Fred Rai, Gründer der Süddeutschen Karl May-Festspiele, gestorben

Fred Rai gestorben

Er war ein Träumer, ein Visionär, einer der wenigen Glücklichen, die ihr Leben lang Kind bleiben und sich ihre eigene Welt schaffen durften, Fred Rai. Welcher Junge, der die Bücher von Karl May gelesen hat, möchte nicht Cowboy werden?

Wer jemals die Süddeutschen Karl May-Festspiele in Dasing bei Augsburg in Bayern besucht hat, spürte, dass einem dort der Flair des Persönlichen entgegen kommt. Im Gegensatz zu anderen Freizeitparks, wo es meist mehr um Kommerz geht und wo der ursprüngliche Gedanke des Erschaffers wohl in den Hintergrund gerückt ist, hat Fred Rai immer Wert darauf gelegt, dass es in seiner Western City, die er 1980 eröffnet hatte, anders ist. So trat er während der Saison auch jeden Tag als Sänger zusammen mit seinem legendären Pferd "Spitzbub" im Saloon auf, zeigte dabei Nähe zu den Besuchern, sprach vor allem mit den Kindern und war eben nicht "hoch zu Ross" im übertragenen Sinn. Kritik an seiner Sangeskunst sei berechtigt. Und wer es nicht mag, bei "Von den blauen Bergen kommen wir" mitzuklatschen, soll es eben lassen. In Dasing war es Kult und gehörte zu Fred Rai genauso wie sein gefärbter Schnauzbart. Er war eben anders und genau so liebten ihn die Menschen.

Auch wirkte er jedes Jahr als Darsteller selbst in seinen Aufführungen mit. Hier nahm er, ganz im Gegensatz zu seinem privaten Charakter, stets die Rolle des Bösewichts ein.

Die wahrscheinlich faszinierendste Facette an Fred Rai jedoch war seine Liebe zur Natur und zu den Tieren. Für sein Engagement wurde er auch mit der Ehrenurkunde des Deutschen Tierschutzbundes ausgezeichnet. Denn hinter dem schillernden Show-Menschen steckte ein sensibler Pferdeversteher, der über die Zeit seine verhaltenspsychologischen Kenntnisse ausbaute, sie in Büchern niederschrieb und schließlich so das von ihm patentierte Rai-Reiten Anerkennung unter Reitern fand, die wie er verstanden haben, dass es einfach nur Respekt und Einfühlungsvermögen in die Tiere braucht, um mit ihnen zu arbeiten. Rai-Reiten basiert auf völliger Gewaltfreiheit und reiner Körperharmonie. In Dasing wird man, nicht wie in anderen Westernstädten, keine Cowboys mit Sporen finden.

Am vergangenen Donnerstag gab Fred Rai eine offizielle Pressekonferenz, in der er die Neuigkeiten zum bevorstehenden Saisonstart der Western City am 1. Mai 2015 bekannt gab. Am 6. Juni 2015 soll es ein Konzert mit Schlagerstar Claudia Jung geben. Die Karl May-Festspiele werden dann am 27. Juni 2015 beginnen, diesmal steht "Der Schatz im Silbersee" auf dem Programm.

Gestern dann der Schock, der nicht nur seine Familie, die ca. 80 Mitwirkenden der Crew, sondern alle Fans von Fred Rai erstarren ließ. Im Alter von 73 Jahren starb der Cowboy da, wo er immer am glücklichsten war - im Sattel eines Pferdes! Unweit der Western City, hat er, einer offiziellen Pressemitteilung zufolge, laut den Ärzten während eines Ausritts einen in der Folge tödlichen Schlaganfall erlitten.

"Ich wünsche mir, dass die Süddeutschen Karl May-Festspiele selbst dann noch die Menschen in ihren Bann ziehen werden, wenn auch ich, wie die Helden von Karl May, längst durch die ewigen Jagdgründe reite", soll er einmal gesagt haben. Wie dies in der Realität aussehen soll, mag sich wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand so wirklich vorstellen. Das Vermächtnis, welches Fred Rai hinterlassen hat, ist unschätzbar. Sein Name wird in Deutschland nicht nur im Süden immer untrennbar mit der Western-Kultur verbunden bleiben.

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