbordenden, bisweilen brachialen Spielweise stehen sie Punk-Bands wie den Ramones oder den Sex Pistoles tatsächlich näher als beispielsweise braven Acts wie Alison Krauss oder Bill Monroe.

Deshalb haben die Hackensaw Boys - nicht zuletzt wegen gemeinsamer Tourneen mit den Flaming Lips und Cheap Trick - in der amerikanischen Rock- und Alternative-Szene mindestens genauso viele Fans, wie unter Bluegrass-Freunden.

Mit ihrem neuen Album "Look Out!" werden sie ihre Fangemeinde bestimmt noch weiter vergrößern. Denn mit der zwölf Titel umfassenden und selbst produzierten CD gelingt der Formation ein kleines Meisterwerk. Im Sauseschritt übrigens. Denn für Aufnahmen und Mix im Sound of Music-Studio in Richmond investierte die Band insgesamt nur sieben Tage. Low Budget, könnte man da vermuten. Oder: freche, ungenierte, selbstbewusste und spontane Arbeitsweise. Wer sich das tempogeladene Song-Dutzend zu Gemüte führt, wird letztere Begründung favorisieren.

Das macht gleich mal der von Jesse "Baby J." Fiske und Ferd "Four" Moyse geschriebene Opener "Look Out Dog, Slow Down Train" klar. Ein ungestümer Bluegrass-Kracher mit Banjo-Feuerwerk und urigem Uhuuu-Geheule. Damit legt die Band für die weiteren Titel die Messlatte ziemlich hoch. Doch keinesfalls zu hoch: Alle Songs halten locker dieses hohe Niveau - durch Spiel- und Wortwitz, originelle Melodien und Arrangements und vor allem durch eine beeindruckende kreative Energie. Ja, da geht der Punk ab, da steppt, wie es so schön heißt, der Bär. Auch wenn das muntere Sextett mal ein, zwei Gänge runterschaltet um ihr ICE-Tempo auf Bimmelbahn-Groove zu drosseln. Das kommt freilich nicht so häufig vor. Genau genommen nur bei der Rob "Mahlon" Bullington-Komposition "Baltimore", der Moyse-Ode an das "Radio" und bei dem Fiske-Song "Too Much Time". Bei diesen Titeln fließen Folk- und Blues-Akzente ein und sorgen für willkommene Abwechslung. Nach diesen Verschnaufpausen legen die Hackensaw Boys meist aber im drauffolgenden Song nur umso entschlossener los. Zum Beispiel mit der exquisiten, vom mittlerweile ausgestiegenen Tom "Pee Paw" Peloso geschriebenen Hommage an einen "Hobo" oder mit dem runderneuerten Traditional "Gospel Plow". Wörter werden dem nicht gerecht, das muss man hören.

Fazit: Wer sich eine Kombination aus der Carter Family und den Sex Pistols vorstellen kann, bekommt eine Ahnung vom Roots-Drive der Hackensaw Boys. Ein echter Knaller!

Label: Nettwerk (Soulfood) VÖ: 25. Juli 2008

  • Titelliste

  • Links

01 Look out Dog, Slow Down Train 07 Gospel Plow
02 Oh, Girl 08 Sweet Petunia
03 F.D.R. 09 Sally Ann
04 Baltimore 10 Too Much Time
05 Radio 11 Blue-Eyed Girl
06 Hobo 12 Just One Change


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